LANE, LANA - Covers Collection
Mehr über Lane, Lana
- Genre:
- Symphonic Rock
- Label:
- Transmission Records / Alive
- Release:
- 28.07.2003
- The Wall
- Kashmir
- Soaring
- Hold Your Head Up
- Innocence
- I'll See You In My Dreams
- Don't Try So Hard
- Northern Lights
- Still Loving You
- Weep In Silence
- Stargazer
Die "Queen of Symphonic Rock" legt mit ihrem neuesten Output ein Album vor, das reinweg aus Coversongs besteht. Wie man weiß, ist das eine gefährliche Angelegenheit. Allzuleicht verärgert der Interpret damit den Fan der einen oder anderen Gruppe, dem das Original schon aus Prinzip besser gefällt. Aber LANA LANE sieht offensichtlich - wie das Foto auf dem Backcover zeigt – über derlei kleinliche Bedenken nicht ohne eine gewisse Blasiertheit hinweg. Covern ist für sie schließlich und endlich auch nichts Neues – schon auf den Vorgängeralben gab es Adaptionen mehr oder weniger bekannter Songs.
Zudem hat sie ihren Lebensgefährten ERIK NORLANDER als Trumpfkarte in der Hinterhand. Der ist ein wahrer Maestro an den Tasten und zaubert in Punkto Audio Engeneering gern ein paar veredelnde Effekte herbei. Der Sound für diese Scheibe lag in seinen Händen, wo er so sicher ruhte wie in Abrahams Schoß. Für NORLANDERs Vielfalt auf diesem Gebiet spricht, dass die Produktion von "Covers Collection" allen Instrumenten einen gleichwertigen Raum gewährt - anders als bei seinem zeitgleich erschienenem Konzeptdoppelalbum "Music Machine" (Kaufen!), auf dem die Keyboards (zurecht) in den Vordergrund gestellt wurden.
Letztlich aber bestimmt natürlich LANA LANE das musikalische Geschehen mit ihrer charismatischen Stimme. Im Gegensatz zu so vielen weiblichen 'Hoppelhäschen', die neben dem Piepsen auch mal schreien dürfen, und diesen ach so sexy hauchenden "Möchtegern-Vamps" hat sie solchen Firlefanz nicht nötig. LANA LANE verkörpert das, was man als 'Rockröhre' bezeichnet – rauh und melodisch zugleich. Sie überzeugt sozusagen als eine selbstbewußte 'Walküre', die ganz auf ihr Stimmvolumen vertrauen kann.
Und das muss sie auch – immerhin covert sie hier u.a. Stücke von KANSAS, LED ZEPELLIN, QUEEN, den SCORPIONS oder RAINBOW. Tatkräftige Unterstützung erhält die Diva dabei von einer ganzen Latte von gestandenen Musikern – neben NORLANDER beeindrucken Namen wie Greg Bissonette (ELO, DAVID LEE ROTH), Nick D’Virgilio (SPOCK’S BEARD, GENESIS), Ed Warby (AYREON, GOREFEST) sowie Mark McCrite (ROCKET SCIENTISTS) und Arjen Lucassen (AYREON, STAR ONE), die zeitweise an der Gitarre zu erleben sind. Außerdem verstärken Violinen- und Celloklänge in ihrer natürlichen Pracht den 'symphonischen' Anstrich der Musik.
Aufgrund des häufig balladesken Charakters eignet sich diese CD hervorragend zum Becircen der (fast) neuen Freundin des Metal-und Rockfreunds bei einem Glas Wein und einschlägigem Ambiente (das nun nicht unbedingt so quietschbunt sein sollte wie die Covergestaltung). Und er muss sich noch nicht mal dämlich dabei vorkommen – die Stücke sind alle hervorragend arrangiert. Insofern wird dem anfangs erwähnten aus Prinzip kritischen Fan der Mund gestopft.
Der Silberling klingt wie aus einem Guss. LANA LANE hat sich die Stücke allesamt angeeignet und für ihren ganz eigenen Sound vereinnahmt. Der Eindruck, einer Coverzusammenstellung zu lauschen, entsteht erst gar nicht. Sie hat darauf verzichtet, in jedem Fall die bekanntesten Klassiker herzubeten. Von QUEEN gibt es 'Don`t Try So Hard', das mit einigen schönen Streicherparts aufwartet. 'The Wall' von KANSAS war zumindest auch nicht einer ihrer Charterfolge. Eine bezaubernde Melodielinie trifft hier auf Hammond Organ, Klavier, Violine und die Gitarre von Mark McCrite – was für ein Zusammenspiel! Der nachfolgende LED ZEPPELIN Klassiker 'Kashmir' imitiert ein wenig den trockenen Gitarrenklang des Hardrocks der Siebziger Jahre. ENUFF Z’NUFF dürften wohl nur den Liebhabern gewisser Hairspray-Gruppen aus dem Los Angeles Umfeld bekannt sein. Von deren Street-Feeling ist in der veredelten Version des Songs 'Innocence' nichts übrig geblieben.
Bekannt dagegen ist selbstverständlich die SCORPIONS–Schnulze 'Still loving you' – bei LANA LANE klingt das Ganze etwas weniger schmalzig, sondern erdiger und nüchterner. Einer der absoluten Highlights ist 'Stargazer', ursprünglich eingespielt von RAINBOW. Der Rezensent kommt hier am Ende der CD das erste Mal in die Versuchung des maulenden Fans. Immerhin – bei RAINBOW stand Ritchie Blackmore an der Gitarre; Ronnie James Dio sang dieses Überstück ein. Jener Dio, der die Inkarnation des klassischen Metalsängers darstellt – dramatisch, pathetisch, aggressiv, ein bischen 'evil'. Nun gut – irgendwo ist es ja schön, diesen epischen Fantasy-Metalklassiker in einem moderen Produktionsgewand zu hören. Bombastische Gitarrenriffs und Keyboards – das fährt schon unter die Haut! Um der Götter willen, Rainbow hin oder her: der mystische Klang von 'Stargazer' verzaubert mich einfach. Per Aspera Ad Astra – durch Dornen zu den Sternen! Allein dieses Stück ist den Kauf der ganzen CD wert.
Erwähnenswert ist außerdem 'Northern Lights', das von der schwedischen Gruppe TNT stammt, die jedem Melodic Hardrock Fan etwas sagen sollte – deren Gitarrist Ronnie Le Tekro wurde für seinen sogenannten "Machine Gun"-Stil bekannt. URIAH HEEP werden auch großartig interpretiert, wobei hier das Klavier im Vordergrund steht – 'Weep In Silence'. Locker-flockig wird 'Hold Your Head Up High' (ARGENT) durch eine Hammond Orgel vorangetrieben, während 'Soaring' von der unbekannten Gruppe AVISARY schwermütig über einen sterbenden Soldaten im Krieg erzählt.
LANA LANE dürfte mit dem neuen Werk sowohl Freunde mainstreamiger Hardrockklänge als auch den Prog-Gourmet ansprechen. Man kann der "Queen" also nur einen weiteren Erfolg wünschen. Nachzutragen bleibt, dass sich im Booklet zu jedem Cover eine kleine Erläuterung findet, die erklärt, warum das jeweilige Stück ausgewählt wurde.
Anspieltipps: The Wall, Kashmir, Soaring, Don’t Try So Hard, Weep In Silence, Stargazer
- Redakteur:
- Jörg Scholz