WALDGEFLüSTER - Knochengesänge
Mehr über Waldgeflüster
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- AOP Records
- Release:
- 07.11.2025
- Krähenpsalme (feat. Austin Lunn of Panopticon)
- Bamberg, 20. Juni
- Der kleinste König und sein Architekt
- Von Hypnos und Thanatos
- Lethe - Der Fluch des Schaffenden (feat. Alboin of Eïs)
- Knochengesang
- The Parting Glass
Ultraintensive Herbst- und Winterklänge aus Bayern.
Ein Doppelschlag der Bayern WALDGEFLÜSTER erreicht uns in diesem Spätherbst. Ich habe mich dazu entschieden, die beiden Alben einzeln zu rezensieren. Denn auch "Knochengesänge" ist schon ein langes Album mit fast einer Stunde Spielzeit geworden.
Wer WALDGEFLÜSTER kennt weiß, dass es sich um eine der wichtigsten, vielleicht sogar die wichtigste, deutsche Wald- und Wiesen-Black-Metal-Band handelt. In den USA wäre es vielleicht Cascadian Black Metal. In Deutschland wird mit der Muttersprache gearbeitet, auf manchen Tracks auch mal mit bayrischem Dialekt.
Auf diesem Album gibt es Klangwelten, die teilweise den Black Metal deutlich verlassen. Es wird dabei nicht ungemütlich modern, wohl aber postig, doomig und tödlich. Die 'Krähenpsalme' werden gemeinsam mit PANOPTICON vorgetragen. Der Klargesang sorgt für eine arg tragische Atmosphäre, die sich insgesamt stark durch das Album zieht. Was ist in Bamberg, meiner Geburts- und Heimatstadt, am 20.06. passiert? Der Song mit deutlicher Überlänge entführt in eine musikalische Dystopie. Das Klangbild ist stampfig, angereichert mit fast schon singenden Gitarrenharmonien. Black-Metal-Keifgesang ist hier praktisch abwesend, die Band ist tief im postigen Black Metal angekommen. Das wird wahrscheinlich nicht allen gefallen, ich finde es aber ansprechend. Sowohl 'Der kleinste König und sein Architekt' als auch 'Von Hypnos und Thanatos' ziehen diese Linie entsprechend durch.
Nicht nur hier wird in griechisch-mythologische Sphären entführt, diesmal auch wieder mit schwarzmetallischerem Gesang, der aber weniger an norwegische Radikalität als an IMHA TARIKAT erinnert. 'Lethe - der Fluch des Schlafenden' verführt in die Vergessenheit des Sterbens, und zwar mit Unterstützung von EIS-Sänger Alboin. Die Lieder haben alle ein recht ähnliches Klangbild und heben sich durch den Gesang nicht so massiv voneinander ab, ich genieße das Album aber bisher einfach als Gesamtkunstwerk. Spotify-Playlists sind mir für den Musik-Konsum fremd. Der Titelgesang ist tragisch, düster, drückend. Einzig 'The Parting Glass' mit unter fünf Minuten, hat eine einigermaßen normale Tracklänge und eine stark keltische Atmosphäre, die mich anspricht. Es klingt wie ein tragischer Rocksong.
So ist meine Rezension insgesamt nicht euphorisch, denn "Knochengesänge" lässt mich nach dem Anhören eher bedrückt zurück. Nicht weil die Musik schlecht wäre, das ist in keinster Weise der Fall! Sondern weil sie eben zermürbend, bedrückend sein soll. Für mich ist es ein fantastisches Werk für den Herbst und Winter, das unbedingt am Stück genossen werden sollte. Ihr werdet die Welt danach nicht fröhlicher, mutiger, hübscher sehen. Aber ihr werdet die knappe Stunde genießen können. Und dann gibt es ja sogar noch ein zweites Album... Ach übrigens, da das Album seit Erscheinen hier dauerrotiert, sah ich mich doch zu einer recht hohen Note genötigt. Sie ist angemessen.
Anspieltipps: Bamberg, 20. Juni; Von Hypnos und Thanatos; The Parting Glass
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer


