TYRAN' PACE - Eye To Eye (Re-Release)
Mehr über Tyran' Pace
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Scream
- Release:
- 27.02.2009
- Highway Knights
- Knives And Bones
- Black Leather Beauty
- Let It Rock
- Fight Fever
- Eye To Eye
- State Of The Kind
- Come Get It
- Leave Me Tonight
- Eye To Eye (live) [Bonus Track]
Manche Bands kommen erst dann groß raus, wenn es sie nicht mehr gibt.
Was macht man als junger JUDAS PRIEST-Fan, der nicht nur passiv rumhängen will? Vor über 25 Jahren standen der Sänger Ralf Scheepers und der Gitarrist Oliver Kaufmann vor genau dieser Frage. Nach einer Überdosis "Sin After Sin" und "Screaming For Vengeance" schritten sie zur Tat, indem sie sich die halbe Mannschaft der frühen SINNER schnappten und eine eigene Band namens TYRAN' PACE gründeten.
1984 erschien ihr Debütalbum "Eye To Eye", das mit einer messerscharfen Drei-Gitarren-Front und einer Stimme, die stark nach Rob Halford klang, aufwartete. 'Highway Knights' brettert mit Riffs der Marke 'Sinner' los, klingt aber durch sein genaues Arrangement und die spielerischen Fertigkeiten nicht allzu stark nach Plagiat. Und daran ändert sich nichts: Riffs und Stimme sind fast durchweg Fleisch vom Fleische PRIESTs, aber daneben zeigt sich das eigene Gesicht einer jungen Band. "Eye To Eye" gefällt durch einen unverfälschten Metalgeist, satte Gitarren und ein erstaunlich gutes Bass-Spiel. Mit Riffmonstern ('Knives And Bones'), kernigen Rocknummern ('Let It Rock'), leicht düsteren Klängen ('State Of The Kind') und der unvermeidlichen akustischen Ballade als Rausschmeißer ('Leave Me Tonight') bietet die Scheibe ein breites Programm. Das subjektiv beste Stück der Platte ist 'Fight Fever', das genau die Mischung aus Härte, Melodie und Eingängigkeit hat, aus dem sonst Klassiker gemacht sind.
Nun erscheint eine remasterte Neuausgabe von "Eye To Eye" mit sehr guter Tonqualität, einem neuen Cover und einer Liveaufnahme des Titelstücks als Bonus. Das Beiheft ist eine Fundgrube gewollter wie ungewollter Komik. Optisch präsentieren sich unsere harten PRIEST-Fans mit bunten Hemdchen und Big Hair als Wegbereiter von EUROPE und BON JOVI. Daneben fragt man sich, wem ein unvollständig abgedrucktes Interview von 1989, das mitten im Satz einsteigt und unterbricht, nutzen soll. Sprachliche Kapriolen finden sich in der Bandbio, wenn es heißt, ein neuer Schlagzeuger sei für seinen Vorgänger "an den (!) Drums" gekommen.
Der große Erfolg war TYRAN' PACE schließlich nicht beschieden. Nach wenigen Jahren löste sich die Band wieder auf. Ralf Scheepers wurde Sänger bei GAMMA RAY und landete später bei PRIMAL FEAR, zwischenzeitlich bewarb er sich sogar um das Mikro von JUDAS PRIEST. Schlagzeuger Edgar Patrick tauchte bei SAMPSON und BONFIRE auf. Das und die Tatsache, dass in den Neunzigern noch mal kurz der Name TYRAN' PACE - wenn auch ohne ein einziges Gründungsmitglied - auf der Bildfläche erschien, ließen auf einmal ein großer Interesse an dieser talentierten Band aus dem eigenen Land hochkommen, und plötzlich wollte jeder Fan gewesen sein. Manchmal ist die Rockergemeinde wie die katholische Kirche: Eine Heiligsprechung gibt's erst nach dem Tod.
Anspieltipps: Highway Knights, Fight Fever, State Of The Kind
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser