BELL WITCH & AERIAL RUIN - STYGIAN BOUGH - Volume II
Mehr über Bell Witch & Aerial Ruin - Stygian Bough
- Genre:
- Funeral Doom
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Profound Lore Records
- Release:
- 14.11.2025
- Waves Became The Sky
- King Of The Wood
- From Dominion
- The Told And The Leadened
BELL WITCH und AERIAL RUIN öffnen mit "Stygian Bough: Volume II" erneut das Tor zur Dunkelheit.
2017 veröffentlichte BELL WITCH mit "Mirror Reaper" einen gewaltigen Brocken Funeral Doom, der auch Jahre nach Veröffentlichung bei mir nachhallt und mich beeindruckt und zugleich auch völlig in den Grundfesten erschüttert hat. 83 Minuten archaische Finsternis, Verzweiflung, Wut. Ein Werk, was in seiner Größe unmöglich zu erfassen ist. Ein quälender, fast schon zermalmender Lavastrom, dem man sich nicht entziehen kann. Damals spielte BELL WITCH diesen Song in Gänze und ich blickte in stellenweise fassungslose und überforderte Gesichter. Nach etwa der Hälfte stieg ein Mann mit langen Haaren, Bart und einem ausdrucklosen Gesicht am Rand der Bühne die Stufen hinab und ergriff das Mikrofon. Das war Eric Moggridge von AERIAL RUIN. War er bereits auf dem Debüt "Longing" und dem Nachfolger "Four Phantoms" zu hören, schlug erst hier seine Stunde.
Daher war es nur sinnvoll, diese Zusammenarbeit auf ein eigenes Projekt auszudehnen. Das Ergebnis davon erschien 2020 in den Wirren der Pandemie unter dem Namen STYGIAN BOUGH. Schlicht mit "Volume I" betitelt, ergründeten darin BELL WITCH und Eric Moggridge weiter Pfade in endlose Finsternis. Mit "Volume II" steht nun die Fortsetzung dieser Kollaboration bereit und knüpft nahezu nahtlos an Teil eins an. Hier lohnt es sich, die vier Songs als ein großes Gesamtwerk zu hören und darin zu versinken. Eine andere Wahl bekommt man als Hörer auch nicht. 'Waves Became The Sky' steigt ohne Umschweife in diese besondere Atmosphäre ein und bereits diese ersten zwölf Minuten sind unnachahmlich mitreißend. Doch genau wie "Volume I" ist STYGIAN BOUGH nicht nur eine Fortführung des BELL WITCH-Sounds. Kommt BELL WITCH ohne jeglichen Gitarreneinsatz aus, greift hier Eric Moggridge zusätzlich in die Seiten und man könnte fast sagen, es handelt sich hier um konventionellen Funeral Doom. Sogar ein paar Leadgitarren-Parts finden sich hier und selten wird das Tempo leicht erhöht. Aber anders als beim Debüt hat man für "Volume II" die Growls verbannt. Selbst Bassist und Sänger Dylan Desmond hält sich zurück und Eric Moggridge schultert den Mammutanteil des Gesangs. Sein Gesang ist nur schwer in Worte zu fassen, klingt er doch betrübt, resigniert und depressiv. Sein einzigartiges Timbre fügt der ohnehin schon tonnenschweren Musik noch mehr Gewicht hinzu. Wenn sich sein Gesang nach einer zähflüssigen Funeral-Doom-Passage im zweiten Song 'King Of The Wood' fast schon herausschält, lässt es mich ein aufs andere Mal erschaudern. Einsamkeit und ein merkwürdig melancholisches Gefühl von Frieden machen sich breit. Dieses Wechselspiel bleibt auch bis zum 19-minütigen Abschluss 'The Told And The Leadened' faszinierend und vereinnahmend. Am Ende fühlen sich die 57 Minuten wie ein mehrstündiges Irren durch einen dichten Wald an, aus dem es scheinbar kein Entkommen geben soll.
BELL WITCH und AERIAL RUIN liefern hier als STYGIAN BOUGH erneut ein absolutes Lehrbuchstück ab, wie man gnadenlos vereinnahmenden wie einzigartigen Funeral Doom zu spielen hat. Hier gibt es keine Zuversicht, keine Hoffnung - nur Schwärze, tiefe Melancholie und knochenharte Härte. "Volume II" ist der perfekte Nachfolger zum ohnehin schon grandiosen Debüt und bietet Genrefans das ideale Hörerlebnis für den kommenden Winter, um die aufkommende Dunkelheit auch im heimischen Wohnzimmer willkommen zu heißen. Ich verneige mich.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Kevin Hunger


