LAKE CISCO - Bricks
Mehr über Lake Cisco
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 16.12.2022
- Famous Last Words
- Heartbreaker
- Emotional Superball
- 255,248,231
- White Light
- Ashes_0
- Independence
Eine unbewusste Gildenlöw-Hommage, die so viel mehr kann!
Würde ich es nicht besser wissen, könnte mir schnell der Gedanke kommen, dass ein gewisser Daniel Gildenlöw in irgendeiner Form am neuen Album von LAKE CISCO beteiligt ist. Die Koblenzer Modern-Proggies bringen ihre vielfältigen Emotionen, ihr experimentelles Songwriting und zuletzt auch die umfassenden stilistischen Einflüsse ähnlich beeindruckend unter einen Hut wie das Genre-Flagschiff PAIN OF SALVATION und definieren Teile des Genres für sich derart neu, dass man in manchen Passagen von "Bricks" durchaus von Pionierarbeit sprechen muss.
Schon nach den ersten Takten gewinnt der Zuhörer die SIcherheit, dass hier etwas ganz Spezielles zusammengewachsen ist. "Famous Last Words" steigt mit epischen Gesangslinien ein, verlässt sich auf eine melancholische Grundatmosphäre, reizt die Spannung bis zum letzten Moment aus, um dann ähnlich wie bei den vertrauten Skandinaviern noch einige überraschende Explosionen auszulösen, die den Song komplett und doch zielführend auf den Kopf stellen - ein Meisterwerk, das die weiteren Erwartungen extrem ansteigen lässt. Doch LAKE CISCO enttäuschen auch in den nachfolgenden Kompositionen in keiner einzigen Passage. Die Rezeptur bleibt vergleichbar, jedoch sind die stilistischen Kombinationen immer wieder bahnbrechend, gefüllt mit mutigen Kontrastarbeiten, die sowohl im wuchtigen, meist pompösen '255, 248, 231', als auch im grandiosen 'White Light' neue Höhepunkte finden.
Das gesamte Album ist gezeichnet von seinem weitläufigen Querschnitt aus alternativen Gitarren, verschachtelter Rhythmusarbeit und emotionalen Melodiebögen, bleibt dabei in seiner Natur überaus komplex, versperrt der Hörerschaft aber in keiner Phase den Zugang, weil der Wille zur Exploration dieser sieben Songs ungebändigt bestehen bleibt. Wenn am Ende von 'Independence' die letzte Note verklingt, ist die Begeisterung längst auf ein Maximum angewachsen: So viel Liebe zum Detail, solch monumentale Arrangements, eine derart überragende Performance und der generelle Mut, das Ding auch auf diese Art und Weise durchzuziehen, verdient den größten Respekt und den lautesten Beifall. Dass die Band die Einnahmen von "Bricks" letztlich noch spenden wird, um den Aufbau des Ahrtals wieder voranzutreiben, macht das Ganze noch einen ganzen Zacken sympathischer, als es ohnehin schon ist. Selbst wenn LAKE CISCO nun wieder weitere elf Jahre brauchen sollte, um einen weiteren Silberling aufzuzeichnen, könnte man damit leben, sofern auch nur annähernd die Genialität dieses ganz besonderen Meisterstücks erreicht wird. Purer Wahnsinn!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes