LO-RUHAMAH - Anointing
Mehr über Lo-Ruhamah
- Genre:
- Death Metal / Black Metal / Post Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- I, Voidhanger Records
- Release:
- 19.05.2017
- Mouth
- Sibilant Chorus
- Rending
- Charisma
- Vision And Delirium
- Corridor
- Lidless Eye
- Coronation
- Aeon
Die Qual des eigenen Vermächtnisses!
Als LO-RUHAMAH vor zwölf Jahren erstmalig auf der Landkarte des extremen Undergrounds auftauchte, wurde die Truppe aus Kansas City, die später nach Estland übersiedelte, sofort abgefeiert. Die Mixtur aus depressiven Sounds, gequältem doomigem Death Metal und zurückhaltendem, aber doch sehr agilem Black Metal konnte auf der ersten EP ebenso starke Resonanzen erzielen wie 2007 beim Release des Full-Length-Debüts "The Glory Of God". Doch nicht nur logistische Schwierigkeiten sollten das Bild in der Folgezeit erschüttern; auch auf kreativer Ebene herrschte bei den drei Musikern lange Zeit Ebbe, so dass man die Arbeit für die Band zwischenzeitlich vollkommen aus dem Auge verloren hatte. "Anointing" ist insofern eine etwas überraschende Rückkehr, denn auch wenn kein offizielles Statement erfolgt war, hatte man LO-RUHAMAH doch schon längst für tot erklärt. Doch das ist die Truppe beileibe nicht!
Allerdings hat sich das Trio im Comeback-Anlauf doch etwas schwerer getan, die vielen Ideen konsequent unter einen Hut zu bekommen. Die Musiker arbeiten nach wie vor in verschiedenen Grenzbereichen und lassen sich Genre-technisch nicht eindeutig klassifizieren, finden aber zu Beginn von "Anointing" nicht den passenden Ansatz, um die emotionale Zerrissenheit adäquat mit dem Dark-Metal-Konsens zu bündeln, der sich in Kompositionen wie 'Rending' und 'Charisma' breitgemacht hat. Man fühlt sich gelegentlich an die älteren AMORPHIS-Platten erinnert, wenn es um die Grundstrukturen der Songs geht, doch LO-RUHAMAH baut noch so viele individuelle Schlenker ein, dass der rote Faden irgendwann reißt und man in einem luftleeren Raum nach der richtigen Orientierung sucht.
Genau diese findet die Band im weiteren Verlauf aber wieder und manifestiert zumindest mit Tracks wie 'The Corridor' und 'Lidless Eyes' jene Souveränität, die das Debüt noch so herausragend machte. Doch in der allgemeinen Summe enthält "Anointing" dennoch zu viele wirre Passagen, in denen LO-RUHAMAH zu ziellos durch den Düsterwald marschiert. Und auch vor dem Hintergrund vieler progressiver Ansätze kann das nicht gänzlich schöngeredet werden, da die Fixpunkte auch dann bestehen sollten. Tröstlicherweise muss man aber sagen, dass hier auf relativ hohem Niveau gemeckert wird, denn "Anointing" hat mindestens genau so viele überragende Momente wie Schwächephasen und ist nach wie vor deutlich über dem Durchschnitt. Ein zweites "The Glory of God" konnten die Wahl-Esten aber definitiv nicht erstellen!
Anspieltipps: The Corridor, Lidless Eye
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes