CLEANING WOMEN - Washer
Mehr über Cleaning Women
- Genre:
- Experimental Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 03.10.2025
- Caput Mortuum
- Betelgeuse
- 1984
- Music Box
- Particles In A Vacuum
- Dirty Kitchenette
- Vortex
- Countdown
- City Of Confusion
Krautrock anno 2025?
Als ich vor ziemlich genau 15 Jahren meine erste Begegnung mit CLEANING WOMEN hatte, konnte mir der eigensinnige, experimentelle und phasenweise krautige Rocksound der Finnen noch nicht allzu viel geben. "U", seinerzeit der dritte Release des relativ merkwürdigen Trios, schien eine Momentaufnahme aus dem Versuchslabor zu sein, bei der man mit unterschiedlichen Sounds und ohne jegliche Grenzen herumspielte, ohne dabei aber einen klaren Fokus zu setzen, geschweige denn der eigenen Musik eine definierte Richtung vorzugeben. Anderthalb Dekaden später geht das Konzept endlich auf: Die finnischen Waschweiber, die sich selbst als reinigende Roboter betrachten und entsprechend auch eigenartige Alter Egos angenommen haben, kreieren zwar immer noch reichlich Außergewöhnliches und klingen am Ende wie eine psychedelisch angehauchte Mischung aus KRAFTWERK und ELOY, doch ihre Songs haben endlich auch ein nachvollziehbares Format bekommen, ohne dass sich die CLEANING WOMEN dabei von der eigenen Experimentierfreude lösen müssen - und diesen immensen Fortschritt dokumentiert die Combo auf ihrem fünften Album sehr nachdrücklich.
"Washer", so bezeichnet das Trio die neue Scheibe selbst, ist eine Waschmaschine mit mehreren Öffnungen, eine Gerätschaft, die mit unterschiedlichen Kleidungsstücken gefüllt wird, ohne zu wissen, wie sie nach dem Schleudergang wieder herauskommen. Es ist eine stetige Story mit ungewissem Ausgang, unterteilt in sehr unterschiedliche Kapitel, die einerseits die nach wie vor bestehende Liebe zu den verrückteren Auswüchsen des Krautrocks demonstriert, die andererseits aber auch mit Modern-Jazz-Elementen, einigen Indie-Fragmenten, ein bisschen Alternative Rock und schließlich auch mit groben klassischen Zügen ausgerüstet ist, um die Spannungskurve immer wieder neu zu biegen. Vor allem instrumental geschehen merkwürdige, aber einfach superinteressante Dinge, angefangen bei den hervorragend inszenierten Percussions, über verschiedene Streicherparts bis hin zu einem digitalen Glockenspiel, bei dem Erinnerungen an die erste Gehversuche der Elektro-Szene geweckt werden. Dass die CLEANING WOMEN bei all diesem vermeintlichen Wahnsinn noch den Überblick bewahren, scheint in der Draufsicht erstaunlich, jedoch sind die einzelnen Parts viel besser aufeinander abgestimmt als noch in der Vergangenheit, ergeben einen höheren Sinn und lassen sich auch von den schärfsten Kontrasten nicht aus der Ruhe bringen. Dass am Ende unzählige Definitionen für den wilden Ritt der Finnen gültig sind, erweitert nicht nur die Zielgruppe, sondern spricht auch für den univeresellen und trotzdem homogenen Charakter von "Washer". Das ist Prog Rock, Jazz, Psychedelic Rock und ab und an einfach auch mal typischer Hardrock mit entsprechender Hookline ('Dirty Kitchenette').
Auf jeden Fall ist es aber ein kreatives Event, das nach leicht verwirrendem Auftakt immer mehr Farbe gewinnt und mindestens genauso bunt die Waschmaschine verlässt wie die Artikel im Urzustand hineingegeben wurden. Die spinnen, die Finnen, das kann man sicherlich behaupten - doch solange sie dabei weiterhin solch tolle Sounds produzieren, ist ihnen das von Herzen gestattet. Toll, wie sich CLEANING WOMEN entwickelt hat!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes