NI (FRA) - Fol Naïs
Mehr über Ni (Fra)
- Genre:
- Experimental / Noise
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dur & Doux
- Release:
- 01.12.2023
- Zerkon
- Dagonet
- Brusquet
- Berdic
- Chicot
- Rigoletto
- Triboulet - Part 1
- Triboulet - Part 2
- Triboulet - Part 3
- Cathelot
Überfordernd komplex, oder immens genial?
Bei diesen Franzosen hat man das Gefühl, dass sie es von Album zu Album noch extremer treiben. Bereits seit 2010 produzieren die Musiker von NI noisigen Experimental Rock auf instrumentaler Basis, haben dabei im Underground schon einige Achtungserfolge feiern können, sind aufgrund ihres sperrigen Outputs aber selbstredend nicht dafür geschaffen, die ganz großen Bühnen zu entern - einfach aus dem grund, weil es für gewagtes, außergewöhnliches Songwriting, wie es die Truppe aus Lyon betreibt, keinen allzu großen Markt gibt.
An diesem Umstand stört sich die Band aber augenscheinlich überhaupt nicht, schließlich setzt sie mit jedem weiteren Release in gewisser Weise noch einen drauf und sprengt mittlerweile die Ketten jedweder Logik, indem sie sich in ein wahrhaftiges Schleudertrauma begibt. Und die Karusselfahrt, auf der sich die Herrschaften genau jenen Effekt herbeirufen, hört auf den Namen "Fol Naïs".
Der fünfte Release bringt in allen Belangen neue Extreme. NI gibt sich einen ganzen Zacken heavier, wilder, mitunter auch hektischer, aber - und das ist entscheidend - niemals unkontrolliert. Den zehn neuen Stücken liegt ein grobes Schema zugrunde, das darauf aufbaut, komplexe Arrangements und atypische, dissonante Parts in einen regelrechten musikalischen Strudel zu implementieren, der sich von Sekunde zu Sekunde schneller dreht und am Ende der meisten Songs nur noch total abgefahren klingt. "Fol Naïs" setzt hierbei erneut auf markante Grooves und irrwirtizge Leads, die in der hier gebotenen Kombination extrem herausfordernd sind, aber auch keinen Gedanken daran verschwenden, völlig aus dem Ruder zu laufen. Wie bereits angesprochen: Die Kontrolle bleibt der Band erhalten, egal wie heftig sie herumwirbelt bzw. welche Stilblüten ihre Experimentierfreude an die Oberfläche spült, und dennoch bleibt schier unbegreiflich, wie der Kontrast aus nahezu hypnotischen Effekten und immenser Komplexität hier Hand in Hand gehen kann. Doch wie man sieht, gelingt es den Franzosen immer wieder, den Hörer zu verwirren, ihn im gleichen Maße aber auch zu fesseln.
Dies tatsächlich in Worte zu fassen, fällt diesmal allerdings noch schwerer als auf den beiden letzten, ebenfalls sehr anspruchsvollen Releases von NI. Es ist ein Erlebnis, das man spüren und auf sich wirken lassen muss, von dem man sich wegstoßen und wieder einfangen lassen sollte, bevor man es richtig gepackt hat. Doch im entscheidenden Moment wird man wieder die Genialität der Lyoner erkennen; und die ist heuer noch stärker ausgeprägt als jemals zuvor!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes