MARILLION - Sounds That Can't Be Made
Mehr über Marillion
- Genre:
- Art Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Intact Records (Edel)
- Release:
- 14.09.2012
- Gaza
- Sounds That Can't Be Made
- Pour My Love
- Power
- Montreal
- Invisible Ink
- Lucky Man
- The Sky Above The Rain
Wieder feinste Kost der britischen Legende.
Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man sagt, dass MARILLION eine Metamorphose durchlaufen hat. Vom frühen britischen, immer mystisch angehauchten Neo-Prog mit Fish hin zu düsteren, komplexen und modernen Art-Rock-Kompositionen. Stillstand ist der Legende fremd.
Dass dabei nicht alles Gold sein kann, was da geschaffen wird, ist nur natürlich. Und so gibt es neben absoluten Klassikern wie "Fugazi" (1984), "Brave" (1994) oder "Marbles" (2004) auch Alben, die mächtig umstritten sind wie "Radiation" (1998) oder das letzte Werk "Happiness Is The Road". Vor allem das letzte Studioalbum mochte bei mir so gar nicht zünden. Die melancholische Atmosphäre war zwar auch hier packend, die Songs waren es aber nicht. Vielleicht waren mehr als 100 Minuten Musik auch einfach zu viel des Guten.
Der Ansatz auf "Sounds That Can't Be Made" ist - natürlich - wieder ein anderer. Lediglich acht Songs werden uns serviert, wovon allerdings gleich drei länger als zehn Minuten sind und auch der Rest nicht unter knapp sechs Minuten auf die Zielgerade einbiegt. Zudem verbirgt sich dieses Mal hinter der Melancholie, die natürlich auch durch Steve Hogarths Stimme bedingt ist, ein gewisser Optimismus. Hört dazu nur mal 'Lucky Man'.
Schon das eröffnende Epos 'Gaza', mit über 17 Minuten auch gleich der längste Track des Werks, besticht mit dieser interessanten Mischung. Der getragene, von massiven, leicht orientalisch klingenden Streichern unterlegte, Beginn nimmt in der Folgezeit viele Wendungen, die uns immer wieder erlauben einen Blick auf die Sonnenstrahlen am Ende des Tunnels zu werfen. Die außerordentliche Dynamik sorgt dafür, dass die leisen Parts besonders stark zur Geltung kommen, wenn man sehr aufmerksam hört, bedingt allerdings auch, dass man bei weniger Konzentration viele, viele Details verpasst. Aber das MARILLION nicht wirklich etwas für den schnellen Hunger ist, sondern man es hier eher mit einem Acht-Gänge-Menü zu tun hat, sollte eh klar sein.
Der Titeltrack erinnert ein wenig an "Marbles"-Großtaten wie 'Don't Hurt Yourself' oder 'Fantastic Place' und brilliert mit einem tollen Gitarrenlead von Steve Rothery. Danach ist das schöne 'Pour My Love' vielleicht etwas unauffällig geraten, was allerdings auch an den umrahmenden Songs liegen kann. Das - verhältnismäßig - energische 'Power' verfügt über einen ganz feinen Chorus und ist auch sonst die ideale Single-Auskopplung. Wurde nicht umsonst vorab veröffentlicht, auch wenn der Song nicht unbedingt die Ausrichtung von "Sounds That Can't Be Made" widerspiegelt.
Doch bevor ich jetzt hier ewig lang über jede einzelne Komposition referiere, möchte ich die Aufmerksamkeit vor allem auf die beiden anderen Longtracks 'Montreal' (knapp über 14 Minuten) und das abschließende, zehnminütige 'The Sky Above The Rain' richten. 'Montreal' brilliert mit herausragenden Gesangslinien auf der einen Seite, hat aber auf der anderen Seite ein paar leicht holprige Übergänge zwischen den einzelnen Teilen der Kompositionen. So wirkt der Übergang von einem Teil zum nächsten nach etwa sieben Minuten etwas abrupt, nur um dann mit großen Melodien fortzufahren. 'The Sky Above The Rain' ist dagegen schlicht tieftraurig. Der Beginn erinnert etwas an PORCUPINE TREEs 'Collapse The Light Into Earth', doch der Song folgt dann aber alsbald eigenen Pfaden. Nur traurig bleibt es. Hogarths Gesangsleistung ist unglaublich emotional und sorgt dafür, dass ganze Armeen von Federvieh über den Rücken laufen. Total toll.
Für mich ist "Sounds That Can't Be Made" sicher das beste Album der Band seit dem grandiosen Meisterwerk "Marbles" und könnte sogar auf dem Treppchen der besten Hogarth-Alben stehen. Und davon gibt es ja immerhin bereits ein Dutzend. Dass Fans hier zugreifen müssen, ist da sicher keine Erwähnung mehr wert, oder?
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk