MONKEY 3 - 39 Laps
Mehr über Monkey 3
- Genre:
- Instrumental / Stoner / Space
- Label:
- Buzzville Records / Suburban / Soulfood
- Release:
- 16.02.2007
- Xub
- Last Moulinao
- Driver
- Jack
- Je Et Bikkje
- Once Upon A Time In The West
Wusst' ich's doch, dass ich den Namen schon mal gehört hatte. Und gute Eindrücke gleich mit erinnere. Das war diese äußerst bescheiden wirkende Band aus der Schweiz, die auf dem wunderbaren Stoned From The Underground 2006 in Erfurt aufspielte. Es ist beste Tageszeit ab sieben Uhr abends, das euphorische Dauergrinsen ist Folge einer Folge warmer Biergetränke in sommerlicher Gelassenheit, und gerade war JOSIAH abgefeiert worden. Drei oder vier fast schüchterne Typen tapsen zwischen den Kabeln herum. Dann dringt der Sound langsam in die umherstehende Gemeinde mit all ihren roten Gesichtern und glasigen Augen. Der Kunstnebel, der heranwabert, wirkt irgendwie verloren – weil die Musik schon lange da ist. So genau passt der bevorstehende Gig der Eidgenossenschaft in die Stimmung wie die Thüringer Brätl auf den Einweggrill. An diesem Abend sammeln Gioconda (git), Picasso (b), Walter (dr) und Darkmann (key) vielfache Sympathien – weil sie eben so unprätentiös ihre Musik darbieten. Rundum bleibt seliges Dauergrinsen bestehen. Zumindest sichtbar in den Augenblicken, in denen die Zähne hin und wieder zwischen sich hin und her werfenden Haarhaufen durchblitzen.
Denn MONKEY 3 rocken! Sich auftürmende Eskapaden voll Flirren, Girren und anhaltender Spannung, sie lösen sich erst auf, wenn die Zeit reif genug ist, wenn die Instrumente dies auch wollen. Dann mit einem Gong, einem Aufprall wird die Bombe platzen gelassen. Die Soundbombe. Der Klang eines fein und feiner gewebten Akustik-Nebels kriecht in die musikalischen Zwischenräume der klassischen Rock-Instrumentierung. PINK FLOYDs Hintergrund sozusagen. Altbacken ist aber anders. Das Ganze kann nun auch in Konserve ins heimische Vieleck geholt werden, denn MONKEY 3 veröffentlichen dieser Tage auch in Deutschland den Zweitling "39 Laps" auf Buzzville Records.
Das gleichnamige Debüt von 2003 hatte sich noch als Kollektiv-Musik verstanden. In der so genannten Instru-Szene haben die "drei Affen" damit zügig viele Lobgesänge eingefahren. Vor allem die Niederländer, mit der Band LOOSE (35007) instrumentell sehr verwöhnt, feierten die Band euphorisch in diversen Fanzines ab. Kann ich gut verstehen, denn für mich setzt die Band aus Lausanne den Weg von LOOSE konsequenter fort als diese selbst. Weil sie es verstehen, sich nicht in einem zu Viel zu verlieren. Trotzdem lässt sich eine nahe Verwandtschaft nicht leugnen; so nannte sich ein Song auf "Monkey 3" daselbst '35007'. Bands wie eben LOOSE oder KARMA TO BURN rationalisierten mit zunehmendem Sackgang ihre jeweiligen Sangesstimmen weg und wurden als Instrumentalbands berühmt. Vielleicht gerade deswegen?
Diesen Prozess musste das Trio MONKEY 3 nicht durchleben. Genau zur Jahrtausendwende gegründet, folgte eine längere Jam-Sessions-Periode, 2001 das erste Demo. 2004 folgte die Kooperation mit Buzzville Records. Prompt wurde das Debüt wiederveröffentlicht.
Eine lose Ansammlung von Musikern hatte damals instrumental ausgereiften Space-Rock auf die Pilze gestellt. Das jetzt vorliegende "39 Laps" schließt musikalisch dort an, aber nun definiert man sich als festgefügte Drei-Mann-Band. Wenn sich jemand diesem Genre verschrieben hat, geraten die Kompositionen fast zwangsläufig zu ausufernder und epischer Breite. Keiner der sechs Tracks bleibt unter sechs Minuten, was das Fallenlassen in die Strukturen äußerst begünstigt. Ob 'Last Moulinao' oder 'Jack' – keines der Elemente dieser Platte sticht heraus, weil alle diese Fragmente des "Affen-Kosmos" kongenial arrangiert und mitreißend konzentriert sind. Kopfhörer-Musik für Leute, die Musik als ein gleitendes Ganzes verstehen und vor allem empfinden.
Auch das Experiment, 'Once Upon A Time In The West' von Ennio Morricone in dieser eigenen Form zu vertonen, ist gelungen. Bedeutungsschwanger unheilvoll, wie das Grundmotiv an sich schon ist, gewinnt es durch die Zehnminutenfassung der Schweizer noch an Bildhaftigkeit hinzu. Die Alpenwinde klirren bitterkalt umher und dringen durch jede Ritze auf die erkaltende Haut vor. Morricones Bilder sind die Folgen lähmender Hitze, aber auch eine enorme Kälte kann hierbei nachgefühlt werden. MONKEY 3 deuten die Leere beider Extreme in ihre ganz eigene Sprachlosigkeit um. Keineswegs geht es dabei stumm zu, nur muss hier jedem Ton und Sinn hinterhergespürt werden. Unbedingt sogar. Warum also dabei reden, alles kommentieren, erklären wollen, dass ein jeder es versteht?
Laut Eigenaussage wurde "39 Laps" in einer "cabin in the swiss mountains" eingespielt, was natürlich dem erwartet fließenden und allumfassenden Gefühl des Albums zuträglich sein sollte. Glauben wir es ihnen, geben uns dem Verzicht auf Sprache hin und hören einfach mal zu. Der Höhepunkt des Albums ist für mich in 'Je Et Bikkje' nach knapp fünf Minuten erreicht, als sich windende Töne von einem rauen Riff abgeschossen und eingefangen werden. Spätestens hier ist ein weiterer Durchlauf beschlossene Sache.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben