HEAVYSAURUS - Pommesgabel
Mehr über Heavysaurus
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Europa / Sony Music
- Release:
- 02.02.2024
- Pommesgabel
- Laser Ninja
- Der haarige Kobold
- He-Sa-Mu-Ko-Mi-Ri-Pom
- Flugsaurier
- Super Monster-Auto
- Bang Bang
- Luna - unser Hund
- Rettung in Sicht
- Trolltanz-Alarm
- Der zweiköpfige Polizist
- Der Freundschafts-Song
Die Echsen rocken wie noch nie!
Ich höre das Aufatmen etlicher Metal-Papas und -Mamas der Nation. Endlich gibt's neue Songs der deutschen HEAVYSAURUS-Ausgabe. Wer Kinder hat kennt es - wenn ein Lied gefällt, dann läuft es rauf und runter, bis die Kinder endlich genug davon haben. Bis es soweit ist, ist das Hirn der Eltern schon völlig zermartert. Von den vier Dinos und dem Drachen, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, richtigen Metal für Kinder zu produzieren, gibt es immerhin schon zwei Alben. Das sind schon einige Songs, aber auch die kommen mir langsam zu den Ohren raus.
Dabei zählt HEAVYSAURUS, neben anderen richtigen Bands wie RANDALE oder RADAU, ja schon zu den sehr angenehmen Kindermusikanten. Wobei mich (anders als meinen inzwischen fünfjährigen Sohn) die Gruppe um Sänger "Mr. Heavysaurus" nie so völlig überzeugt hat. Coverversionen von 'Drei Chinesen mit dem Kontrabass' oder 'So ein schöner Tag' werden nicht dadurch besser, dass sie in Rockform gegossen und leidlich lustige Texte dazu verfasst werden.
Zum Glück hat man das im Hauptquartier der Echsenspielleute inzwischen erkannt und legt mit "Pommesgabel" nun ein Album vor, dass auf solche albernen Schlagerrückgriffe verzichtet. Nein, die zwölf neuen Songs erinnern zwar immer mal wieder an Größen der Rock- und Metalwelt, aber es handelt sich um eigene Ideen und Lieder. So wird der neue Dreher vom hymnischen schnellen Titelsong eröffnet, der nicht nur Kindern Lust auf die kommende sehr ausgedehnte Tour (über 140 Konzerte!) macht. Zudem kredenzt uns Drache Riffi Raffi ein wirklich geiles Solo, an dem man auch mit geübten Ohren seine Freude hat.
Anschließend folgt mit 'Laser Ninja' ein etwas poppigeres Stück mit recht plakativen fernöstlichen Versatzstücken gespickt. Aber der Refrain ist ganz cool und Michael Voss' Stimme kommt hier wirklich gut zur Geltung. Der Sohn will übrigens den besungenen Laser Ninja lieber nicht haben, denn der sorgt immerzu für Stromausfälle im Kinderzimmer. Und das muss ja nun nicht sein. Ganz anders der 'Haarige Kobold', der mit dem von ihm verursachten Chaos in Omas Keller dann vorgestellt wird. Das klingt dann doch ausreichend witzig. Für den Song gab's übrigens Unterstützung von SALTATIO MORTIS, was im Ergebnis besser geworden ist, als ich befürchtet hatte. Ein schönes Kinderlied, das sich nicht so schnell abnutzt und ordentlich rockt.
Darauf folgt mit 'He-Sa-Mu-Ko-Mi-Ri-Pom' ein Song, der bei Vater und Sohn auf weniger Gegenliebe gestoßen ist. Während der eine den Text überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist der andere vom zu süßlichen EUROPE-Abklatsch schnell abgenervt. Dass dann im Refrain auch noch "Trallala" gesungen wird, passt allerdings ganz gut. Auch der 'Flugsaurier' ist Klein und Groß zu - ich zitiere - "trötig". Ein bisschen mehr Geschwindigkeit oder Kanten im Sound hätten dem Song definitiv geholfen. Ja, und auch der Text ist leider ziemlich schwach bis sinnbefreit.
Zum Glück gibt's dann mit 'Super Monster-Auto' ordentlich auf die Omme. Die Industrial-Sounds und das harte Riffing wecken junge wie alte Knochen auf. Wir sind uns recht schnell einig, dass das hier ein Höhepunkt der Veröffentlichung ist. Das Kind hüpft beinahe Saltos auf dem Sofa und auch ich ertappe mich beim fröhlichen Headbangen. Das geht bei 'Bang Bang' zunächst weiter, bis ich merke, dass uns hier Rap untergejubelt werden soll. Ne, da habe ich Scheuklappen. Das Kind hat diese noch nicht und kann den Song deutlich mehr genießen. Geht ja auch um Trolle. Und ich muss zumindest zugeben, dass der Chorus ganz cool ist.
Auch bei 'Luna - unser Hund' gehen unsere Meinungen ähnlich auseinander. Wo mich Elektro-Beats und Pop-Refrain nerven, da genießt das weitaus aufgeschlossenere Kind einfach ein schönes Lied über einen Astronautenhund. Anders 'Rettung in Sicht': das ist schöner Melodic Metal mit viel kompositorischem Feingefühl und leichter HELLOWEEN-Note. Statt alles zuzukleistern spielt Keyboarderin Milli Pilli hier sehr songdienlich und lässt den Saiten ausreichend Raum. Es fällt dem Nachwuchs etwas schwer, den Text zu verstehen. Das mindert den Spaß allerdings kaum merklich.
Dass der 'Trolltanz-Alarm' gut ankommen würde, war mir schon klar, bevor der Song hier überhaupt lief. Das Kind liebt Tanzen, das Kind findet Trolle lustig - Fazit: "mega gut". Auch 'Der zweiköpfie Polizist' schlägt zum Schluss nochmal richtig ein. Das Ding setzt voll auf Geschwindigkeit, lässt die Gitarre nach vorne treiben und ist auch noch richtig lustig. Ich bin außerdem sehr damit einverstanden, die Polizei zu veralbern. What's not to love? So können wir uns letztendlich auch auf ein neues Lieblingslied einigen.
Sagte ich "zum Schluss"? Ja, schön wär's. Der abschließende 'Freundschafts-Song' ist vom Sohn direkt beim ersten Hören zum einzigen Skip-Kandidat auserkoren worden. Und ich verstehe das. Das ist eine sehr säuselige Schlager-Ballade, die sich die Auszeichnungen "doof" und "schnarchig" völlig zurecht verdient. Da hilft es auch nichts, dass Jennifer Haben (BEYOND THE BLACK) hier inbrünstig mitsäuselt.
Wir sind schon gespannt, wie die Songs live klingen und wie sie bei der Meute ankommen. Ich freue mich tatsächlich darauf und über das neue Album, das mehr Abwechslung in die tägliche Playliste bringt und tatsächlich ziemlich gelungen ist. Bitte gerne mehr davon!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marius Luehring