CHANDRA, NATALIE - SinEater
Mehr über Chandra, Natalie
- Genre:
- Melodic-Pop-Rock
- Label:
- Comet / Radar Music
- Release:
- 04.04.2008
- Masochistic You
- Involuntary Apathy
- Daisies
- Awkward
- Jaded
- Save Me
- Stupid Boy
- Mother
- Bitch In Fur
- Violent Thoughts
Wie der Bandname NATALIE CHANDRA schon vermuten lässt, hat sich die Schweizer Band den Namen ihrer Frontfrau ausgesucht, um damit von vornherein klarzumachen, wer hier die Hosen anhat. Mit "SinEater" erscheint nun das Debütalbum, auf dem Sängerin Natalie erwartungsgemäß im Vordergrund steht, die Band ihr deutlich zuarbeitet und die Musik bis auf das letzte Detail auf ihre Stimme zugeschnitten ist. Herausgekommen sind zehn poppige Rocknummern, die allesamt nach dem gleichen Schema ablaufen und von dem unbestritten großen Gesangstalent Natalie Chandras leben. Sie erinnert bei ihrer Intonation teilweise an TORI AMOS, lässt aber auch gelegentlich Skin von SKUNK ANANSIE durchblicken. Keine schlechte Gesellschaft, wobei teilweise der Ausdruck und die Melodien noch nicht ausreichen, um zu den genannten Damen aufschließen zu können. Was mir besonders im Gesangsbereich auffällt, ist, dass mir die Strophen meist besser gefallen als die Refrains. Da könnte man in Zukunft noch einmal ansetzen.
Musikalisch darf hier niemand ein Riffgewitter erwarten, denn die Band beschränkt sich ausschließlich auf eine Art Begleitmusik und lässt die Keule absichtlich im Schrank. Ruhige Strophen, in denen Natalie sich so richtig austoben kann, und dann ein etwas härterer Refrain, der aber nur selten richtig kracht. Ausufernde oder auflockernde Parts sind spärlich eingesetzt und dienen praktisch nur als weiterführende Bridge zum letzten Refrain. Hier hätten mal richtig melodische Gitarrensoli der Musik ganz gut zu Gesicht gestanden. Insgesamt fehlen mir ein bisschen die Abwechslung, die Überraschungen und großen Momente, denn die Songs laufen nett, aber nach einer Weile auch sehr vorhersehbar an einem vorbei. Da ist die großartige Ballade 'Mother' schon eine Ausnahme, die dann auch sofort ein Ausrufezeichen zu setzen weiß. Trotz der grundlegenden Qualität des Materials will keiner der Songs nachhaltig im Gedächtnis verweilen. Zu wenig für ein deutlich kommerziell ausgerichtetes Rockalbum.
Ich denke, man hat bei der Produktion, die von Bassist Drago Dujak vorgenommen wurde, alles zu stark dem Gesang untergeordnet. Trotz ein paar guter moderner Drum-Loops und einigen hübschen Gitarrenparts ist die Musik letztendlich austauschbar. Dazu fehlen mir noch ein paar Ecken und Kanten, die leider allzu oft glattgebügelt wurden. Da hilft es auch nichts, dass es ansonsten recht amtlich aus den Boxen schallt.
Noch einmal zum Marketing: Die Schweizer schieben ihre Frontfrau mit Leib und Seele in den Vordergrund, was oft genug in der Vergangenheit aufgegangen ist. Wenn man dann aber im ersten Video der Band sogar ausschließlich Frau Chandra zu Gesicht bekommt, schwingt zumindest bei allen Rock- und Metalfans eine gehörige Portion Skepsis mit. Ein zwiespältiges Album mit viel Potenzial: Von NATALIE CHANDRA werden wir mit oder ohne Band noch einiges hören.
Anspieltipps: Mother, Involuntary Apathy, Stupid Boy
- Redakteur:
- Chris Staubach