DOOM:VS - Aeternum Vale
Mehr über Doom:vs
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Firedoom / Firebox / CM Distro
- Release:
- 10.07.2006
- The Light That Would Fade
- Empire Of The Fallen
- The Faded Earth
- Oblivion Upon Us
- The Crawling Insects
- Aeternus
Wenn ihr eine CD aus dem Briefkasten fischt, die ein Grau in Grau gehaltenes Cover mit einem einsamen Baum im Nebel ziert und deren Titel auf Lateinisch die Worte "Ewiges Lebewohl" haucht, dann ist die bevorzugte Stilrichtung eigentlich schon ziemlich klar, oder? Umso mehr, wenn der Bandname dann auch noch DOOM:VS lautet und das erste Stück mit einer Spielzeit von knapp unter zehn Minuten ins Ziel läuft. So ist es dann auch: Das schwedische Ein-Mann-Projekt von DRACONIAN-Gründer Johan Ericson widmet sich dem Doom Metal in seiner melancholischsten und düstersten Form.
Die Riffs sind zäh und zermalmend, die Stimme bewegt sich entweder in tiefen Growls oder in gesprochenen Passagen, das Keyboard verleiht dem Ganzen die majestätische Aura einer gotischen Kathedrale und die Trommel zelebriert Schlag für Schlag den zähen Rhythmus des Untergangs. Langsam, beschaulich, doch unaufhaltsam und drohend. Ja, man könnte den Stil den Johan hier spielt durchaus mit einigem Recht als Funeral Doom beschreiben. Dabei versteht es der traurige Protagonist natürlich nicht nur, den Hörer mit tonnenschweren Riffs zu erdrücken, sondern schon der Opener kann mit seinen wunderbar romantischen oder geisterhaft spukenden Leadmelodien und einigen akustischen Einsprengseln das Traumzentrum des Gehirns ansprechen. Kitschfreie Melancholie ist das Ziel der Reise, bevor uns eine tempomäßig etwas angezogene Passage gegen Ende wieder zurück in die Realität führt. Bei 'Empire Of The Fallen' ist das Keyboard ein wenig dominanter, die Verse entrückter, hinterlegt von atmosphärischen Synths und begleitet von einer klagenden Gitarrenmelodie. Im Refrain taucht auch sanfter, klarer Gesang auf, der sich gut mit den danach wieder einsteigenden Growls ergänzt. Die größte Stärke des Stückes sind jedoch die wirkliche ergreifenden Gitarrenleads. Wenn die Erde zu 'The Faded Earth' verblasst, nimmt Herr Ericson das Tempo nach mal ein gutes Stück zurück. Das Stück ist extrem langsam und glänzt mit Growls, klarem Gesang und eindrucksvollen gesprochenen Passagen. Im Mittelstück gibt es ein ausgedehntes Gitarrensolo zu bewundern, bevor die zweite Hälfte des Liedes etwas schneller und stampfender wird. 'Oblivion Upon Us' "lebt" von entrückten, beschaulichen, selbstreflektierenden Versen voll tieftrauriger Lyrik, die alle Hoffnung für immer entschwunden sieht. Dazu gesellt sich ein intensiver, schwerer und doch sehr eingängiger und packender Refrain. Eine gewisse Sonderrolle nimmt dann 'The Crawling Insects' ein, ohne dabei das stilistische Fundament der Band zu sprengen. Ein summender Insektenschwarm leitet das Stück ein, welches mehr von dröhnenden Synths und Klavierklängen geprägt wird als von den Gitarren. So entsteht ein gewisses Ambient-Feeling, zu dem auch der Gastgesang von SCORCHEDs D. Arvidsson perfekt passt. Interessanter Klargesang und besonders abartige Growls vergrößern die gesangliche Bandbreite und die später hinzutretenden Gitarren verdichten die Atmosphäre noch mal erheblich, so dass der Titel fraglos als eines der Highlights des Albums durchgeht. Auf den Schluss hat sich der schwedische Multiinstrumentalist den respektablen Zwölfminüter 'Aeternus' aufgehoben, der zunächst ultra-zäh und zermalmend mit fiesen Growls loslegt, dann aber plötzlich in eine wunderschöne, klar gesungene Richtung umschlägt, die auch einer Band wie WHILE HEAVEN WEPT glänzend zu Gesicht stünde. Diese Stimmungswechsel setzen sich fort, bringen aber immer neue Facetten mit (bis hin zu BATHORY-Vibes im Mittelstück), so dass das Stück über seine ganze Länge spannend bleibt.
"Aeternum Vale" versteht es perfekt, pure Verzweiflung und Bedrücktheit in ein erhabenes und majestätisches Gewand zu kleiden, wie es nur eine Extrem-Doom-Band umsetzen kann. Das Album ist lyrisch wie musikalisch rundum finster, depressiv und hoffnungslos; und doch sind die Melodien wunderschön, melancholisch, romantisch und ergreifend. Musik, die fröhliche Menschen vielleicht runterzieht, aber depressiven Seelen Kraft geben kann. Für Genrefans ist es eine vollendet umgesetzte Scheibe ohne erkennbare Schwächen, zu der ihr beim Label eine Hörprobe finden könnt.
Anspieltipps: The Crawling Insects, Empire Of The Fallen, Aeternus
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle