BEARDFISH - Destined Solitaire
Mehr über Beardfish
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Inside Out/SPV
- Release:
- 24.07.2009
- Awaken The Sleeping
- Destined Solitaire
- Until You Comply Including Entropy
- In Real Life There is No Algebra
- Where The Rain Comes In
- At Home... Watching Movies
- Coup De Gráce
- Abigail's Questions (In An Infinite Universe)
- The Stuff That Dreams Are Made Of
Kreativ, unkonventionell und irgendwie anders - BEARDFISH entwickeln sich langsam aber sicher zur Antwort auf die FLOWER KINGS.
BEARDFISH gehören auf alle Fälle zu den kreativsten, aber auch fleißigsten Bands im weltweiten Prog-Rock-Zirkus Das aktuelle, mittlerweile bereits fünfte Album "Destined Solitaire" ist bereits der vierte Release im vierten Jahr - und bringt es in seinen verschachtelt-schwierigen Kompositionen mal wieder auf eine Laufzeit in Spielfilmlänge. Betriebsam sind sie, die Schweden, die auch gerne mal mit den Projektarbeiten des Roine Stolt verglichen werden. Doch wie hoch ist der Preis für all den Fleiß?
Mit "Destined Solitaire" stellen BEARDFISH ihr Publikum nämlich auf eine harte Probe. Glänzten die Skandinavier nämlich in der Vergangenheit immer wieder mit herrlichen Melodien, die sich im Großen und Ganzen dem vertrackten Retro-Prog-Mischmasch unterordneten, liegt der Fokus bei der neuen Scheibe in erster Linie auf Stimmungen und deren ständiger Wechsel. Nach dem längeren, fast schon folkigen Intro 'Awaken The Sleeping' folgt mit dem Titelsong bereits das Herzstück der Platte und als solches auch der fragmentarischste Track von "Destined Solitaire". Das Spektakel namens Klangreise nimmt hier einen Anfang und führt in die Unendlichkeit, vorbei an Neo-Prog-Anleihen, Retro-Melodien, komplexen Breaks und sogar einigen Grunts, die das instrumentale Multikulti-Spielchen kurzzeitig komplett aus den Angeln heben. Genau diese Komposition gibt aber prima wieder, wie genau dieses Album charakterisiert ist, wo die Schwerpunkte liegen, und wo man die vielen Barrieren einbaut, die lediglich dem geduldigen Zuhörer nicht zum Stolperstein werden. Denn Hindernisse für die verwöhnten Easy-Listening-Prog-Ohren gibt es auf "Destined Solitaire" reichlich.
Den künstlerischen Anspruch unterstreicht die Band ergo noch ziemlich häufig, so etwa im folgenden 15-Minuten-Longtrack 'Until You Comply Including Entropy', der ebenfalls aus zahlreichen, an sich unabhängigen Passagen besteht und daher auch als Gesamtgefüge nur bedingt funktioniert. Das latente Problem, welches bereits zuvor massiv wurde, taucht auch hier wieder auf, nur eben in noch brisanterer Form. Gerade bei den Breaks fehlt gelegentlich der Fluss, und obschon man versucht, mit vielen versteckten Melodien zur Homogenität zurückzukehren, wirkt der Song in seiner Gesamtheit mit Fragmenten überladen.
Wie es hingegen besser funktioniert, demonstrieren BEARDFISH mit dem fast schon locker-rockigen 'In Real Life There Is No Algebra', ein echter Bauch-Song mit prima Harmonien und einem zielstrebigen Basis-Arrangement. Auch hier wird mit Stimmungen gespielt, dies aber gekonnt und fokussiert, eben so, wie man es von den Schweden eigentlich auch kennt. Und fortan lässt sich das Quartett auch nicht mehr die Butter vom Brot nehmen: 'Where The Rain Comes In' kommt auch mit all seinen sphärischen Elementen auf den Punkt und lässt sich dabei von einem unbeschreiblichen Retro-Feeling treiben. 'Coup De Gráce' wiederum erweitert die stilistischen Grenzen und wartet mit einer unbeschreiblich fesselnden Akkordeon-Melodie auf. Und zu guter Letzt folgt nach dem entspannten 'Abigail's Questions (In An Infinite Universe)' mit 'The Stuff That Dreams Are Made Of' einer der besten Band-Tracks überhaupt, eingeschlossen in sanfte Gitarren und eingängige Hammond-Parts und präsentiert als Zusammenfassung aller musikalischen Elemente von "Destined Solitaire".
Nun, am Schluss darf man sich wirklich nicht sicher sein, wie man dieses Album einordnen soll. Zweifelsohne kleckern BEARDFISH in den beiden überlangen Epen ein wenig und schaffen es nicht direkt, das breite Gesamtkonstrukt zusammenzuhalten. Auf der anderen Seite wuchert "Destined Solitaire" vor genialen Retro-Prog-Sounds nur so über und verdient deshalb erneut die Beachtung des FLOWER KINGS-Publikums - ganz besonders dann, wenn man deren psychedelische Momente am meisten schätzt!
Anspieltipps: In Real Life There Is No Algebra, Coup De Gráce, The Stuff That Dreams Are Made Of
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes