BELENOS - Chants De Bataille
Mehr über Belenos
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- Adipocere / Twilight
- Release:
- 20.02.2006
- Ode
- L'ombre Du Chaos
- Chemnin De Brume
- Vers La Victoire
- Prélude Guerrier
- Colère De Feu
- Ar Galv Brezel
- Fureur Celtique
- Galian Da Viken
- Chant De Bataille
- P.M.Q.F.
- Sacrificiés
- Ar Enor Salv
- Funerailles
Wenn es um extremen Metal geht, ist es in Frankreich recht ruhig. Doch wenn sich dann einmal ein Trupp Musiker zusammenfindet, um sich kreativ in blasphemisch-exzessiven Tönen auszudrücken, ist das Ergebnis meist umwerfend - alleine schon eine Band wie ANOREXIA NERVOSA versetzte mit ihren symphonischen Überschall-Black-Metal-Alben ihre Fans in Raserei. Glückt BELENOS mit "Chants De Bataille" ein ähnlich großer Wurf? Profiliert sich hier eine Band mit ihrem nunmehr dritten Album als die französische Antwort auf die norwegischen ENSLAVED? Nein, nicht ganz. Der Pagan Metal-Sound auf "Chants De Bataille" reicht in keiner Weise an die skandinavischen Vorbilder heran. Wie auch? Sind doch ENSLAVED einzigartig führend in ihrem Genre. BELENOS machen zum Glück auch nicht den Fehler, sie nur kopieren zu wollen - das Problem der Franzosen liegt vielmehr in ihrem zu hohen Anspruch und in ihrem Bestreben, möglichst jede ihrer Ideen sofort musikalisch umzusetzen.
Dieses Manko von "Chants De Bataille" verlangt nach einer Tiefenanalyse. Fakt ist: BELENOS bringen eine ganz Ecke mehr Brutalität in ihren Pagan Metal als es sich andere Bands trauen würden. Besonders die Gitarren klingen unheimlich druckvoll, aber auch verspielt und abwechslungsreich. Ebenso intensiv verlangt das Schlagzeugspiel nach Aufmerksamkeit: Drummer Gilles Delecroix, der sonst in Death Metal-Bands wie ABORTED und GRONIBARD zockt, verhilft der Musik zu weiterer Härte. Doch trotz dieses rohen Grundcharakters ihrer Kompositionen gelingt BELENOS der Spagat hin zu den für Pagan Metal so wichtigen gefühlvoll-epischen Riffs, wie sie einst BATHORY für ein ganzes Genre erfanden. Die mal keifende, dann wieder grunzende Stimme von Loïc Chillier verleiht den Songs die nötige Schwärze, Männerchöre sorgen für das schicke Quäntchen traditioneller Nordland-Theatralik, die französischen Texte sind für den Exoten-Bonus zuständig. Das also die Zutaten, die für sich gesehen ein Klasse-Album erwarten lassen, zumal der Sound klar und transparent wummert. Doch die Mixtur geht nicht immer auf: Die Menge an Ideen ist manches Mal zu überbordend, die kreativen Sternschnuppen wirken nicht immer schlüssig zusammengesetzt. So bleiben manche Songs nach mehrmaligem Genuss zwar als durchaus heftig in Erinnerung, allerdings wollen sich keinerlei Passagen dauerhaft im Hirn festsetzen. So bleibt nur die halbe Befriedigung: Begeisternde Momente gibt es zwar auf "Chants De Bataille", jedoch reichen sie nicht aus für eine Gänsehaut, weil sie oft einfach zu kurz angespielt werden - dies ist das kompositorische Paradoxon, das sich BELENOS geschaffen haben.
Gleichwohl, schlecht ist das 48-minütige Album nicht. Nach mehrmaligen Hördurchläufen erscheinen manche Strukturen klarer, einige Tonfolgen etwas nachvollziehbarer. Trotzdem wirkt die Art, in der die Franzosen coole Ideen aneinander klatschen, fast schon fahrlässig. Dieser nahezu dekadente Umgang mit der eigenen Kreativität ist es auch, der "Chants De Bataille" nicht in die oberste Liga hebt, weil viele Songs schlichtweg zerfasern, die Scheibe durch viele introartige Zwischenspiele sowieso in ihrer Geradlinigkeit leidet. Deshalb muss auf eine endgültige französische Antwort auf ENSLAVED noch gewartet werden. Vielleicht schaffen BELENOS beim nächsten Mal dieses Kunststück - bei "Chants De Bataille" bewegen sie sich leider noch im durchschnittlich-unbefriedigenden Terrain der furchtbaren Gutklassigkeit.
Anspieltipps: Chant De Bataille, Funerailles, Vers La Victoire
- Redakteur:
- Henri Kramer