SLEEP TOKEN - Even In Arcadia
Mehr über Sleep Token
- Genre:
- Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- RCA Records
- Release:
- 09.05.2025
- Look To Windward
- Emergence
- Past Self
- Dangerous
- Caramel
- Even In Arcadia
- Provider
- Damocles
- Gethsemane
- Infinite Baths
Dieses Album wird spalten.
Wenn man vom neuen SLEEP TOKEN Album spricht, kommt man nicht umhin, auch über das Marketing zu sprechen. Die Band hat ihre fast schon fanatischen Fans im Quellcode von Webseiten wühlen lassen, um kleinste Hinweise auf das Album zu finden. Mit Koordinaten und Morsecode hat die Community langsam einzelne Informationsbrocken zusammengetragen und sogar lokale Wettermänner wurden ins Marketing eingespannt. Was bei vielen, die nicht so viel mit den Maskenmännern anfangen können, nur für Kopfschütteln sorgt, hat innerhalb der Fangemeinde einen fast schon kulthaften Hype ausgelöst. Und über all dem steht nun die Frage, ob "Even In Arcadia" diesem gerecht werden kann.
Man kann wohl guten Gewissens sagen, dass SLEEP TOKEN den Sound, der seit jeher aus einer Verflechtung vieler Genre-Elementen besteht sowohl weiterentwickelt, als auch auf ein neues Level hebt. Hierbei ist der Sound oft überwältigend und vereinnahmend, manchmal aber auch komisch und nervernzehrend. Dies zeigt bereits der Opener. 'Look To Windward' gibt dem Hörer mehr als man bei einem Hördurchgang wahrnehmen könnte. Der Song fängt maximal leise an, bevor sich dann eine gewaltige Flutwelle an Sound über einem bricht, nur um dann in einem groovigen Trap-Beat auszulaufen. Hier werden in fast acht Minuten bereits mehr Genres gemischt, als die meisten Bands auf einem kompletten Album unterbringen.
Bei 'Emergence' und 'Dangerous' verschmelzen die verschiedenen Stile dann deutlich sanfter miteinander und bieten dadurch massentauglichere Klänge. 'Dangerous' kann man dabei guten Gewissens als direkteste Evolution vom 2021er "This Place Will Become Your Tomb" sehen. Zwischen diesen beiden Songs befindet sich dann noch 'Past Self', welches wohl getrost auch auf jedem Radio-Pop-Album einen Platz finden würde, aber leider bereits beim ersten Hören langweilt.
'Caramel', welches eine der Singleveröffentlichungen im Vorfeld war, erlaubt dann einen Blick hinter die Masken. Einen anderen Rückschluss lässt es zumindest nur schwerlich zu, wenn Vessel darüber singt, dass er sich nicht mehr an die Haustür traut. Die zwiespältige Beziehung zu -zumindest einem Teil - der Fangemeinde ist klares Thema des Songs. Ich frage mich dabei aber unweigerlich, wie sehr man sich über etwas beschweren darf, was man bewusst mit herbeiführt - man siehe beispielhaft die anfangs erwähnte Marketingkampagne.
Beim Titeltrack geht es dann erstmal wieder mit Geklimper los, ohne jemals wirklich Tempo aufzunehmen, bevor bei 'Provider' dann endlich wieder etwas mehr Dynamik reinkommt - zumindest zeitweise. Am weitesten ins Reich der neuen Klänge für die Band wagt man sich dann erst recht spät bei 'Gethsemane', auch wenn die typische Formel nie wirklich verlassen wird.
Am Ende steht dann ein Album, welches sicherlich auch bei den eingefleischten Fans für Diskussionen sorgen wird. Man kann SLEEP TOKEN immerhin nicht vorwerfen, sich auf den bisherigen Lorbeeren ausgeruht zu haben. Die Stimme von Vessel weiß zu überzeugen und die einzelnen Elemente sind technisch unglaublich sauber zusammengemischt - ich würde sogar sagen zu sauber, sodass das körnige fehlt, was die Band ausgezeichnet hat. Genau diese Elemente sind es allerdings auch, welche mich beim Hören jedes Mal wieder aus dem Takt bringen.
Für absoluten Die-Hard-Fans, welche das Album Note für Note unter die Lupe nehmen werden, die Texte sezieren und jede Referenz auf die bandeigene Lore biblisch verehren werden, ist "Even In Arcadia" sicherlich ein Fest. Viele andere werden sich sicherlich erstmal die Ohren reiben müssen. Ich persönlich werde mir ein paar wenige Songs rauspicken und der Rest wird wohl höchstens algorithmusbedingt den Weg in meine Playlisten finden. In der Summe hat das Album viele musikalisch wunderschöne Momente, welche aber leider viel zu oft durch langweilige oder schlichtweg komische Passagen unterbrochen werden, als dass es mich wirklich mitreißen könnte.
Für SLEEP TOKEN wird mit diesem Album der Weg nach oben weiter gehen und alleine durch den Impact, den die Band bereits jetzt hat, wird es immer schwerer werden, sie zu ignorieren.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Chris Schantzen