TOTENGOTT - Beyond The Veil
Mehr über Totengott
- Genre:
- Doom Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Hammerheart Records
- Release:
- 12.07.2024
- Inner Flame
- Sons Of The Serpent
- Marrow Of The Soul
- The Architect
- Beyond The Veil Part I: Mirrors Of Doom
- Beyond The Veil Part II: Necromancer
- The Golden Crest (The Ritual, The Curse, The Path, The Light)
Emanzipierte CELTIC FROST-Huldigung mit eigenständiger Note.
TOTENGOTT aus Spanien hat sich nach dem letzten Song benannt, an dem Tom Gabriel Fischer und Martin Eric Ain (R.I.P.) von CELTIC FROST jemals zusammen gearbeitet haben, bevor Ain im Jahr 2017 im Alter von nur fünfzig Jahren viel zu früh aus dem Leben scheiden sollte. Das ist natürlich alles andere als ein Zufall, macht die Band auch darüber hinaus keinen Hehl aus ihrer Verehrung für die Schweizer Dunkelavantgardisten. Auch das erste Demo "Lucifuge Rofocale" aus dem Jahr 2014 bestand ausschließlich aus Coverversionen der legendären Kombo aus Zürich. Auf den folgenden zwei Langspielern "Doppelgänger" (2017) und "The Abyss" (2019) sollte man sich ebenfalls auf die schwarzen Fahnen schreiben, das morbide musikalische Erbe des keltischen Frostes in Ehren zu halten und weiterzuführen. Auch Album Nummer drei "Beyond The Veil" verfolgt diesen Weg ohne Rücksicht auf etwaige Plagiatsvorwürfe konsequent weiter, womit wir bereits einen wichtigen Punkt erreicht haben. Die einen könnten das nämlich vielleicht alles als billigen Rip-Off auslegen, den man nicht wirklich braucht, so lange man sich eben an die Originale halten kann. Die anderen (zu denen auch ich mich zähle) begrüßen mit offenen Ohren und ohne Scheuklappen alle geistigen Erben einer solchen künstlerischen Ausnahmeband, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das Vermächtnis einer in vielerlei Hinsicht stilprägenden Band weiterzuführen und das morbide Frostfeuer somit stetig weiterlodern zu lassen.
Auch wenn auf diesem Album ein jedes Riff ohne viel Fantasie tatsächlich aus der Feder eines Tom Gabriel Fischer stammen könnte, jeder Song zweifelsohne auch (fast) jeder CELIC FROST-Veröffentlichung sehr gut zu Gesicht stehen würde, muss man der Band im Gegenzug, ohne Wenn und Aber, eben auch eine durchaus vorhandene eigene Note attestieren. Der Opener 'Inner Flame' beispielsweise wartet neben typischen tonnenschweren und runtergestimmten Powerchords und einem wilden Sechssaiter-Solo mit schrägen VOIVOD-Riffs auf. 'Sons Of The Serpent' ist ein wunderbar infernalisch angehauchtes, doomiges Downtempo-Riffmonster, welches von düsterer und mehrschichtiger choraler Unterstützung, dezenten Keyboardteppichen und getragener Schlagzeugarbeit dunkelatmosphärisch kongenial begleitet wird. 'Marrow Of The Soul' kommt als typischer FROST-Stampfer daher, könnte aber auch als Song aus der Spätphase von HELLHAMMER ohne weiteres problemlos durchgehen. 'The Architect' entpuppt sich als geradezu perfekter ritueller Soundtrack einer jeden seriös abgehaltenen schwarzen Messe. Viel mehr an höllischer und schaudererregender Aura im positiven Sinne kann man tatsächlich schwerlich in einen Song stecken. Mit dem in zwei Teile gegliederten Titelstück 'Beyond The Veil' folgt nun aber erst noch der Platte exquisites Sahnehäubchen. 'Beyond The Veil Part I: Mirrors Of Doom' eröffnet mächtig-erhaben und majestätisch mit einem von weiblichem Gesang getragenen Intro und geht im zweiten Teil 'Beyond The Veil Part II: Necromancer' (Guest Vocals: Eric Forrest von E-FORCE) in einen rasanten, dynamischen und thrashigen Uptempo-Kracher über, der auch auf jeder TRIPTYKON-Veröffentlichung alles andere als fehl am Platz sein würde. Stilgerecht abgeschlossen wird das Opus mit dem über dreizehn Minuten langen 'The Golden Crest (The Ritual, The Curse, The Path, The Light)'. Hier werden trotz der einen oder anderen Länge, die dem Song innewohnt, nochmals alle Register des TOTENGOTTschen Songwritings gezogen: ultraschweres, zähes und downgetuntes Riffing, finsterste, aber nie zu sehr im Vordergrund stehende Keyboardummantelung, epische Orchestrierungen, katakombenhafter Melodieführung und mit einem Sänger, bei dem man wohl wirklich erst einen Blick in den Personalausweis werfen müsste, um sicherzugehen, dass wir es hier nicht mit einem Zwillingsbruder von Tom Gabriel Warrior zu tun haben.
Wer mit warmen Temperaturen und sommerlichem Temperament also nicht viel anfangen kann und auch sonst die schwereren und unheilvolleren musikalischen Klänge mit ein wenig Ambient-, Gothic- und Dark Wave-Schlagseite bevorzugt und vielleicht den einen oder anderen Tonträger von Bands wie WINTER oder CONAN im heimischen Regal stehen hat, ist mit diesem Werk daher also mehr als gut beraten, sich zumindest für knapp fünfundvierzig Minuten der schnöden Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Sommers zu entziehen. Denn auch für TOTENGOTT scheint das unumstößliche Credo zu gelten: Only Death Is Real!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze