TWISTED TOWER DIRE - Netherworlds
Mehr über Twisted Tower Dire
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Remedy Records / Soulfood Music
- Release:
- 23.02.2007
- Starshine
- Dire Wolf
- Fortress
- Killing Kind
- Netherworlds
- Casualty Of Cruel Times
- Tales Of Submission
- No One Left To Blame
- Firebird
Es sind nicht mehr allzu viele Bands, die die Flagge des echten, unverfälschten, klassischen US Metal hoch halten, und noch weniger, die es wirklich großartig tun. Neben ZANDELLE, OVERLORDE und AXEHAMMER muss man seit einigen Jahren auch TWISTED TOWER DIRE zu diesem erlesenen Kreis zählen. Deren letztes Album "Crest Of The Martyrs" erschien 2003 und versetzte die Gemeinde in kollektive, ekstatische Zuckungen aufgrund der exorbitanten Qualität des Songwritings. An Klassikern wie 'Some Other Time, Some Other Place' oder 'Axes & Honor' kann ich mich auch heute, mehr als drei Jahre später, kaum satt hören. Folglich war die Vorfreude auf "Netherworlds" enorm, schließlich hat man die hungrige Meute ziemlich lange warten lassen und mit viel Liebe und Sorgfalt dieses neue Stück amerikanischen Edelstahl geschmiedet.
Und dann liegt sie eines Tages im Briefkasten, die neue TWISTED TOWER DIRE-Scheibe, du fischt das gute Stück mit zitternden Händen aus dem Umschlag, kriechst auf Knien zur Anlage, wirfst den Silberling in den dunklen Schacht und nimmst schon mal die Anbetungshaltung ein. Oder so ähnlich. Und Du wirst nicht enttäuscht, denn diese fünf kultigen Old-School-Freaks haben es tatsächlich immer noch drauf. Der Hauptunterschied zu "Crest Of The Martyrs" ist, dass das epische Element ebenso zurückgefahren wurde wie die auf dem Vorgänger angedeuteten Einflüsse des hymnischen Euro-Metal. Vielmehr geht "Netherworlds" wieder einen Schritt zurück zu den Wurzeln der Truppe und serviert uns neun relativ raue, harte Heavy-Metal-Granaten, die wie eine Mischung aus OMEN und ANVIL klingen. Die Widerhaken-Hooks und die sich gnadenlos ins Hirn fressenden Killer-Melodien haben TWISTED TOWER DIRE glücklicherweise immer noch an Bord. Wichtigstes Charakteristikum bleibt allerdings die umwerfend geile, alles umblasende Gitarrenarbeit des Duos Scott Waldrop/Dave Boyd. Was die Zwei hier aufs Parkett legen, ist wieder mal mehr als beeindruckend. Kraftvolles, kompromissloses Riff-Geschredder trifft auf die traumhaftesten Leads und die begnadetsten Soli, die zur Zeit von jenseits des Atlantiks herüber gefeuert werden.
Ich persönlich muss gestehen, dass mir die eingängigen Hymnen des Vorgängers ein wenig fehlen. Wie ein Verdurstender habe ich daher auch am ehesten an "Crest Of The Martyrs" erinnernde Göttergaben wie 'Dire Wolf' oder 'Tales Of Submission' aufgesaugt. Puristen werden das allerdings genau anders herum sehen und sich freuen, dass der TWISTED TOWER DIRE-Sound insgesamt wieder mehr ballert und beißt, und die Songstrukturen weniger plakativ und im positivsten Sinne altmodischer sind. Die Nackenmuskulatur gerät jedenfalls ordentlich in Wallung, und wenn meine einjährige Tochter mich wieder mit riesengroßen Augen anstarrt, weil ich Luftgitarren spielend und heftig bangend durchs Arbeitszimmer hüpfe, dann steht fest, dass diese Platte genau der Stoff ist, den Heavy-Metal-Maniacs zum Überleben so dringend brauchen.
Somit hat sich auch "Netherworlds" seinen Platz auf dem heimischen True-Metal-Altar redlich verdient. ZANDELLE haben eben erst vorgelegt, TWISTED TOWER DIRE ebenbürtig nachgezogen: US Metal-Herz, was willst Du mehr?
Anspieltipps: Starshine, Dire Wolf, Killing Kind, Tales Of Submission
- Redakteur:
- Martin van der Laan