DEFY THE OCEAN - Elderflower (EP)
Mehr über Defy The Ocean
- Genre:
- Art / Progressive Rock / Post Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigen / Polymath PR
- Release:
- 02.09.2016
- Rest
- Veil
- Elderflower
- Brine
- Vessel
- Poisoned
- Bones
Skurril-schräge britische Bitternis als Tonkunst!
Das EP-Format hat ja doch irgendwie einen zweitklassigen Ruf. So der Snack für zwischendurch, wenn's mal wieder zu lang dauert bis zum nächsten Studioalbum. Oder aber gerne gewählt bei neuen Bands, um mal erste Songs vorzustellen. Die dann eh später besser aufgenommen werden. Doch mit der "Ach so, nur eine EP"-Einstellung kann man durchaus tolle Musik verpassen. Bestes Beispiel ist "Elderflower" von DEFY THE OCEAN, einem Duo aus London, das möglicherweise sogar ganz auf "richtige" Alben verzichtet, denn seit der Gründung anno 2009 gab es nur drei Singles und eine EP. Doch um das Ganze ad absurdum zu führen: "Elderflower" läuft genau 33 Minuten und ist damit genauso lang wie PIL & BUEs "Forget The Past, Let’s Worry About The Future"-Longplayer (ein Jahres-Highlight!), der allerdings als Full-Length-Album gehandelt wird.
So, und damit sind wir jetzt endlich bei der Musik. PIL & BUE ist nämlich ein ziemlich guter Ansatz, um DEFY THE OCEANS Musik zu beschreiben. Nur, wer kennt schon Petter Carlsens Nebenprojekt? Blöder Vergleich also. Nun, DEFY THE OCEAN macht sehr guten, allerdings auch mit einer gesunden Portion Trübsal und Melancholie durchtriebenen, modernen Rock. Den "Post"-Prefix kann man dabei schön gelb blinken lassen, und wer dabei AEREOGRAMME noch im Gedächtnis hat, kann bei DEFY THE OCEAN sogar ein rotes Ausrufezeichen dahinter setzen. Sänger und Gitarren leiden, aber mit Würde und nicht mit Gejammer, und immer wieder gibt es Passagen, bei denen es mir eiskalt den Rücken hinab läuft. Warm wird es mir aber, wenn Erinnerungen an OCEANSIZE, eine weitere verblichene Liebe, hochkommen.
Jawohl, DEFY THE OCEAN hat diese tolle skurrile, immer etwas schräge britische Bitternis, die sich aber manchmal in ungeahnte Höhen aufschwingt und ein Gefühl von Ewigkeit hinterlässt. Spezialisten, die mit all den genannten Namen etwas anfangen können, sollten also dringend DEFY THE OCEAN antesten, sie werden dafür etwas geboten bekommen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Thomas Becker