PARADISE SLAVES - With Hell In His Eyes
Mehr über Paradise Slaves
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Spinefarm Records
- Release:
- 02.05.2025
- For Those Who Watch The Sea
- Aesthetic Of Serpents
- A Fever To Defeat
- Dreamers
- With Hell In His Eyes
- Glass Mountain
- Swim North
- How Far From Fragile
- Somebody To Shove
- Always Have Always Will
Brock Lindows neues musikalisches Leben nach 36 CRAZYFISTS.
Seit dem offenbar nicht gerade konfliktfreien Split der 36 CRAZYFISTS vor vier Jahren war es still um Sänger Brock Lindow geworden – bis letztes Jahr eine Kollaboration unter dem Namen PARADISE SLAVES in Erscheinung trat, mit Brock am Mikro, Jon Kita (Gitarre) und Brad Horizon (Bass) von DIECAST, außerdem Tyler Strotzel (Bruder des KILLSWITCH ENGAGE-Gitarristen Joel) am zweiten Sechssaiter und Ryan Manning (BLITZKID, PENTAGRAM) an der Schießbude. Eine kleine Metalcore-Supergroup sozusagen? In erster Linie darf man natürlich gespannt darauf sein, welche musikalischen Pfade Lindow nun einschlägt, nachdem er fast dreißig Jahre lang der Alternative-/Post-Hardcore-/Metalcore-Formation 36 CRAZYFISTS unnachahmlich seinen Stempel aufgedrückt hat. Und Fans des Sängers dürfen sich über seine Rückkehr freuen: Einerseits ist Brocks charakteristische, klagend-aggressive Vokalperformance auf "With Hell In His Eyes" wieder sofort erkennbar, andererseits ist die musikalische Ausrichtung von PARADISE SLAVES eine deutlich andere. Es handelt sich folglich nicht um einen lauwarmen 36CF-Aufguss.
'For Those Who Watch The Sea' eröffnet das Album mit einem melancholisch-poppigen Klavierthema, und Brock veredelt diesen schwermütigen Auftakt sofort mit seiner unnachahmlich-ungewöhnlichen Stimme. Und als der Spannungsbogen in ein druckvolles, groovendes Riff überleitet, schreit sich Brock doch wieder wie gehabt die Seele aus dem Leib. Unterm Strich - gerade beim schwermütigen Refrain hörbar - geht PARADISE SLAVES aber in eine deutlich massentauglichere Richtung. Beim folgenden 'Aesthetic Of Serpents' scheint zwar die Metalcore-Vergangenheit der DIECAST-Mitglieder durch, doch insgesamt durchzieht das Album der Alternative-Vibe der Neunziger: straighte Rhythmen, eher simple Riffs und eingängige Refrains. Wären da nicht diese brachialen Zwischentöne, bei denen kurzzeitig reinste Hardcore-Energie aus dem eher klassischen Konsens-Sound ausbricht, wäre "With Hell In His Eyes" klar im Pop-Rock-Bereich zu verorten. So bleiben den zehn Songs zumindest einige raue Widerhaken, die glücklicherweise nicht aufgesetzt wirken, sondern glaubwürdig einen rauen Charme versprühen und das Album vor dem Schiffbruch an der Mainstream-Klippe bewahren.
Die Songs machen im einzelnen durchaus Spaß; Herzschmerz wird hier ebenso bedient wie die Nackenmuskulatur trainiert. Da gibt es auf der einen Seite ein 'A Fever To Defeat', vielleicht eine Spur zu süßlich, zu weich, während im Anschluss 'Dreamers' heftig zwischen beinahe todesmetallischen Ausbrüchen und hymnischen Radio-Singalongs pendelt. Mit dem stampfenden Rocker 'Glass Mountain', dem reinrassigen Hardcore-Boliden 'Swim North' sowie der mutig dissonanten, feierlichen, richtig großen Abschlussnummer 'Always Have Always Will' beweisen die fünf Amis, dass sie auch mehr als risikofreie Neunziger-Huldigungen beherrschen.
Allerdings wird man auch bei PARADISE SLAVES zumindest ein Stück weit im alten Vorurteil bestätigt, dass sogenannte Supergroups, um einen gemeinsamen Nenner zu finden, eine starke Tendenz zu Konsensmusik aufweisen. Als Erstveröffentlichung macht "With Hell In His Eyes" positiv auf diesen neu aufleuchtenden Stern am Modern-Metal-Himmel aufmerksam; erst die folgenden ein bis zwei Veröffentlichungen werden allerdings zeigen, ob die PARADISE SLAVES sich nachhaltig im Rock-Kosmos etablieren können und sich trauen, musikalisch etwas mehr Risiko zu gehen.
Anspieltipps: For Those Who Watch The Sea, Glass Mountain, Always Have Always Will
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause