CLEVELAND, BARRY - Hologramatron
Mehr über Cleveland, Barry
- Genre:
- Ambient Jazzrock / Progressive / Trip-Pop
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- ElevenEleven Music / MoonJune Records
- Release:
- 27.05.2010
- Lake Of Fire
- Money Speaks
- You'll Just Have To See It To Believe
- Stars Of Sayulita
- Warning
- What Have They Done To The Rain
- Abandoned Mines
- Suicide Train
- Telstar
- Dateless Oblivion & Divine Repose
- Abandoned Mines (FORREST FANG Remix)
- You'll Just Have To See It To Believe (Alternate Mix)
- Lake Of Fire (EVAN SCHILLER Remix)
Exklusiv auf Barrys Holodeck: schwarz/weiße Zeichentricksatteliten in Stereo, zeitreisende Promis in Geisterzügen, verlassene Bergwerke, antikapitalistische Höllenpredigerinnen zu Gast bei James Bonds bösem Zwilling, u. v. a. mehr... <br />
Zwölf Jünger_innen hat der Gitarrist, Songwriter und Produzent BARRY CLEVELAND für "Hologramatron" um sich geschart, um mit ihnen zehn atmosphärisch arrangierte Wunderlichkeiten zwischen Edelpop und Experimentalmusik einzuspielen.
Den Einstieg macht der apokalyptische Nightmare-Trip-Rock 'Lake Of Fire' als böser Zwilling einer psychedelischen Bondfilmmusikvariante. Nervöser Funksoul und trippig-jazzige Percussion machen in Folge das mit weiteren kapitalismuskritischen Zeilen auch thematisch daran anknüpfende 'Money Speaks' zu einer kaum minder beunruhigenden Angelegenheit. Bis auf die gesampelte Percussion (sowie in 'Lake Of Fire' auch Mellotron aus der Konserve) wurden beide Stücke live eingespielt, doch erinnert ihre Struktur schon deutlich an elektronisch produzierte Musik.
Dies ändert sich im nahezu komplett instrumental eingespielten 'You'll Just Have To See It To Believe'. Allerdings ist Mr Cleveland hier außer an der herkömmlichen E- auch an einer Moog-Gitarre zu hören, was dem ambienten '70s-Art-Rock/Dream-Pop-Instrumentalstück einen entrückten, quasi wie über den Wolken schwebenden Klang verleiht. Auch die leicht bluesig angehauchte Kuschelrockballade 'Stars Of Sayulita' lädt mit Akustischer, Steel- und Moog-Gitarre zum Seelebaumelnlassen und Träumen ein. Beinahe santanaesk, jedoch noch deutlich entspannter klingt das Stück und entfaltet sich erstmals in Form eines echten Songs.
Indes dürfte dennoch wenig Gefallen an "Hologramatron" finden, wem bei vom üblichen Songschema abweichender Musik die Fußhaut zu entarten droht. Das verstörend konturlos dahinwabernde, langsam-zähe, krautig-trippige, bluesig-doomige, dabei latent noisig und progressiv vor sich hinschwelende 'Warning' jedenfalls dürfte bei einer solchen Hörerschaft im Handumdrehen für gekräuselte Zehennägel sorgen. Der MALVINA REYNOLDS-Schlager 'What Have They Done To The Rain' von 1962 ist demgegenüber schon eine deutlich zugänglichere Nummer; mehr als gut arrangierter, nichtsdestotrotz recht klebriger Radiopop ist dabei jedoch leider nicht herausgesprungen.
Deutlich ansprechender ist da das flächige, bassgetragene, trippig-coole Instrumentalstück 'Abandoned Mines'. Von einigen Arabesken und leichter Percussionbegleitung durchwirkt sorgen hier diverse Gitarren für den melodischen roten Faden: Elektrische, Pedal Steel und GuitarViol. Schummriger wird es im spartanisch eingerichteten 'Suicide Train'. Man stelle sich vor: JOHNNY CASH und ALAN VEGA sitzen in einem Geisterzug, der irgendwann im 19. Jahrhundert an einem kalten 30. Februarabend quer durch die Einöde der amerikanischen Wüste zuckelt.
Wir verlagern ein ähnlich fernreiseartiges Szenario in etwas farbenfroherer Version in den Weltraum und erhalten 'Telstar', eine sowohl an "Captain Future" als auch an "Raumschiff Orion" erinnernde, abgespacete Moog/Djembe/Vokalgesäusel-Kombination, die stilistisch irgendwo zwischen AIR, Acidjazz und von DAVID BOWIE inspiriertem Space-Pop/Rock verortbar ist. Quasi als Outro dazu gibt es mit 'Dateless Oblivion & Divine Repose' noch knapp zwei Minuten Ambientsound im Stile der BR-"Space Night" zu hören, bevor sich die Bonustracks der CD anschließen:
FORREST FANGs Remix von 'Abandoned Mines', eine entschleunigte, atmosphärisch dichte Chill-Out-Variante, ist dem Künstler, der hierzu auch Violine beisteuerte, gut gelungen. Der wenig sinnreiche 'Alternate Mix' von 'You'll Just Have To See It To Believe' hingegen hat kaum Neues zu bieten, während der leicht industriell angehauchte, bassstarke 'EVAN SCHILLER Remix' von 'Lake Of Fire' zwar etwas knalliger, psychotischer und tanzflurtauglicher wirkt, mir aber längst nicht so gut gefällt wie das noch flüssigere, elegantere Original.
Um Bilanz zu ziehen:
"Hologramatron" ist definitiv Musik zum Sich-hineinfallen-lassen-und-dahintreiben, dabei auch progressiv, jedoch keineswegs kopflastig verfrickelter Genreprogrock oder im anderen Extrem emotional unterkühlte Elektromusik, sondern wird sich wohl in erster Linie an romantische Gefühlsmenschen mit Hang zu längeren Schwelgereien in etwas luxuriöser ausgeplüschten Pseudominimalismen richten.
Anspieltipps für dergestalt Gepolte sind Lake Of Fire, Suicide Train, Telstar.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz