THYRUZ - Northern Blasphemy
Mehr über Thyruz
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Twilight / Twilight
- Release:
- 08.06.2007
- Intro
- Gautatyrs Vrede
- Tyrannical Human Interface
- Martyrenes Rike
- Perfect Genetic Blend
- Speach By Hedin Varf
- Dark Vision Arising
- Death Valley Terminus
- Show No Mercy
- Braattsjøers Slag
- Furious Chaos
- Bleacher Creatures
- The End
- Martyrenes Rike (Video)
Bisher war ich als bekennender und unverbesserlicher Norwegen-Fan ja immer für Black Metal aus dem hohen Norden zu haben. Als ich dann von THYRUZ las und im Artwork die norske Lyrik, die norsken Flaggen und die norsken Tätowierungen der Protagonisten sah, lag der Verdacht nahe, dass ich der richtige Rezensent für dieses Scheibchen sein dürfte. Auch wenn Albumtitel und Aufmachung in Sachen Klischee schon weit übers Ziel hinaus schießen. Irgendwie vermittelt dieser äußere Anschein zusammen mit dem vom Label ausgegebenen Info-Pamphlet aber doch den Eindruck, dass nun eben auch Twilight Records seine wahrhaftige norske Schwarzstahl-Combo gebraucht hat, um komplett zu sein. Das mag jetzt ein wenig zynisch klingen, aber der Gedanke drängt sich angesichts der Umstände irgendwie auf.
Dabei täte man der Truppe um Frontmann Hedin Varf und die klirrenden Blizzard-Gitarristen Gorm und Ravnsvartr ein wenig unrecht, sie darauf zu reduzieren, denn das gebotene Material ist sicher nicht schlecht. Oft im rasenden Tempo, insgesamt aber stets melodisch durchzogen und durchaus auch mit einigen groovenden Ausbremsmanövern garniert, bietet das Quintett klassichen Mittneunziger Nordlandklang, der von etlichen scharfen Blasts von Hammerschmied Mjølner, surrenden Gitarren und bösem Keifen geprägt ist. Sachen wie RAGNARÖK und die weniger bombastischen Songs von DIMMU BORGIR mögen als Anhaltspunkte dienen. Mal sind die Stücke fast komplett im Speed-Inferno wie bei 'Gautatyrs Vrede', ein andermal sind die Tempowechsel prägend und ohrenfällig, wie bei 'Tyrannical Human Interface' und 'Perfect Genetic Blend' kommt mit einer Menge thrashiger Riffs. Dann hält Mastermind Hedin Varf zwischendurch mal eine kleine, schräge Ansprache und bekommt dafür dürftigen Applaus von seinen Bandkameraden ... keiner weiß warum.
Zum Glück ist dieses Intermezzo schnell wieder vorbei, so dass wir uns wieder der schrägen Raserei mit effektiven Wechseln ins Midtempo ('Dark Vision Arising'), der dezent epischen Hymne ('Death Valley Terminus') und der Raserei an sich widmen können. Am Ende gibt's mit 'Bleacher Creatures' und 'The End' noch ein wenig mehr Abwechslung mit akustischen Einschüben und gesprochenen Passagen. Das kann aber nicht verbergen, dass sowohl Gesang (die folkig-klaren Passagen bei 'Brattsjøers Slag' mal außen vor) und Arrangements als auch die kompositorische Seite über weite Strecken des Albums ziemlich einförmig sind und zwingende Hooks Mangelware bleiben. So ist THYRUZ mit dem Debüt ein ganz nettes Black-Metal-Scheibchen gelungen, das aber für mich kaum Charisma und erst recht keine zwingenden Momente hat. Da hilft auch das etwas kitschige Video zu 'Martyrenes Rike' nicht mehr viel.
Klar, der ewige Vergleich mit den alten Helden aus der eigenen Heimat wird vielen jüngeren norwegischen Combos dezent auf die Nerven gehen, weil man quasi zwangsläufig den Kürzeren ziehen wird, aber leider kann ich es auch THYRUZ nicht ersparen: Diesen Stil haben etliche andere Truppen vielleicht nicht unbedingt handwerklich besser, aber dafür mit weitaus mehr (schwarzer) Seele unters finstre Volk gebracht. Wer vom Norge-Sound niemals genug kriegen kann und die Klassiker schon alle im Schrank hat, der darf gerne mal ein Ohr riskieren. Wer noch historische Lücken hat, der dürfte aber eindeutig mehr davon haben, erstmal diese zu schließen und THYRUZ noch 'ne Weile Zeit zu lassen, in punkto Ausstrahlung und kompositorischer Klasse ein bisschen draufzupacken. Denn der Weg von "ganz nett" hin zu "essentiell" ist ein ziemlich weiter.
Anspieltipps: Gautatyrs Vrede, The End, Brattsjøers Slag
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle