KAIZER - Leidwerk
Mehr über Kaizer
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- cmm-online
- Release:
- 13.08.2021
- Leitwerk
- Dunkelheit
- Wann immer
- Federkrieg
- Aschekleid
- Gib mir ein Zeichen
- Fliegen
- Göttersagen
- Sterne
- Vorwärts
- Klare Worte
- Weißt du denn
Alles andere als leidend
Ich bin weit davon entfernt, die Berliner von KAIZER in die einfache Deutschrockschublade zu stecken. Eher verbindet das Sextett Teile des Alternative- und Dark-Rocks mit Nuancen der NDH, um anschließend ihrer Mixtur ein großes Maß an Pop-Appeal für den Hitfaktor mitzuzugeben. Das hat auf dem 2017er Debüt "Lebenszeitverschwender" schon recht gut funktioniert und wird nun vier Jahre darauf mit "Leidwerk" entsprechend weitergeführt. Und da das Gesangsduo Anna und Alex gemeinsam mit seiner Hintermannschaft nichts dem Zufall überlassen wollte, sorgt LORD OF THE LOST-Frontmann auf KAIZER-Album Nummer zwei für eine druckvolle, zeitgemäße Produktion.
Aber weniger der Sound als mehr die geballte Abwechslung sticht auf "Leidwerk" positiv hervor: Von enorm harten, nach vorne preschenden Songs wie passenderweise 'Vorwärts' und 'Weißt du denn' über erfrischenden, teils auch düsteren Alternative Rock der Marke 'Wann immer' oder 'Dunkelheit' bis hin zu sehr gefühlvollen, balladesken Momenten, die jedoch weder die Grenze zum Kitsch überschreiten noch sich wie Fremdkörper im Albumkontext anfühlen, zeigt sich der Sechser von seiner facettenreichen Seite. Es bleibt also nicht nur beim recht offensichtlichen UNHEILIG- und EISBRECHER-Verweis.
Während zu 'Göttersagen' also unbekümmert und sorgenfrei drauflosgerockt werden kann, ist es keine Schande, bei 'Aschekleid' oder 'Gib mir ein Zeichen' Wehmut zu verspüren, in der Melancholie zu baden oder sogar einen amtlichen Klos im Hals zu fühlen. Doch welche Emotionen auf "Leidwerk" das Heft auch in die Hand nehmen, durch die doppelte Stimmkraft hat alles Hand und Fuß und kommt authentisch aus den Boxen, in die Ohren und beendet die Reise im Herzen.
Speziell Sängerin Anna zeigt sich von ihrer Schokoladenseite, und als Kind der 1990er Jahre gefallen mir persönlich die Synthies richtig gut. Zwar hätte dem Album in Gänze der ein oder andere Song weniger sicherlich auch gutgetan, bekommt man bei knapp 50 Minuten doch die volle Breite KAIZERs zu spüren, doch ich meckere hier auf recht hohem Niveau. Hätte ich hinter "Leidwerk" anfangs nicht so viel Mehrwert erwartet, wurde ich doch eines Besseren belehrt und freue mich auf des KAIZERs weitere Reise, diese zu beobachten und aktuell den Hauptstädtern ein gutes Album attestieren zu dürfen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp