HOPE DARLING - Enso
Mehr über Hope Darling
- Genre:
- Alternative Rock / Pop-Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Epictronic
- Release:
- 15.03.2024
- Burning Light
- Don't Wake Me Up
- Lifeline
- Lotus
- Firefight
- Say A Prayer
- Rain
- It Was Always You
- Absolution (One Last Breath)
Gutklassiger, aber auch zahmer Pop-Rock aus Tampa.
Tampa, im warmen US-Bundesstaat Florida, ist ja schon lange eine Brutstätte für tolle Musik, wobei gerade Chuck Schuldiner mit seinen Projekten DEATH und CONTROL DENIED, sowie SAVATAGE, die bekanntesten Söhne der Stadt sein dürften. Doch auch poppige Rockmusik kann man offensichtlich in Florida, was uns heuer HOPE DARLING mit dem Erstwerk "Ensō" beweist. Ich bin ehrlich, der Titel des Silberlings lässt bei mir erst einmal Fragezeichen über dem Kopf kreisen. Eine kurze Recherche offenbart aber, dass der Begriff einen Kreis beschreibt, der mit einem oder zwei ununterbrochenen Strichen gezeichnet wird, und einen Zustand geistiger Freiheit symbolisiert, in dem der Körper Dinge erschaffen kann. Klingt etwas esoterisch, ob das auch für die Musik des Quintetts gilt?
Nun, mit Psychedelic Rock oder einer Reminiszenz an die glorreichen Rockbands der Siebziger haben wir es hier aber auf jeden Fall nicht zu tun. Das beweist schon die Eröffnungsnummer 'Burning Light' mit klarer Pop-Rock-Attitüde, einem luftigen Refrain und sehr melodischer Gitarrenarbeit. Vom Fleck weg etabliert sich dabei Frontmann und Songschreiber Gabriel Sanchez als größte Stütze der Band, denn seine durchaus charismatische Stimme, die übrigens auch von einer sehr coolen und dezent oldschooligen Produktion perfekt in Szene gesetzt wird, trägt die Eröffnungsnummer in meinen Ohren. Obendrauf gibt es treibende Gitarren, die ebenfalls für ein paar melodische Widerhaken sorgen und einen Song abrunden, der sich durchaus im kommerziellen Radio gut machen dürfte. 'Don't Wake Me Up' geht im Anschluss in eine deutlich balladeskere Richtung, hat aber ebenfalls einen überzeugenden Refrain im Gepäck, der sich schnell im Ohr festbeißt und spätestens bei der zweiten Wiederholdung mitgesungen werden kann.
Müsste ich die Amerikaner mit ähnlich gelagerten Bands vergleichen, würden mir gerade die späteren Werke von 3 DOORS DOWN oder die Hits von THE CALLING einfallen, die in die gleiche Kategorie von melodischer und massentauglicher Rockmusik fallen. An dieser Beschreibung hört ihr vielleicht schon heraus, wo ich das Wirken von HOPE DARLING etwas kritisch sehe, denn mit der Massentauglichkeit geht eben auch das Fehlen einer musikalischen Kante einher, die den Amerikanern etwas mehr Profil verschaffen und sie von der Konkurrenz abheben könnte. So ist der Großteil des Songmaterials am Ende irgendwie wie ein Kaugummi: Beim ersten Durchlauf gibt's eine geschmackliche Explosion, beim zweiten Durchlauf ist die Wirkung schon großteils verflogen und schlussendlich ist der langfristige Nährwert doch eher gering. Unterstrichen wird die Tatsache auch noch einmal von dem Umstand, dass nach den eröffnenden Minuten nur noch wenige Songs wirklich restlos meine Aufmerksamkeit beim Schopfe packen oder aus der schönen, aber eben auch gleichförmigen Masse des Materials ausbrechen. 'Lotus' ist mit dezent fuzzigen Untertönen und einem coolen Bass etwa ein solcher Moment, der sich aber eben auch keine großen Blicke über die recht eng gesteckten Grenzen des Radio-Rocks erlaubt, denen HOPE DARLING auf "Ensō" frönt.
Nun klingt die Kritik insgesamt vielleicht etwas harscher als sie sein müsste, denn wenn ihr generell 3 DOORS DOWN oder ähnlich gelagerten Bands etwas abgewinnen könnt, solltet ihr auch "Ensō" einmal antesten. Gerade die beiden Eröffnungstracks haben nämlich durchaus das Potential, kleinere Hits zu werden. Mir fehlt aber, wie erwähnt, einfach die Kante und der musikalische Abenteuergeist, der neben gut gemachten und kompakten Kompositionen eben auch etwas anzubieten hätte, mit dem sich HOPE DARLING sofort in mein Herz spielen könnte.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs