NEMOST - As The Ocean Burns
Mehr über Nemost
- Genre:
- Melodic/Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 20.05.2014
- Pressure Nation
- Beasts & Bullies
- Respawned
- The Aimless Endeavour
- Fight
- Lifeless Heat
- Sandstorm
- The Pale Observer
- Hourglass
- Year Of The Libra
- Atomnium
- As The Ocean Burns
Überambitioniertes Todesgebräu aus Frankreich
Mal abgesehen von der Dreistigkeit des Promoters, uns einen rein französisch abgefassten Beipackzettel einzureichen, ist auch "As The Ocean Burns", der zweite Output von NEMOST, alles andere als leichte Kost. Der junge Fünfer aus Paris haut anno 2014 nämlich eine durchaus anspruchsvolle, mitunter progressive Melodic-Death-Platte unters Volk, der es letztlich nur an einer etwas konsistenteren Ausrichtung mangelt, um dauerhaft mitreißen zu können.
Zwölf Tracks, mit insgesamt deutlich über einer Stunde Laufzeit, sorgen beim aufmerksamen Hörer permanent für Vollbeschäftigung. Wer einmal abschweift, verliert bei NEMOST schnell den Faden, und findet ihn so leicht auch nicht wieder. Das Verwirrspiel beginnt bereits mit dem Opener 'Pressure Nation', der mit einem simplen, melodischen Gitarrenriff startet, dieses alsbald von todesmetallischen Blasts und episch nachhallendem Geschrei ablöst und zwischendurch wiederum rhythmisch-dynamisch daherkommt. Der Eindruck, es mit einer ausbalancierten Komposition zu tun zu haben, will sich letztlich nicht einstellen. 'Beasts & Bullies' erinnert instrumentell zunächst an MAROON (!), während sich hier auch erstmals Klargesangspassagen einstellen. Musikalisch bewegen sich die Franzosen nun irgendwo zwischen DIMMU BORGIR und IN FLAMES. Ein Refrain ist auszumachen, später ein leicht deplatziert wirkendes Tapping-Solo, alles ordentlich, alles handwerklich einwandfrei, aber in der Summe nur wenig zweckdienlich. Noch bevor das erste Albumdrittel absolviert ist, ermüdet mich "As The Ocean Burns" bereits zusehends. 'Respawned' wird eine ganze Spur epischer, pendelt irgendwo zwischen härteren RHAPSODY (OF FIRE) und ANATHEMA; hier scheint sich eine ausgewogene Mischung herauszukristallisieren. 'The Aimless Endeavour' setzt diesen Weg fort, mit ruhigen, akustischen Einsprengseln (womit nun auch INSOMNIUMS "Shadows Of The Dying Sun" gestreift wird) und einer noch progressiveren Songstruktur.
Und so geht es weiter. Jeder Song will für sich entdeckt werden; die Glanzpunkte werden oftmals erst bei genauerem Hinhören offenbar. Ein vollständiges Albumgefühl stellt sich nicht ein, wobei die Geduld des Hörers auch erst im weiteren Verlauf belohnt wird, da die besseren Kompositionen eindeutig erst ab dem zweiten Drittel auftauchen - so wie das groovige 'Fight', das tragische, latent aggressive 'Lifeless Heat', oder 'Sandstorm', das mehr und mehr den Eindruck unterstreicht, es hier mit einer progressiven Metal-Oper zu tun zu haben. Der Sound fällt insgesamt recht dünn aus, hier zeigt sich mitunter eine entfernte Verwandtschaft zum Black Metal der 90er.
Ich gestehe, dass mich "As The Ocean Burns" auch nach mehreren Durchläufen nicht wirklich zu fesseln vermag, wohl stellenweise auch etwas überfordert. Anhänger von düsteren, progressiv-epischen Klängen dürften NEMOST hingegen vielleicht sogar abfeiern für dieses atmosphärisch dichte, gewaltige Zweitwerk. Hört's euch an, und bildet euch ein eigenes Urteil. Ich persönlich mache die ausufernde, etwas inkonsistente Ausrichtung dafür verantwortlich, dass die Franzosen von mir Anerkennung, aber keine Begeisterung ernten.
Anspieltipps: Fight, Lifeless Heat, Atomnium
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause