GRAVESHADOW - The Uncertain Hour
Mehr über Graveshadow
- Genre:
- Symphonic Metal / Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- M-Theory Audio
- Release:
- 15.07.2022
- Soldier Of 34
- Gwynnbleidd
- Sea Of Apparitions
- The Swordsman
- Vengeance Of Envy
- A Beautiful End
- The Betrayer
- Shadow Battles
- The Two Lived
- Damsel's Finesse
Viele kleine Ungereimtheiten, doch jede Menge Potential.
Schaut man sich das Coverartwork des neuen GRAVESHADOW-Albums "The Uncertain Hour" an, dann bekommt man schon recht schnell einen Eindruck davon, was musikalisch geboten werden könnte. Der einsame Wolf auf dem von Blut überströmten Felsen, der Mond im Hintergrund, das grüne Glimmen im Vordergrund und insgesamt die optische Umsetzung lassen mich zumindest sofort an europäischen Power Metal und epischen Symphonic Metal denken. Ein grundlegender Stilmix, mit dem die Amerikaner gerade in Europa mit ihrem dritten Langspieler offene Türen einrennen sollten. Fragt sich nur, ob neben der optischen Aufbereitung auch das Songmaterial mit den hiesigen Genregrößen mithalten kann.
Nun mit 'Solider Of 34' geht es auf jeden Fall schon einmal in die richtige Richtung. Die Gesangsleistung von Rachl Raxx Quinn ist wirklich stark und überzeugt mit schönen Hooklines, während Aaron Robitsch mit seinen Growls einen Gegenpol zum Klargesang seiner Kollegin liefert und der Rest der Band das epische Fundament beisteuert, auf dem sich die beiden Stimmen austoben können. Gleichzeitig macht der Opener auch klar, dass die eingangs vorgenommene musikalische Einordnung nicht so klar abgegrenzt ist, wie vermutet, denn schon in den ersten Minuten schleichen sich auch offensichtliche CHILDREN OF BODOM-Versatzstücke und eine gute Portion Gothic-Düsternis in den Sound des amerikanischen Quintetts. 'Gwynnbleidd' gefällt mir im Anschluss mit seinen feinen Gitarrenleads sogar noch ein wenig besser, glänzt die Nummer doch bereits instrumental und macht auch in puncto Gesang einen noch besseren Job als der Vorgänger, weshalb sie sich mit feinen Melodien im Gehörgang festbeißt.
Trotz der anfänglichen Begeisterung holt mich "The Uncertain Hour" im weiteren Verlauf aber nicht komplett ab. Zum Teil liegt das am etwas vorhersehbaren Konzept, mit dem der Fünfer seine Songs aufbaut und das sich mit zunehmender Spielzeit abnutzt, zum anderen ist der Mix der Platte einfach nicht ganz rund. Die Gitarren sind immer etwas zu dumpf, der Klargesang schwebt etwas zu weit über dem musikalischen Grundgerüst, während die Growls recht drucklos aus den Boxen donnern. Von den sehr synthetisch klingenden Orchestrationen aus der Dose haben wir da noch garnicht gesprochen. All diese kleinen Punkte sorgen dafür, dass ich die Musik der Amerikaner selten in vollen Zügen genießen kann. Glücklicherweise gibt es aber auch Nummern bei denen die klanglichen Mankos weniger ins Gewicht fallen, weswegen gerade 'Vengeance Of Envy' und 'The Betrayer' in der zweiten Halbzeit der Spielzeit noch einmal zwei wirkliche Glanzlichter markieren.
Insgesamt fällt mir die abschließende Bewertung der ungewissen Stunde auch entsprechend schwer. Mit etwas besserem Sound und abwechslungsreicherem Songwriting wäre eine 8,5 locker in Reichweite, doch viele Kleinigkeiten lassen mich am Ende doch noch einmal einen kompletten Punkt Abzug hinzurechnen. Antesten lohnt sich bei GRAVESHADOW gerade für Freunde und Freundinnen von symphonischem Metal und extrem melodischen Power Metal trotzdem, denn mit etwas mehr Feinschliff hätte das Quintett das Potential zu einem ordentlichen Leistungssprung mit dem nächsten Langeisen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs