HELLVETICA - Deadly Eyes
Mehr über Hellvetica
- Genre:
- Modern Thrash/Death Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- eigen
- Forever Revolution
- Your Destiny
- Deadly Eyes
- Face The Facts
- Take Back My Life
- The Dream Is Dead
Scharfe Riffs, stumpfes Songwriting, doofe Texte
Ob schon andere Metalbands aus der Schweiz auf die irgendwie naheliegende Idee kamen, sich HELLVETICA zu nennen, ist mir nicht bekannt. Zumindest hatte ein Quintett aus Lenzburg vor etwas über zehn Jahren diesen geistreichen Einfall, und die Herren und Dame machen ihrem Namen in musikalischer Hinsicht alle Ehre: Auf ihrem neuesten Output, der EP "Deadly Eyes", hauen uns die Schweizer ziemlich schnörkellosen Death/Thrash Metal um die Ohren, der zwar satt und mächtig aus den Boxen drückt, allerdings auch so stumpf und abwechslungsarm daherkommt wie Holzkohle.
'Forever Revoluton' eröffnet den Sechstracker, und ich muss mir verwundert die Ohren reiben – soll das ein AS I LAY DYING-Cover sein? Aber bei 'Forever' gab es ja keine Gangshouts... Nein, nach wenigen Sekunden werden hier thrashige Gitarrenriffs ausgepackt, welche fortan die Marschrichtung vorgeben. HELLVETICA steht für modernen Thrash Metal mit deathlastigem Geschrei, bei völligem Verzicht auf melodische Elemente. Zum einen ist dieser Ansatz sehr begrüßenswert, denn genau genommen lechzt der von Heerscharen ewig gleich klingender, weichgespülter Metalcore-Acts gemarterte Musikjournalist genau hiernach: Maximaler Aggression, Kompromisslosigkeit, Metal in seiner harten, tödlichen Ursprungsform. Der Sound auf "Deadly Eyes" ist knochentrocken, das Riffing messerscharf und präzise. Mit dieser Mixtur mischt HELLVETICA bei Underground-Thrashern wie DIS.AGREE oder KUADRUMANA mit, sicherlich inspiriert von Dimebag Darell'scher Gitarrenarbeit und der Bissigkeit von Groove-Metal-Größen Marke EKTOMORF oder SEPULTURA.
Andererseits nutzt sich das Gebolze der Eidgenossen auch in Nullkommanichts wieder ab, ehe man die sechs Song auch nur einmal komplett durchgehört hat. Keine Höhepunkte, keine Spannungsbögen. Wer sich nur mal eben in der Metal-Disco die Rübe durchpusten will, wem die Kombination aus gefälligen Thrash-Riffs und todesmetallischem Gebrüll Abwechslung genug ist, wird mit der dritten Veröffentlichung von HELLVETICA vielleicht seine Freude haben. Ansonsten lässt die Hassattacke der Schweizer aufgrund des unausgereiften Songwritings jedoch größtenteils kalt. Das ist verdammt schade, denn die Riffs machen für sich enorm Spaß, die Grundaggression stimmt, das Soundgewand ist vorzüglich – mit mehr Kreativität wäre hier ein starkes Stück modernen Thrash Metals herausgekommen. Doch nur der groovige Rausschmeißer 'The Dream Is Dead' ist auch tatsächlich mehr als eine Aneinanderreihung cooler Akkordverschiebungen. Der Rest rast mit aller Macht am Hörer vorbei, und nur selten richtig mit. In der Gesamtbetrachtung ist dies zwar nur noch ein vernachlässigbares Detail, es passt jedoch ins Bild, dass die sprachlich stark limitierten, fehlerhaften und großteils inhaltsleeren Tough-Guy-Lyrics auf "Deadly Eyes" schließlich noch stumpfsinniger ausfallen als die Musik selbst.
HELLVETICA liefert also ansprechendes musikalisches Stückwerk, vermag mit "Deadly Eyes" aufgrund chronischer Abwechslungs- und Höhepunktarmut aber nicht dauerhaft zu überzeugen. Da höre ich mir lieber Tim Lambesis' AUSTRIAN DEATH MACHINE-Vermächtnis an (in dessen Jagdrevier die Formation aus dem Alpenland eindeutig wildert), wo die Songs als solche auch funktionieren und die inhaltsleeren Texte zumindest mit eigenwilligem Humor punkten.
Anspieltipps: The Dream Is Dead
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause