INNER WHITEOUT - Bottom Seeker
Mehr über Inner Whiteout
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 22.03.2024
- Bottom Seeker
- Ocean Of Humanity
- An Elegant Solution
- Stray Home
- In Silence
- Love Responsibility
- Another Look
- Out In The Cold
- Expire/Exist
- My Absence
Starkes modernes Metal-Debüt, ohne die ganz großen Melodie-Widerhaken.
Dass Italien immer noch primär mit hoch melodischem Power Metal verknüpft wird, ist ein Relikt aus alten Tagen, das irgendwie schwer loszuwerden ist. Doch mittlerweile hat die Szene des Landes, mit der wunderbar schmackhaften Küche, musikalisch viel mehr zu bieten als Songs über Drachen und pompöse Arrangements. Ein perfektes Beispiel für die gewonnene Vielfalt ist auch das Quartett INNER WHITEOUT, das gerade mit "Bottom Seeker" ein Debüt vorlegt, welches ganz dicht am aktuellen musikalischen Zeitgeist operiert.
Was das konkret heißt? Nun, die Italiener servieren uns insgesamt zehn moderne Metalcore-Kracher, die sich gewaschen haben. Schon der eröffnende Titeltrack macht dabei schnell klar, dass, angetrieben von den beiden Bandköpfen Jacopo und Mattia, die jeweils die Sechsaiter bedienen, vor allem die abwechlungsreiche und spannende Gitarrenarbeit den Motor für das Schaffen von INNER WHITEOUT darstellt. Gleichzeitig offenbart die Nummer, dass die Italiener ihren Core sehr modern und durchaus proggy mögen, denn in meinen Ohren atmet gerade die Gitarrenarbeit massive TESSERACT-Vibes, wobei der Vierer durchaus härter unterwegs ist, als die Briten auf ihren letzten Veröffentlichungen. Doch auch ruhigere Momente beherrscht das Quartett, denn im Mittelteil fällt die Nummer plötzlich komplett in sich zusammen und hat fast einen Post-Hardcore-Einschlag, der mir aber durchaus gut gefällt und der sowieso schon recht vielfältigen Musik eine weitere Facette verpasst.
Und auch der Rest der Platte bewegt sich in den recht weiten Grenzen, die mit dem Opener abgesteckt wurden. Mal verschiebt sich der ruhig-postige Part dabei an den Anfang des Songs, wie in 'An Elegant Solution', mal wird er als fast jazziger Ruhepol zwischen massiven Riff-Attacken eingesetzt, wie in 'Ocean Of Humanity'. Und auch die eingangs gelobten Gitarren bleiben eine fixe Säule im Sound der Italiener, wobei die Fingerakkrobatik der beiden Gitarreros teils schon Tech-Death-Metal-Ausmaße annimmt und gerade Freunde versierter Frickelei ein paar Freudentränchen in die Augen treiben wird. Gleichzeitig bringt mich dieser lobende Punkt aber auch zur Crux, die mich auch nach zig Durchläufen vor ein kleines Dilemma stellt. So begeistert ich nämlich von der handwerklichen Darbietung, dem modernen und druckvollen Sound und dem durchaus abwechslungsreichen Songwriting des Vierers bin, so wenig wirkliche Höhepunkte bleiben trotz immer wieder aufflackernder Begeisterung hängen. Ob es daran liegt, dass sich die Leads primär auf Kabinettstückchen konzentrieren und dadruch der eine odere andere Melodiehook auf der Strecke bleibt? Oder hätte das bekanne Core-Rezept aus harter Strophe und klar gesungenem Refrain die Widerhaken liefern können, die "Bottom Seeker" auch langfristig im Gedächtnis hätten verhaken können?
Ganz schlüssig bin ich am Ende dieser Renzension nicht, woran der Mangel an restloser Begeisterung liegt, doch Fakt ist, dass ich mit dem INNER WHITEOUT-Erstling während der Spielzeit durchaus Spaß habe, mir die Platte aber kaum melodische Argumente liefert, um auch Tage später noch einmal zurückzukehren. Ihr seht das aber vielleicht komplett anders, weshalb ich Freunden und Freundinnen von modernem und technischem Metalcore ein Antesten durchaus empfehlen kann, auch wenn ich am Ende "nur" zu sieben Zählern komme.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs