EVERNOIR - Stages Of Grief
Mehr über Evernoir
- Genre:
- Alternative Metal / Metalcore / Nu Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- DI Records
- Release:
- 21.07.2023
- A Tyke Called Mike
- Now No One Sleeps
- Concerning Narcissists
- Childhood
- Wishmaster
- SOS
- Color By Numbers
- Apricity
- Raven
- Embers
- Three Sharp Knocks
Potential ist vorhanden, die Umsetzung ist aber noch nicht perfekt ...
Als großer Fan der ursprünglichen Welle von Nu Metal und Alternative Metal, verfolge ich natürlich auch sämtliche Newcomer in diesem Sektor immer mit großem Interesse, weshalb ich natürlich auch am neuen EVERNOIR-Album "Stages Of Grief" nicht vorbeigehen konnte. Gegründet in Eau Claire im Bundesstaat Wisconsin von Venerate Miercy und Vic Wiley, treibt die inzwischen zum Fünfer gewachsene Band bereits seit dem Jahr 2016 ihr musikalisches Unwesen in der amerikanischen Szene. Der dritte Langdreher, der dem "Heart's Deception"-Albumdoppelpack auf dem Fuße folgt, soll der Band nun auch außerhalb der Heimat etwas mehr Aufmerksamkeit einbringen.
Der Blick auf die nüchternen Fakten lässt dabei durchaus Potential für eine größere Fangemeinde erahnen, denn mit den im Pressetext genannten Referenzen namens THE AGONIST, INFECTED RAIN und JINJER müsste der Fünfer um Fronterin Venerate Miercy eigentlich genau den Nerv der Zeit treffen. Und ja, auch ich muss dem Opener 'A Tyke Called Mike' attestieren, dass hier die Trademarks des Genres hervorragend bedient werden. Die Riffs wummern tiefergestimmt und groovig, Venerate keift und growlt wuchtig und wenn es drauf ankommt, kann sie auch eine größere Refrain-Hookline tragen und damit den Song veredeln. Neben den bereits genannten Referenzen kommen mir dabei übrigens auch die Genre-Urväter KORN in den Sinn, die ihre Spuren in der Gitarrenarbeit des Fünfers hinterlassen haben, wobei gerade hier auch eine Prise Metalcore durchaus prominent durchscheint.
Das angeschlagene Niveau können die Amerikaner im Anschluss auch erst einmal halten, wobei in meinen Ohren die folgenden 'Now No One Sleeps' und 'Concerning Narcissists' in Sachen Hit-Potential die Nase sogar noch dezent vor dem Opener haben. Danach geht EVERNOIR aber unerklärlicherweise die Luft etwas aus, vor allem weil sich die generelle Rezeptur, mit der die Songs zusammengebraut werden, zumeist wiederholt. Zwar gefallen mir die todesmetallischen Ausflüge in 'Wishmaster' und 'Childhood' noch sehr gut, doch insgesamt punktet ab dem vierten Track keine Nummer mehr so richtig bei mir und selbst die Klargesang-Hooklines wirken irgendwie etwas zu zahm und vorhersehbar. Schlimmer noch, die poppige Synthesizer-Ballade 'Apricity' ist gar komplett belanglos. Gut, dass zumindest 'Embers' mit massiven TOOL-Vibes noch einmal aufhorchen und die Platte mit einer sehr positiven Note enden lässt.
Nun klingt meine Rezension insgesamt etwas negativer, als das eigentlich der Fall sein müsste. Im Grunde ist das musikalische Fundament von EVERNOIR nämlich mit viel Potential gesegnet und auch kompositorisch sind schon einige Glanzmomente erkennbar. Auf Albumdistanz kann die Band zwar noch nicht sämtliche Stärken durchgehend zur Schau stellen, trotzdem darf man gespannt darauf sein, was uns in Zukunft aus dem Hause des Fünfers noch erwarten wird.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs