NEVER COMES SILENCE - One Second Eternity
Mehr über Never Comes Silence
- Genre:
- Dark Atmosphere Metal
- No Return
- Cyberblue
- One Second Eternity
- A Prisoners Dream
- With Every Blink Of An Eye
- The Quietness Of Low Tides
- Winterkiss
- At The Gallows End
- Return!?!
NEVER COMES SILENCE heißen sie, die neuen Hoffnungsträger in Sachen hartem und atmosphärischem Dark Metal beziehungsweise Gothic-Kost. Mit "One Second Eternity" schmeißen die sieben Musiker/innen eine beachtliche Eigenproduktion voller Gefühl, Kraft und Ausstrahlung auf den Markt, die ihnen so schnell in dieser Intensität keiner nachmacht. Songs voller dunkler Anmut und breiter Klanglandschaften dominieren das Bild, die in ihrer Verspieltheit und ihrem Tiefgang verdammt viel Bock auf mehr machen. Kommt der Opener 'No Return' leicht TRISTANIA-mäßig rüber, steht bereits beim anschließenden 'Cyberblue' die Genrezugehörigkeit völlig Kopf. In einer Sekunde braten die Klampfen kraftmetallisch, in der nächsten gleitet man in hypnotische Strukturen hinab, die von den sich abwechselnden zerbrechlichen Gesängen von Tanja und den harschen Growls von Tom durchbrochen werden. Noch einen Schritt weiter geht der Titelsong, der sich aufwendig arrangiert mit jeder Menge Violinen unbarmherzig im Schädel festsetzt und sich von der ersten Sekunde an in eine monumentale Breitwand steigert, die keine Metallwünsche offen lässt. Großes Tennis!
'A Prisoners Dream' ist eine der schönsten Balladen, die ich seit langem gehört habe, nicht mehr und nicht weniger. Mit einem leichten Mittelaltertouch versehen, versteht es die Band scheinbar blind, sich auf das Nötigste zu beschränken. Und das ist schlicht und ergreifend die mitreißende Hookline, die direkt unter die Haut zu fließen scheint und einige Schmetterlinge im Bauch starten lässt. 'With Every Blink Of An Eye' ist ein lupenreiner Gothic-Rocker vor dem Herrn, der null schwülstig oder aufgesetzt durch die Speaker hämmert. Die Klampfen riffen orgiastisch, während die Violinen das melodische Element bilden. Unglaublich aber wahr, diese Band spielt erst seit vier Jahren zusammen und kann bislang lediglich ein Demo ("Red Ocean", 2002) vorweisen. Ich wage mir bei diesem Overkill an Atmosphäre gar nicht auszumalen, wo die Band mit ihrer Ideenvielfalt und ihrem Gespür für packende Arrangements in weiteren vier Jahren verweilt.
Einen kleinen Kritikpunkt finde ich aber doch. Teilweise fehlt mir bei den Gesängen noch ein wenig die Durchschlagskraft. Sowohl Tanja als auch Tom haben zwar sehr gute Stimmen, klingen aber gerade bei den harten Passagen noch etwas gebremst. Ich denke, da geht noch mehr Seele. Das tut aber den starken Kompositionen keinen Abbruch. Wer einmal die Überhymne 'The Quietness Of Low Tides' gehört hat und im warmen Strudel aus schwebenden Strophen, bretternden Refrains und der ultraharten Interlude gebadet hat, wird mir beipflichten können. Da fehlt zu den etablierten Genreacts noch nicht mal der Dreck unter dem Fingernagel.
Es kommt noch eine für eine Eigenproduktion saustarke Produktion hinzu, der zwar verständlicherweise etwas der Druck fehlt (wo soll auch die ganze Kohle herkommen?), die aber in allen Bereichen sehr transparent und erdig klingt. Man hört jedes Instrument einwandfrei raus und kann genüsslich über die Detailvielfalt auf "One Second Eternity" staunen. Und dann überraschen einen noch solche Brachialstampfer wie 'Winterkiss', das einem mal so richtig killend den Arsch über die Ohren krempelt. Geile Soli, wohin das Auge reicht, eine blasende Hammond, beschwörende Geigen und ein Groove, der selbst den Herrgott auf seinem siebten Wölkchen einen devil's dance aufführen lässt. Ganz nebenbei setzt dem Ganzen noch die saustarke Coverversion von CANDLEMASS´ 'At The Gallows End' das Krönchen auf, bei der Tanja eine klasse Figur abgibt.
Was soll ich noch groß rumschwallen? "One Second Eternity" ist klasse! Die Scheibe ist klassisch und doch modern. Sie ist symphonisch und doch nicht überfrachtend. Sie ist hart und doch immens gefühlvoll. Sie ist wunderschön und warm und doch meist düster. Sie ist aber vor allem eines: zu keiner gottverdammten Sekunde langweilig! Kurzum, hier ist der neue deutsche Hoffnungsträger in Sachen intelligentem Metal. Greift zu!
Beziehen kann man die Scheibe über die Bandhomepage http://www.nevercomessilence.de. Den Preis könnt ihr über die Kontaktadresse evercomessilence@gmx.de erfragen.
Anspieltipps: A Prisoners Dream, With Every Blink Of An Eye, Winterkiss
- Redakteur:
- Alex Straka