INTERRA - In Your Hands
Mehr über Interra
- Genre:
- Metalcore / Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 16.12.2022
- The Path
- Distance
- Another Me
- Into The Light
- Misguided
- Words Of Farewell
- Humanity's Parasuicide
- Blindfolded
Solider und moderner Melodic Death Metal aus deutschen Landen.
Wer meine Rezensionen in diesen heiligen Hallen schon länger verfolgt, der wird wissen, dass der Melodic Death Metal eines meiner ganz persönlichen Steckenpferde ist. Entsprechend musste ich natürlich auch bei den Hamburgern INTERRA ein Ohr riskieren, die uns dieser Tage mit "In Your Hands" ihr Debüt um die Ohren hauen. In eigenen Worten beschreibt der Fünfer, der bereits seit dem Jahr 2013 gemeinsam unterwegs ist und bisher mit der EP "All For None" ein erstes Lebenszeichen veröffentlicht hat, seine Musik nämlich als munteren Mix aus melodischem Todesstahl und Metalcore, womit die Jungs ja eigentlich den Nerv der Zeit treffen sollten.
Mit 'The Path' geht es allerdings erst einmal mit ein paar Industrial-Vibes los, denn das kurze Intro lebt vor allem von atmosphärischen Hintergrundgeräuschen und Synthesizern, wobei mir irgendwie ein wenig die Dramatik fehlt, die so ein Vorspiel für eine Platte eigentlich hörenswert macht. Gut, dass nach etwas mehr als einer Minute mit 'Distance' dann wuchtige Gitarren-Riffs und feine Leads schnell das Zepter übernehmen und die erste vollwertige Kompositionen druckvoll nach vorne peitschen. Garniert wird das metallische Fundament dabei von sehr präsenten Synthesizern und Chören aus dem Computer, an deren Sound ich mich erst einmal gewöhnen musste, die sich insgesamt aber gut ins dezent melancholische Gesamtbild der Nummer einfügen und den modernen Einschlag unterstreichen, mit dem die Hamburger den Sound der Genre-Urväter interpretieren.
Tatsächlich klingt "In Your Hands" insgesamt so, als hätte man INSOMNIUM, DARK TRANQUILLITY, PARKWAY DRIVE und PAIN in einen Topf geworfen und die metallische Suppe einmal ordentlich durchgerührt. Dabei können die großen Namen der Szene nicht nur musikalisch als Referenz herhalten, sondern auch handwerklich muss sich das Quintett vor keinem seiner eigenen Idole verstecken. Im Gegenteil, abgesehen von den ab und an etwas dünnen Keyboards fällt es mir über weite Strecken schwer zu glauben, dass wir es hier mit einem Erstwerk zu tun haben, das auch noch ohne die Unterstützung eines Labels im Rücken entstanden ist. Die wirklich aufgeräumte und druckvolle Produktion tut schließlich ihr übriges dazu, dass sich INTERRA problemlos in eine Playliste mit den Größen der Szene mischen kann, ohne negativ aufzufallen.
Trotz dieser hervorragenden Vorraussetzungen begeistert mich "In Your Hands" auf seiner gesamten Distanz aber nicht restlos. Das liegt primär am Songwriting der Jungs, das spätestens nach zwei Songs etwas zu vorhersehbar ausfällt und auch für meine Ohren zu sehr im immer gleichen Mid-Tempo-Groove verharrt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Fünfer zwar immer eine Gitarrenmelodie zur Hand hat, allerdings beißen sich nur wenige Hooklines wirklich im Gedächtnis fest. Ohne diese Widerhaken läuft "In Your Hands" gerade im hinteren Drittel eben auch teilweise spurlos an mir vorrüber und lässt mich einfach nicht oft genug aufhorchen. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel, denn mit dem bereits erwähnten 'Distance', 'Another Me' und 'Misguided' haben die Hamburger auch drei absolute Volltreffer im Gepäck, die sicher noch häufiger ihren Weg in meine Playliste finden werden.
Entsprechend möchte ich die Rezension auch mit einem generell positiven Fazit beschließen, denn auch wenn noch nicht alles auf "In Your Hands" rund läuft, werde ich mir INTERRA auf meinem persönlichen Merkzettel notieren. Mit etwas mehr Erfahrung und Abwechslung beim Songwriting könnten die Jungs nämlich ein ganz heißer Geheimtipp werden. Und bis dahin dürfen Fans von modernem Melodic Death Metal hier durchaus ein Ohr riskieren und vor allem die oben genannten "Hits" der Scheibe zu Rate ziehen, um sich ein Bild des Potentials des Fünfers zu machen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs