GRIEF, THE - Crucible
Mehr über Grief, The
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 06.10.2023
- The Forging
- Disenthrall
- Icon Of All Hope
- The Architect
- Through Fire And Rain
- Crucible
- Sins Of The Father
- Temperance Lost
- A Cycle Broken
Großartiger Doom – mit einer klitzekleinen Einschränkung.<br />
Die irischen Doomster von THE GRIEF veröffentlichen aktuell mit "Crucible" ihr Zweitwerk nach dem Debüt "Horizon's Fall" aus dem Jahr 2021. Das wunderschöne, in seiner Kunstauffassung fast schon altmeisterliche Artwork von Yaroslav Gerj macht schon mal neugierig auf die Musik. Diese entpuppt sich als sehr gefühlvoller und tiefgründiger Doom in weitgehend klassischer Ausprägung. Der Hall auf den Vocals von Stephen Quinn ist sehr effektvoll, aber auf Bombast jeglicher Art hat die Formation dankenswerterweise verzichtet. Es gibt einige sehr gekonnt eingesetzte Breaks, die ganz unterschiedliche Stimmungen heraufbeschwören. Die beiden Gitarristen schaffen es, durch ihr Spiel diese abgrundtiefe Traurigkeit zu zelebrieren, die dem Bandnamen alle Ehre macht.
Mit 'The Forging' und 'Disenthrall' bleibt THE GRIEF bei der reinen Lehre klassischen Doom Metals, und die Band tut gut daran. Weit ausgreifende Melodiebögen in den Gesangslinien sorgen für Begeisterung, wie ich sie in den letzten Jahren nur bei den Dortmundern WHEEL, den Belgiern HYLDR oder NINE ALTARS aus dem Norden Englands empfunden habe. Ein zum Niederknien schöner Song ist aber 'Icon Of All Hope'. Da stellt sich allerdings die Frage, warum unbedingt zu Beginn und kurz vor dem Ende Growls eingesetzt werden. Alles in allem bleibt dies aber eine fantastische Komposition, und dies trotz des teilweise leicht schrägen Hintergrundgesangs. Wie hier die Atmosphäre verdichtet und die Seele bloßgelegt wird, ist schon überragend. Mehr oder weniger kurze Growl-Sequenzen hat die Band auch in einige weitere Stücke eingebaut. Dies ist dann auch der im Teaser angekündigte kleine Wermutstropfen, welcher die Note um einen halben Punkt nach unten drückt. 'Through Fire And Rain' überzeugt aber auf ganzer Linie mit hochtraurigen Gesangslinien, denen man sich nicht entziehen kann. Der Titeltrack ist ein weiteres emotionales Highlight, bei dem wir über jede Sekunde froh sein dürfen, die uns THE GRIEF gewährt.
Wenn die Band die gutturalen Vocals vielleicht noch ein wenig zurückfahren würde und einen etatmäßigen Schlagzeuger verpflichten könnte, dann – da bin ich mir sicher – wären die Grundlagen für einen zukünftigen Meilenstein im Genre gelegt. "Crucible" sorgt bereits für etliche Gänsehautmomente und präsentiert sich als ausnehmend starke und intensive Doom-Veröffentlichung. Das Unverstellte und die authentischen Emotionen sind der Stoff, nach dem nach Melancholie Hungernde wie ich verlangen. Es besteht akute Suchtgefahr!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens