MEW - And The Glass Handed Kites
Mehr über Mew
- Genre:
- Indie-Pop/Rock
- Label:
- Evil Office/Rough Trade
- Release:
- 03.02.2006
- Circuitry Of The Wolf
- Chinaberry Tree
- Why Are You Looking Grave?
- Fox Cub
- Apocalypso
- Special
- The Zookeeper's Boy
- A Dark Design
- Saviours Of Jazz Ballet (Fear Me, December)
- An Envoy To The Open Fields
- Small Ambulance
- The Seething Rain Weeps For You (Una Pruda)
- White Lips Kissed
- Louise Louisa
Ist es möglich, dass eine mit Preisen überhäufte Band auch wirklich gut ist? Ja, zumindest manchmal. MEW gehören zu dieser seltenen Spezies. Der Vierer wurde bei den "MTV European Music Awards" als "Best Danish Act" ausgezeichnet und tummelte sich mit "And The Glass Handed Kites" in den oberen Charts-Regionen aller skandinavischen Länder. Und nun wollen die Burschen mit ihrem vierten Album auch hierzulande endlich Fuß fassen. Allerdings werden sie in Deutschland definitiv nichts mit erwähnenswerten Hitparaden-Platzierungen zu tun haben. Die Musik hat viel zu viel Substanz, als dass auch nur ansatzweise die nötige Anzahl an Liebhabern gefunden werden wird, die es brauchen würde, die Jungs bei uns durch die Decke zu schießen.
Stilistisch bewegen sich MEW in etwa auf Höhe des aktuellen JR EWING-Albums, wobei sie dieser Ausrichtung einen großen Schuss Pop hinzufügen, der sich sowohl im Gesang als auch in den weit weniger krachenden Gitarren niederschlägt. Wenn aber doch mal etwas mehr Gas gegeben wird, kommen ganz tolle Songs heraus, wie das großartige 'Apocalypso', dessen Refrain ich nicht mehr aus dem Kopf kriege, oder das flotte 'The Seething Rain Weeps For You (Uda Pruda)'. Aber auch auf ihrem Hauptbetätigungsfeld, dem episch-melancholischen Pop, zeigt sich die Band von ihrer besten Seite. Das introvertierte 'Why Are You Looking Grave?' (gesanglich unterstützt von Indie-Schrammel-Veteran J. Mascis (ex-DINOSAUR JR.), der aber glücklicherweise keine Spuren im Songwriting von MEW hinterlassen hat), der etwas unbeschwertere Hit 'Special' und das verträumte 'The Zookeeper's Boy' sind Tracks, die auch nach zehn Durchläufen noch neue Details offenbaren. Das bedeutet allerdings auch, dass sie sich nicht gleich beim ersten Hören aufdrängen. Man muss schon ein bisschen Zeit mitbringen, um die verschiedenen Klangschichten zu durchdringen. Und gerade mit den abschließenden, rund siebenminütigen 'White Lips Kissed' und 'Louise Louisa' gehen die auf den Booklet-Fotos eher wie (junge) Metaller aussehenden Dänen extrem in die Breite.
Was den Zugang zur Welt der Nordländer zusätzlich erschwert, sind die Vocals von Jonas Bjerre. Dessen Stimme entschwebt teilweise in Höhen, wo die Luft ziemlich dünn wird, was insgesamt sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Auf der anderen Seite steht sein Gesang aber auch nicht so weit im Vordergrund, dass er zu sehr in den Ohren klingelt.
Freunde von melancholischem Pop/Rock-Sound sollten "And The Glass Handed Kites" auf jeden Fall einer Hörprüfung unterziehen. Wer danach angefixt ist, kann sich in der "deutschen" Version zusätzlich über zwei Bonustracks freuen, die mir allerdings nicht vorliegen. Ansonsten: Schöne Platte!
Anspieltipps: Apocalypso, Special, The Zookeeper's Boy
- Redakteur:
- Oliver Schneider