INFERIA - Grind Cumpaign
Mehr über Inferia
- Genre:
- Porn Grind/Death Grind
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Great Dane Records
- Release:
- 27.05.2022
- Every Hole Dripping
- Anally Yours
- One Tit Wonder
- Fuckathon
- Anti-Sexicon
- Skin To Skin Cuntact
- She Was Asskissing For It
- Mick Shagger
- Frozen Clit
- Remove The Hair Of The Heretics
- Philharmonia Orgasmtra
- Against Infibulation
- Stains
- Working Ass Hero
- Fucked With No Vaseline
- Mazophallate
- I Give Her An Orgasm She Can't Refuse
- Carnal Knowledge
- Self Enema
- Full Metal Shagged
- (C)untitled
- Natio(a)nal Erection Day
Beinahe-Absturz am Tellerrand.
Ja, mein geliebter stilistischer "Tellerrand", über den ich so gerne in der Auswahl meiner Reviewscheiben und auch in der Auswahl meiner zu besuchenden Konzerte hinwegblicke, war im Fall von INFERIA aus Finnland mit dem Album "Grind Cumpaign" aus dem Jahr 2022 fast nicht mehr breit genug, um meine taumelnde musikalische Wahrnehmung noch aufzufangen.
Verglichen mit älteren Alben der Band klingt der immer noch aktuelle Output wesentlich fetter und differenzierter. Zudem hört man sofort, dass hier die Instrumente beherrscht werden, jedenfalls ist das teils breakgespickte und technische Geballer sicher nicht einfach umzusetzen. Dennoch blieb bei mir vor 2 Jahren nur weißes Rauschen und tollwütiges Bärengegrunze im Ohr hängen, so dass ich das Schreiben dieses Reviews erst einmal vor mich hinschob. Schließlich vergaß ich das Teil sogar...
Bis ich vor einiger Zeit mal wieder in mein "Postfach" für zu schreibende Reviews im Redaktions-Forum spickelte und geradezu erschrak: Die fiesen Finnen gammelten da immer noch vor sich hin! Nun denn, wie ihr hier lest, entschloss ich mich, weil gar nicht darüber zu schreiben oder "weiterreichen" schon ein bissel feige wäre, Tabula Rasa zu machen. Selbiges tut INFERIA schließlich ebenfalls, nicht nur mit ihrem derben Grindcore-Geschrote, sondern auch textlich, man hat sich schließlich der Untersparte "Porngrind" verschrieben. Da müssen die Texte geradezu müffeln und kleben, wenn sie in markerschütternder Lautstärke aus den Boxen an die frische Luft gepresst werden! Die Titel der Songeruptionen auf "Grind Cumpaign" sind jedenfalls so unglaublich prä-pubertär, dass man sich ein Schmunzeln nur schwer verkneifen kann, erst recht, wenn man die meist düster-ernsthaft dreinblickenden Musiker auf ihren Bandfotos dazu anschaut. Kostproben gefällig?
Der Album-Start mit 'Every Hole Dripping' lässt bei mir jedenfalls nix tropfen, höchstens verklumpen, nämlich mein Ohrenschmalz, das nanobot-artig mein Gehör zu schützen versucht. Ein fabelhafter Wortspiel-Titel folgt mit 'Anally Yours'. Wurde im ersten Titel mehr das rhythmische Bärengegrunze aus den stimmlichen Möglichkeiten vom einzigen, seit 1989 verbliebenen Gründungsmitglied Jani Huttunen verwendet, so schreit dieser im zweitgenannten zusätzlich zum Gegrunze recht infernalisch vor sich hin. Nun ja, bei dem Titel und so, das passt ja schon zum Inhalt.
Weitere kreative Nettigkeiten in Sachen Songtitel sind unter den 22 Liedern in knapp 32 Minuten für mich ohne Zweifel 'Fuckathon', 'Skin To Skin Cuntact' und 'Working Ass Hero'. Sogar offensichtlichere pornographische Inhaltsbeschreibungen wie 'She Was Asskissing For It' oder ' I Give Her An Orgasm She Can't Refuse' und 'Fucked with No Vaseline' klingen bei INFERIA nicht weniger amüsant, auch wenn sie beim ersten Lesen schon für hochgezogene Augenbrauen sorgen. Man kann jedenfalls annehmen, dass da textlich nicht alles so wahnsinnig ernst, sondern salmiakkigetränkt (finnischer Lakritz-Schnaps), humoristisch gemeint ist. So wird der infantile Charakter am Ende von 'Philarmonia Orgasmtra' durch, von balladeskem akustischem Gitarrengezupfe untermalte Beischlafgeräusche inklusive Stöhnen beider Beteiligter, rhythmisches Bettfederquietschen, TV-Zapping und eine den Akt romantisch beendende Klospülung hervorgehoben. Wers braucht...
Musikalisch, ich deutete es bereits an, sind hier Könner ihres Fachs am Werk. Bei einem wahrnehmungstechnisch nicht in dieser Stilistik trainierten Gelegenheitshörer bleibt jedoch auch nach vielen Durchläufen nicht viel hängen, zu gleichförmig und eintönig hämmert die meist ultraschnelle Musik vor sich hin, zu monoton schrei-grunzt Jani Muttunen seine sexuellen Erkenntnisse durch die Gegend, als dass da ein eher normal geprägter Musikliebhaber in Verzückung geraten könnte. Jetzt, quasi im zweiten Anlauf der Beschäftigung mit der Scheibe, finde ich aber vor allem immer mehr Gefallen an der Gitarrenarbeit von Jani Huttunen. Der Bass wird bei INFERIA derzeit von Sami Tikkanen bedient, das Schlagzeug von Kalle Lindfors.
Am Schluss bleibt mir mitzuteilen, dass ich mit dem Schreiben des Textes erfolgreich die Arschbacken zusammenkneifen konnte, um im INFERIA-Jargon zu bleiben. Allerdings stellt die Benotung ein Problemchen dar, da ich für mich persönlich nicht mehr als 5,5 Punkte geben kann, mir aber objektiv darüber bewusst bin, dass die Finnen in ihrem Genre schon recht gut sind. Daher stehe ich zu meinen Punkten und empfehle jedoch einschlägigen Grindcore-Spezialisten sowie den im lackledernen Gürteldress vor der mit Plastikfolie spritz-geschützten Stereoanlage niederknieenden Porngrind-Fetischisten bis zu 3,5 Punkte hinzu zu addieren. Bibeltreue Christen, Moralapostel, humorbefreite Zeitgenossen sowie Al und Tipper Gore ziehen hingegen noch bis zu 6 Punkte ab.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timo Reiser