MADMESS - Rebirth
Mehr über Madmess
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Hassle / Cargo
- Release:
- 10.12.2021
- Albatross
- Mind Collapse
- Rebirth
- Shape Shifter
- Stargazer
Entspanntes, empfehlenswertes Psychedelic Rock-Debüt
Gegründet wurde diese Band in Porto, doch die drei Musiker entschlossen sich schon bald darauf, ihrer Heimat den Rücken zuzukehren und in London ihr Glück zu versuchen. Das mag anno 2021 fast schon naiv anmuten, doch zumindest aus musikalischer Sicht erscheint der Umzug nachvollziehbar. Schließlich klingt das Erstlingswerk des Trios durch und durch britisch, weshalb man ohnehin nie auf Portugal als Herkunft tippen würde.
Konkret scheint es den Jungs der Psychedelic Rock der späten 60er und frühen 70er Jahre angetan zu haben, wobei es Gitarrist Ricardo Sampaio, dessen Arbeitsgerät die fünf, durchweg länger als sieben Minuten dauernden Tracks nun mal vorwiegend prägt, vor allem PINK FLOYD, respektive David Gilmour angetan haben dürfte. Nicht, dass Ricardo versuchen würde, dessen hin- und mitreißenden Ton nachzuahmen, die Grundstimmung von "Rebirth" lässt aber vor allem durch seine Saitenkunst dennoch immer wieder Gedanken an "Meddle" oder "Obscured by Clouds" aufkommen.
Doch MADMESS ist weit davon entfernt ein FLOYD-Plagiat zu sein, schließlich lassen sich im Verlauf der Spielzeit auch weitere, mitunter sogar zeitgenössischere Elemente aus dem Vortrag des Trios herausdestillieren. Im Opener 'Albatross' etwa diverse Grunge-Versatzstücke, die auf elegante Weise mit vereinzelten Blues-Zutaten verwoben wurden. Deutlich abgehobener, und fast wie aus einer Zeitmaschine stammend, klingt der um vereinzelte Gesangspassagen aufgepeppte Space Rocker 'Mind Collapse', für den man wohl auch UFO der Prä-Schenker-Phase als Referenz erwähnen darf.
Auffällig ist auch die für derlei Klänge überraschend energiegeladen agierende Rhythmus-Fraktion. Die liefert nämlich beispielsweise im Titeltrack einen mehr als nur dichten und soliden Sound-Teppich, lässt dadurch zugleich aber auch daran denken, dass dafür in der Live-Situation zumindest ein weiterer Gitarrist benötigt wird. Für eine ausufernde Jam-Session scheint auch 'Shape Shifter' ein idealer Nährboden zu sein, selbst wenn Ricardo hier schon in der Studio-Version nach Herzenslust soliert. Der Kerl erweist sich dabei obendrein auch als Fanboy diverser US-Formationen der späten 60er. Allen voran JEFFERSON AIRPLANE und GRATEFUL DEAD scheinen ihm nicht unbekannt zu sein.
Zu meckern gibt es hier eigentlich nicht wirklich etwas, außer, dass MADMESS beim nächsten Mal vielleicht ein klein wenig mehr Zeit in die Auswahl der Songtitel investieren sollte. Schließlich muss man sich als "Frischling" zunächst einmal vergewissern, ob auch tatsächlich eigenes Material am Start ist. Es hätte nämlich durchaus sein können, dass auf "Rebirth" zu Beginn lediglich jener Seevogel erneut in die Luft geschickt wird, der einst Peter Green und FLEETWOOD MAC den ersten Hit einbrachte.
Dem ist aber nicht so, und auch all jenen, denen nach dem vollständigen Lesen der Trackliste der Angstschweiß aus allen Poren tropft, kann versichert werden, dass diese Portugiesen nicht dermaßen blasphemisch veranlangt sind, dass sie sich tatsächlich an den legendären 'Stargazer' herangewagt hätten. Ergo: Alles gut, alles entspannt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer