ASHCROFT, RICHARD - Lovin' You
Mehr über Ashcroft, Richard
- Genre:
- Alternative Rock / Indie Pop
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- RPA
- Release:
- 10.10.2025
- Lover
- Out Of These Blues
- Heavy News
- Oh L'amour
- I'm A Rebel
- Find Another Reason
- Lovin' You
- Live With Hope
- Crimson Fire
- Fly To The Sun
Hits und Durchhänger halten sich die Waage.
Als Frontmann und Sänger von THE VERVE hat RICHARD ASHCROFT Musikgeschichte geschrieben, doch seit dem Ende seiner Hauptband ist die Solo-Karriere des Briten eher eine zweischneidige Angelegenheit. Klar, eigentlich jedes der bisherigen fünf Solowerke hatte seine Hits, doch zu oft verläuft sich Ashcroft auch in ausladenden Balladen oder kleistert etwas zu großzügig mit Streichern alles zu. Ein Meilenstein wie "Urban Hymns" ist im Alleingang jedenfalls bisher nicht entstanden, was die Frage aufwirft, ob das sechste Studioalbum "Lovin' You" daran nun etwas ändern kann.
Nun, zumindest ließ die vor etwa vier Monaten veröffentlichte Single 'Lover', die den Silberling übrigens auch eröffnet, schon einmal aufhorchen. Bei manchen Fans der ersten Stunde vielleicht mit Panik in den Augen, denn die schwer elektronischen Vibes des Tracks wirkten doch etwa gewagt. Ist "Lovin' You" also insgesamt ein Dance-Album geworden? Nun, so weit wagt sich Ashcroft glücklicherweise nicht aus seinen gewohnten Gefilden heraus, wagt aber auf insgesamt drei Tracks schon für seine Verhältnisse eher ungewohnte Experimente mit tanzbaren Sounds. Als richtiger Reinfall entpuppt sich für mich aber nur 'I'm A Rebel', in dem sich Ashcroft in gefühlt viel zu hoher Stimmlage abmüht, einen Pop-Dancefloor-Track zu kreieren, der auch im modernen Mainstream-Radio funktionieren könnte. Im bereits erwähnten 'Lover' und dem Titeltrack verschmelzen programmierte Beats dann deutlich besser mit zurückgefahrener Rock-Instrumentierung, und ein herb-eindringlich singender Mr. Ashcroft sorgt dafür, dass beide Nummern als spannende Blicke über den Tellerrand auf die Habenseite der Scheibe fallen.
'I'm A Rebel' bleibt dennoch nicht der einzige Ausfall, denn mit 'Oh L'amour' oder 'Live With Hope' haben sich die eingangs erwähnten zahnlosen Balladen auch auf das sechste Studioalbum geschlichen und gehen bestenfalls als Füllmaterial durch. Anders sieht das beim von einem Marsch-Beat angeführten 'Crimson Fire' aus, dass sich als introvertierte, aber auch hochspannende Nummer präsentiert. Und natürlich gibt es auch wieder die Hits, die dafür sorgen, dass man als Fan "Lovin' You" nicht ignorieren kann. 'Out Of These Blues' drängt sich da beispielsweise auf, denn auch wenn die Nummer eher ruhige Töne anschlägt, hat sie doch das einmalige Flair, das die ähnlich gelagerten Momente von THE VERVE immer ausgezeichnet hat. Die ehemalige Hautpband bleibt dann auch für 'Heavy News' ein gutes Stichwort, denn angeführt von knarzenden Gitarren, coolen Chören und einem treibenden Beat zaubert der Brite hier den besten Song aus dem Ärmel, den er seit dem Ende von THE VERVE verfasst hat. Himmel, der Track dreht hier gerade schon zum zwölften Mal seine Runden und büßt nicht an Faszination ein, sodass ich sogar soweit gehen würde, dass der Song auch eine hervorragende Ergänzung für das Überalbum "Urban Hymns" dargestellt hätte.
Und so ist "Lovin' You" am Ende doch wieder ein typisches RICHARD ASHCROFT-Album. Nein, nicht unbedingt in musikalischer Hinsicht, denn hier gibt es zwar viel gewohnte Kost, aber eben auch einen tanzbaren und teilweise sehr gelungenen Blick über den Dance-Tellerrand. Nein, ich meine die Gewohnheit eher bezogen auf die Tatsache, dass der sechste Solo-Silberling wieder einmal Licht und Schatten vereint. Die Glanzmomente strahlen dabei aber heuer wieder so hell, dass man das Album nicht ignorieren kann, auch wenn Mr. Ashcroft auch im sechsten Anlauf nicht der große Klassiker gelungen ist.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs