GRAVE DIGGER - The Clans Will Rise Again
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2010
Mehr über Grave Digger
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- Napalm (Edel)
- Release:
- 01.10.2010
- Days Of Revenge
- Paid In Blood
- Hammer Of The Scots
- Highland Farewell
- The Clans Will Rise Again
- Rebels
- Valley Of Tears
- Execution
- Whom The Gods Love
- Spider
- The Piper McLeod
- Coming Home
- When Rain Turns To Blood
Die Clans trafen zusammen und fragten: Haben es GRAVE DIGGER noch drauf? Die Antwort ließ sogar England erzittern: Ja, damned bloody hell!
Zurück in die Länder der Schotten, Röcke und der Dudelsäcke. Das ist die Parole des neuen Album "The Clans Will Rise Again" der deutschen Heavy-Metal-Urgesteine von GRAVE DIGGER. Dreizehn Songs und eine Reise in die Vergangenheit, das stellt dieses herausragende Album dar. Doch die Geschichte, die es zuerst zu erzählen gilt, beginnt 2009: Manche Nachrichten aus dem Musik-Buisness machen Fans das Leben schwer. Eine solche war der Ausstieg Manni Schmidts (Gitarre und Songwriter) aus einer der dienstältesten und nach wie vor aktiven Heavy-Metal-Band Deutschlands. Kurz nach der Veröffentlichung des starken Albums "Ballads Of A Hangman" verließen beide Gitarristen die Band. Ein Zustand, der zu einer Wegkreuzung führt: Entweder die Band löst sich auf oder man geht in sich und kommt stärker zurück. Nun, mit der Aufnahme des Gitarristen Axel Ritt (DOMAIN) in die Band wurde eine denkbar unpopuläre Entscheidung getroffen. Axel ist zwar seit Jahren als Flitzefinger und Riffmonster in seiner Band bekannt, doch vor allem durch seine egozentrische Art in der Szene aufgefallen. Doch Chris Boltendahl (Gesang) gab im Interview an, dass mit Axel genau der richtige Gitarrist gefunden wurde und nun eine neue Periode anbrechen und ein neues Kapitel in der nun 30 Jahre währenden GRAVE-DIGGER-Chronik geschrieben würde. Die Mission "erstarken und zurückkommen" begann.
"Tunes Of War" war das erfolgreichste Album der Band und daran anzuknüpfen mutet erstmal komisch an. Gilt es, kommerziell und möglichst nahe am Metal-Mainstream zu zapfen? Das Intro bietet auf diese Frage keine Antwort, erst die ersten Töne von 'Paid In Blood' lassen vermuten, dass hier etwas anderes als eine billige Kopie der 1996er-Platte auf den Hörer zu kommt. Der größte Unterschied zu den letzten Alben mit Manni an der Gitarre ist der Fokus auf Riffs. Die melodische Lead-Gitarre der letzten Jahre wird zu Gunsten einer fetten, zebragestreiften Gitarre mit dicken, gepiercten Eiern und einer Freifahrt in die Achtziger in die Ecke gepfeffert. Heavy, metallisch und schnell platziert sich 'Hammer Of The Scots' im Gesicht des Fans und stellt einen jener Songs dar, auf die man sich tierisch freut, sie baldmöglichst live zu sehen. Wunderbar und völlig ohne ich-zentrierte Attitüde bringt sich Axel Ritt ein und ergänzt das kreative Gestirn um die richtige Portion rock'n'rittsche Bodenständigkeit. Die Soli kommen lässig aus dem Leder-Ärmel geschüttelt und machen klar, dass hier ein technisch Großer die Saiten schwingt. Doch der wahre Klassiker kommt erst mit 'Highland Farewell': Der Chorus, in dem zwei der VAN CANTO-Jungs mitsingen, ist eine epische und wehmütige Liebeserklärung an die grünen, weitläufigen Highlands und lässt den Hörer die würzige Luft der vernebelten Wiesen förmlich riechen.
Ich traue es mich kaum zu sagen, aber der Weggang von Manni hat der Band gut getan. Ja, es scheint fast so, als dass sich die Band ein wenig in den überbordenden Melodien und modern-metallischen Songs der Vorgänger festgefahren hat. Die Songs von "The Clans Will Rise Again" mögen vielleicht nicht der Phönix aus der Asche sein, doch eine echte Frischzellenkur stellen sie allemal dar. Und das Faszinierende ist, dass die Band gleichermaßen frisch wie old-school klingt. Natürlich stellt das neue Album einen Schulterschluss zu "Tunes Of War" dar, doch es ist keinesfalls eine Kopie. Kleine Wermutstropfen wie teils recht einfach gestrickte Texte und beispielsweise der etwas unglückliche Klaviereinsatz in 'Whom The Gods Love' trüben das Bild leicht. Doch neue Einflüsse wie das an SAVATAGE erinnernde Arrangement vom Titeltrack oder der QUEEN-Refrain in 'Rebels' sind jene Höhepunkte, die das Album zu einem potentiellen Klassiker machen. Wie ein Ruck scheint eine neue Freiheit durch die ganze Band zu gehen, nach dem ungewissen Schütteln im vergangenen Jahr scheint nun alles zu stimmen und die Zeichen auf Erfolg zu stehen. Bleibt die Hoffnung, dass sich die Band in der nächsten Zeit noch stärker zusammenfindet und erst einmal Ruhe einkehrt. Doch nach dem Geburtstags-Gig in Wacken habe ich kaum einen Zweifel daran, dass GRAVE DIGGER auch nach unglaublichen 30 Jahren noch Spaß an ihrer Sache haben. Metal on!
Fazit: GRAVE DIGGER klingen nach GRAVE DIGGER und das seit 30 Jahren. Doch 2010 steckt mehr drin. Eine ordentliche Portion Heavy Metal, Leder, Nieten und Achtziger, kombiniert mit energischen Dudelsäcken und einer Kampfansage an den modernen Metal: All das und noch vielmehr ist "The Clans Will Rise Again".
Anspieltipps: Die ersten vier Songs am Stück – aber hallo!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer