LACRIMOSA - Der Morgen Danach (Maxi)
Mehr über Lacrimosa
- Genre:
- Gothic
- Der Morgen Danach
- Der Morgen Danach (Metus Version)
- Nichts Bewegt Sich
- Vankina
Vertraut, aber auch überraschend neu, so geben sich LACRIMOSA auf ihrer neuen Single "Der Morgen Danach". Der Vorreiter des neuen Albums "Fassade" (VÖ: 01.10.2001) knüpft thematisch an die Geschehnisse der letzten Studioproduktion "Elodia" an: Es ist der Morgen nach den elodiaschen Ereignissen; nach der schmerzlichen Trennung erfolgt ein neues Gefühl der Hoffnung und der Liebe.
Musikalisch gesehen ist "Der Morgen Danach" eine wunderbare Vereinigung von Klassik und sanftem Rock, wie man sie schon von "Elodia" her kannte - nur, dass diesmal das Orchester deutlich mehr im Hintergrund agiert und Gitarre, Bass und Schlagzeug den Vorrang lässt. Die Melodie des Liedes, die gleich zu Anfang durch eine Flöte wiedergegeben wird, besticht durch ihren bittersüßen Charakter und bleibt schon nach wenigen Augenblicken im Gedächtnis haften - nur eine der Eigenschaften, die "Der Morgen Danach" Chancen auf einen potentiellen Hit einräumen. Etwas neu mutet die Tatsache an, dass sich der gesamte Text durch und durch reimt, was man bisher von Tilo Wolff nicht unbedingt gewohnt war; jedoch wird so noch stärker das Gefühl vermittelt, als würde man einer Liebeserklärung in Form eines Gedichtes lauschen.
Mit der Metus Version gibt es den Song, leicht beschnitten, in einer druckvoller gestalteten Fassung, die etwas mehr die rockige Komponente des Stücks herausarbeitet. Beide Varianten erweisen sich als gleichermaßen reizvoll, weshalb man keine von ihnen als "schlechter" oder "besser" bezeichnen könnte - das wird wohl dem Geschmack der Hörerschaft überlassen bleiben.
Als Bonus sind auf der Maxi noch die neuen Werke "Nichts Bewegt Sich" und "Vankina" vertreten, welche beide nicht auf dem Longplayer erscheinen werden.
"Nichts Bewegt Sich" ist eine überaus düstere und pessimistische Kreation aus der Wolff'schen Songschmiede: Nicht nur Stimmung und Melodie, sondern auch Tilos Gesang wandern hier in tiefste Abgründe; durchzogen vom Spiel eines wehmütigen Cellos und kontrastierenden zermürbenden Gitarren hinterlässt das Stück einen ausgeprägten Geschmack der Verzweiflung.
"Vankina" ist die Überraschung der CD: Den synthetisch generierten Sounds, welche sich unheilvoll nach und nach zusammenbrauen, folgt alsbald Frauengesang, der an Gruppierungen wie DEAD CAN DANCE, HALAGAZ RUNEDANCE oder vielleicht auch MILA MAR denken lässt. Aber an Anne Nurmi? Kaum zu glauben, aber es ist wirklich sie, die in bester Ethno-Manier gefühlvoll den in Finnisch verfassten Song wiedergibt - und das unglaublich gut. Wirkte ihre Stimme bei früheren, im Alleingang dargebotenen Liedern, oft noch sehr dünn und fragil, so scheint sie nun ihre Stärke gefunden zu haben. Eine absolut LACRIMOSA-untypische Komposition, die dafür umso mehr positiven Eindruck hinterlässt.
Sollte "Fassade" in Komposition und Produktion genauso gelungen ausfallen wie "Der Morgen Danach", dann darf man sich wohl auf ein Hammer-Album einstellen, welches auch bisherige LACRIMOSA-Skeptiker überzeugen könnte. Für Fans eh ein Muss, aber auch Freunde von traumhaften Klassik-Rock-Symbiosen, die nichts gegen deutsche Texte haben, sollten sich diesen Appetizer nicht entgehen lassen.
- Redakteur:
- Kathy Schütte