BLINDED COLONY - Bedtime Prayers
Mehr über Blinded Colony
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Pivotal Alliance / Twilight
- Release:
- 12.01.2007
- My Halo
- Bedtime Prayers
- Once Bitten Twice Shy
- Need
- Revelation, Now!
- 21st Century Holocaust
- Aaron's Sons
- In Here
- Heart
Wo fängt Metalcore an, wo hört Melodic Death Metal auf, oder doch eher umgekehrt? Kann man beide Richtungen nur anhand der stupiden rhythmischen Gitarren auf der einen und dem melodischen Melodiegeriffe auf der anderen Seite unterscheiden? Oder ist es doch der ständige Wechsel von geschrienen und gesungenen Passagen? Ich weiß es selbst nicht so genau. Fakt ist aber, dass die Grenzen zwischen beiden Genres stark fließend sind. Und egal, in welche Schublade die Schweden BLINDED COLONY mit der vorliegenden Scheibe "Bedtime Prayers" gesteckt werden, sie verbinden beide Parteien gekonnt. Da fällt die Vorstellung wirklich schwer, dass sich beide Fanlager gar nicht so grün sind.
Die Gitarristen Tobias Olsson und Johan Blomström grooven sich mal rhythmisch abgehackt, mal mit melodischen Riffs durch die Strophen. Das Schlagzeug treibt durchgehend, weiß aber auch, gewisse Parts geschickt aufzubauen, das Tempo herauszunehmen und die Rhythmik zu variieren, so dass eine Art Dynamik entsteht, die zumindest für ein bisschen Abwechslung sorgt. In den jeweiligen Refrains lässt man rein musikalisch genügend Luft, um den Gesang in den Vordergrund zu schieben, der alleine für die ganz großen Melodien zuständig ist. Die Produktion, die von den Herrschaften in den eigenen schwedischen Studios gefahren wurde, lässt darüber hinaus keine Wünsche übrig und hält allen modernen Genrestandards (welchem Genre auch immer) locker Stand.
Bei dieser Art von Musik steht und fällt das Gesamtbild mit dem Gesang. Gerade beim häufigen Wechselspiel zwischen brutalem Schreien und zuckersüßem Singen ist es wichtig, dass die jeweilige Facette authentisch und zu keiner Zeit gekünstelt wirkt. Johan Schuster beherrscht beide Varianten perfekt, springt dem Zuhörer in bester THE HAUNTED-Manier mit beiden Beinen zuerst ins Gesicht und überzeugt anschließend mit KILLSWITCH ENGAGE-Refrains, die stets kraftvoll und nicht angestrengt wirken. Besonders wenn beide Varianten gleichzeitig eingesetzt werden, was BLINDED COLONY des Öfteren in den Refrains machen, spielen sie ihre ganze Stärke aus. Ein Aspekt, der die Schweden von der Masse ein wenig unterscheidet. Ein weiterer Pluspunkt sind die wohldosiert eingestreuten modernen Soundspielereien, die meist die kurzen Breaks einläuten oder untermalen. Sehr gelungen.
Gute, große Innovationen oder gar neue Aspekte der genannten Musikrichtungen sollte hier aber niemand erwarten. BLINDED COLONY bewegen sich klassisch auf den bereits bewährten Wegen und bedienen sich der einschlägigen Elemente – dies jedoch mit Bravour. Songs wie 'Need', bei dem der Refrain ein absoluter Killerohrwurm ist, oder 'Heart', bei dem die gesungenen Passagen stärker im Vordergrund stehen, könnten tatsächlich als Hits bezeichnet werden. Da auch die restlichen Songs auf einem ähnlich gleichbleibend hohen Level sind, muss man hier wohl von einem Kracheralbum sprechen.
Ob es den Schweden letztendlich gelingt, sich aus der Masse freizuschwimmen und für einige Ausrufezeichen zu sorgen, darf angesichts eines in Europa recht kleinen Labels wie Pivotal Alliance jedoch bezweifelt werden. Vielleicht gelingt es ihnen aber, auf der anstehenden Europatournee mit EKTOMORF live für Furore zu sorgen.
Liebhaber dieser Musikrichtungen, die nicht ausschließlich in Schubladen denken oder das jeweils andere Genre kategorisch ablehnen, sollten hier unbedingt mal anchecken. Ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.
Anspieltipps: Need, Bedtime Prayers, Heart
- Redakteur:
- Chris Staubach