DYMNA LOTVA - The Land Under The Black Wings: Blood
Mehr über Dymna Lotva
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 04.08.2023
- Come And See
- Buried Alive
- Death Kisses Your Eyes
- Hell
- Ashes
- The Pit
- Cruelty
- Night Witches
- Till The End
- Dead Don't Hurt
- Unquenchable
- To Freedom
- Blood
Generischer Sound.
Die weißrussische Band durchlebt harte Zeiten, musste sie doch ihrem Heimatland entfliehen, da sie von der Lukaschenko-Regierung verfolgt wurde, die ihre Kunst zensieren und unterdrücken wollte. Das Duo hat auf seinem dritten Album, original "Зямля Пад Чорнымі Крыламі: Кроў" betitelt, erneut Lieder der Trauer und des Schmerzes im Angebot. Grundsätzlich im Black Metal angesiedelt, mengen Multi-Instrumentalist Jauhien Charkasau und Sängerin Katsiaryna "Nokt Aeon" Mankevich ihrer Musik auch etwas Doom und traditionelle Aspekte bei. So gründen sich die Lyrics auf wahren Begebenheiten aus der Geschichte und Folklore Weißrusslands, die ausreichend Kummer bergen.
Zur jüngeren Bandgeschichte wurde vom Label Folgendes bekannt gegeben: "Im Jahr 2020 unterstützte DYMNA LOTVA offen die Proteste gegen den Diktator Lukaschenko in ihrem Land. Im Jahr 2021 wurden nach einem politisch motivierten Prozess gegen die Sängerin Lesley Knife, die Gastsängerin der neuesten Single 'To Freedom (Да Волі)' war, alle geplanten Konzerte der Band offiziell verboten und sie mussten die Live-Besetzung auflösen. Die Sängerin Nokt Aeon musste das Land verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen. Das Duo wollte sich in der Ukraine wiedervereinigen, doch dann marschierte Russland in das Land ein. Zwei Wochen nach Kriegsausbruch gelang es der Sängerin schließlich, den schweren Kämpfen rund um die Stadt Irpin zu entkommen. Beide Musiker konnten sich später in Polen wiedersehen."
Dass nun trotz dieser Widrigkeiten dennoch ein neues Album der Gruppe vorliegt, verdient schon mal großen Respekt. Sicherlich dient es wohl auch dem Ausdruck der in den letzten drei Jahren aufgestauten Emotionen. Erneut haben die beiden Künstler Gastmusiker am Werk beteiligt, so haben zum Beispiel Déhà, unter anderem von SILVER KNIFE, am Schlagzeug sowie bei 'To Freedom (Да Волі)' Artur Matveenko von DZIVIA am Saxophon beigetragen. Fiodor Malikin steuerte wiederum Saxophonklänge zu 'Hell (Пекла)' bei, Ivan Kuznetsov Piano-, Nat Nazgul Akkordeon- und Yegor Baranov von ELYSIUM bzw. COSMOCATS Cellospiel. Ferner sind beim vierten Titel im Intro zwei Kinder sowie bei 'Ashes (Папялішча)' ein anonymer weißrussischer Chor aus weiblichen Teenagern zu hören. Ob all diese Ingredienzen helfen, ein hörenswertes Album hervorzubringen?
Ganze dreizehn Titel mit genrebedingt wohlklingenden Bezeichnungen erwarten den interessierten Hörer. Kaum einer währt unter fünf Minuten, was dem Album eine ordentliche Länge verleiht. Für meinen Geschmack hätte der Scheibe jedoch eine gewisse Straffung wohlgetan; manche Songs hätten durch eine Kürzung gewiss etwas mehr Biss beibehalten. Doch ausgerechnet eines der drei kürzeren Stücke hat am meisten Aversion in mir ausgelöst. Die Rede ist von den Nachthexen an achter Stelle. Der Einstieg ist noch recht flott, doch schon bald liegen meine Nerven bloß und die später hinzustoßende Zweitstimme gemeinsam mit dem schlimmen Mix gen Ende verschlimmern die Sache nur noch. Doch genug der Kritik, auch Positives gibt es zum Album zu vermelden.
Das Akkordeon und die Stimmen zu Beginn des den Auftakt zum Werk bildenden Liedes empfangen den Zuhörer stimmungsvoll im Sinne der Band. Sowohl der zweite, als auch der nachfolgende Track setzen Maßstäbe innerhalb des Albums, wobei der Zuletztgenannte mit seinem einladenden, geflüsterten Intro und den Pianoklängen zum Vorherigen nochmal eine Steigerung darstellt. In 'Hell (Пекла)' überraschen nicht nur die zuvor bereits erwähnten Komponenten, sondern auch das zirka einminütige Knistern mit dem im Hintergrund verbleibenden Stimmgewirr in der zweiten Hälfte. In 'Ashes (Папялішча)' kommt zweierlei Gitarrenspiel zum Tragen, dass Neugier auf den weiteren Verlauf weckt. Dem klassische Gesang Metalgeschrei gegenüberzustellen, mag keine neuartige Idee sein, ist aber gut umgesetzt. Auch die Pause mit einzelnen Pianotönen gefällt.
In 'The Pit (Яма)' mit seinem gelungenen Intro aus Monolog, seltsamen Gitarrensounds und erneut Knistern wird die klassische Note überwiegend vom Cellisten beigefügt. 'Cruelty (Лютасць)' bietet zur Abwechslung dann komplexere Rhythmik im Vergleich zu den vorherigen Stücken. Der neunte Song beginnt ebenso flink wie sein Vorgänger, begibt sich im Anschluss aber nicht auf solche Irrwege, wodurch er es schafft, die aufgekeimte Abwehrhaltung wieder zu beschwichtigen. 'Unquenchable (Нязгаснае)' beginnt wohltuend in ruhigem Fahrwasser. Das Cellospiel bindet sich im gesamten Stück fließend ein. Die Gitarre weint sanft dazu. Spoken Words bieten Abwechslung zu Schrei- und Klargesang. Der Aufbau überzeugt ebenfalls. Müsste ich einen Favoriten herauspicken, wäre es wohl dieses Lied. Auch im folgenden Titel trägt das Cello zur Atmosphäre bei, ebenso wie das Saxophon, doch nach zweieinhalb Minuten verliert mich das Duo wieder mit dem druckvollen Ost-Sound.
Versteht mich nicht falsch! Das Album läuft im Ganzen gut durch und stört auch nicht meine musikalischen Kreise oder Nebenbeschäftigungen, enthält aber eben auch keinen Song, der mich hundertprozentig begeistern und zum Kauf bewegen würde. Selbst am Finaltrack werden sich wohl die Geister scheiden. Manchen werden vom generischen Klang der gesamten Scheibe bereits die Ohren bluten, weshalb sie beim letzten Song kaum noch aufgeschlossene Ohren haben, andere im Black-Metal-Feld weniger Bewanderte wiederum werden sich davon wohl nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Mir persönlich ist 'Blood (Кроў)' letzten Endes wieder einmal schlichtweg ein bisschen zu lang. Wer also mehr aus der Schnittstelle von Doom und Black Metal in seiner Sammlung benötigt, kann mit diesem Album von DYMNA LOTVA fündig werden, denn interessante Ansätze sowie abwechslungsreiche Einflüsse sind erkennbar. Doch im Vergleich zu anderen Bands wie PERCHTA oder aktuell HEXVESSEL, welche dem Black Metal ebenfalls eine traditionelle Komponente beifügen, fällt das Album dann doch klar zurück, was meine Benotung erklärt, auch wenn ich da sogar noch die Tendenz nach oben sehe. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die Musik live noch stärker wirkt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt