PERRY, JOE - Have Guitar Will Travel
Mehr über Perry, Joe
- Genre:
- Blues Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Roman Records
- Release:
- 09.10.2009
- We've Got A Long Way To Go
- Slingshot
- Do You Wonder
- Somebody's Gonna Get (Their Head Kicked In Tonite)
- Heaven And Hell
- No Surprise
- Wooden Ships
- Oh Lord (21 Grams)
- Scare The Cat
- Freedom
Verrückte Stories im Camp des AEROSMITH-Gitarristen!
Joe Perry hat das Musik-Business schon von unheimlich vielen Seiten kennen gelernt, es ausgekostet, exzessiv genossen und gleichzeitig auch gehasst. Dennoch: So viele verrückte Geschichten, wie der AEROSMITH-Lead-Gitarrist in den vergangenen Monaten erlebt hat, reichen bei manch anderem Musiker für eine ganze Karriere. Zunächst gab es dort diesen kapitalen Unfall bei seiner Stammkapelle, bei dem sich Frontmann Steven Tyler ordentlich den Schädel zertrümmerte. Und dann folgte auch noch diese irrwitzige Story um seinen neuen Sänger Hagen, einen jungen Deutschen, den Perrys Frau in einem YouTube-Clip entdeckt und sofort kontaktiert hatte, und der schließlich völlig verblüfft zusagte.
Gemeinsam mit dem jungen Talent marschierte der routinierte Master kürzlich ins Studio, um nach längerer Zeit mal wieder einige eigene Ideen anzupacken und weiterhin auch die Zeit zu nutzen, in der seine eigentliche Combo eine Zwangspause nimmt. Mit "Have Guitar Will Travel" folgt nun sein zweiter Solo-Release nach den Arbeiten mit dem JOE PERRY PROJECT in den frühen Achtzigern und damit ein Album, auf dem sich der Gitarrist mal wieder zu großen Teilen dem Blues Rock widmet.
Allerdings geht Perry auf "Have Guitar Will Travel" sehr vielschichtig vor, bemüht sich um Abwechslung und viele Variationen, schaut aber auch, dass eine professionelle Distanz zu seinem anderen Betätigungsfeld gewahrt bleibt. Mit 'We've Got A Long Way To Go' geht die Sache aber zunächst einmal richtig knackig los. Der Song hat einen sehr angenehmen Drive und führt auch den neuen Sänger schnell ins Bandgefüge ein. Besagter Hagen zeigt - somit schließt sich der Kreis - bisweilen auch ein par deutliche Parallelen zu AEROSMITH-Showikone Steven Tyler, wenngleich er sich nicht in die Höhen hineinsteigert wie der berüchtigte Superstar. Perrys Nummern fordern ihn aber auch nicht immer zu Höchstleistungen in extremeren Stimmlagen, sondern verlassen sich mehr auf sein Feeling in den ruhigeren Nummern, denen man später noch einige folgen lässt. 'Slingshot' ist der erste verhaltene Blues-Track, 'Do You Wonder' hingegen die einzige echte Annäherung an das Vermächtnis der Luftschmiede. In der zweiten Hälfte nimmt Perry schließlich das Heft komplett in seine Hände: Das epische 'Heaven And Hell' ist mit einigen experimentellen Gitarrenparts gewürzt, 'Scare The Cat' hingegen eher an seine AEROSMITH-Beiträge wie 'Walk On Down' angelehnt, in denen er auch selbst den Gesang übernommen hat. Dazwischen haben sich mit 'Wooden Ships' und 'Oh Lord (21 Grams)' aber auch zwei langatmigere Stücke eingeschlichen, die einfach nicht so recht in die Gänge kommen. Auch der Titelheld selber, der in den letzten Nummern die vokale Performance übernimmt, ist gesanglich hier nicht ganz auf der Höhe und muss sich seinem neuen Sidekick im direkten Vergleich klar geschlagen geben.
Dafür hat Joe jedoch ganz andere Vorzüge, und die liegen auf "Have Guitar Will Travel" ganz klar in seinem sehr songorientierten, gefühlvollen Spiel und dem Mut, eine klare Grenze zu seiner Hauptband zu setzen, ihr aber musikalisch dennoch stark verbunden zu bleiben. Deshalb ist "Have Guitar Will Travel" auch nur in zweiter Instanz ein Gitarren-Album, da es sich Perry nie zur Aufgabe gemacht hat, seine Künste in den Vordergrund zu stellen. Und davon profitiert die Scheibe schließlich von der ersten bis (fast) zur letzten Minute!
Anspieltipps: We've Got A Long Way To Go, Somebody's Gonna Get (Their Head Kicked In Tonite), Freedom
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes