APHELION, THE - Nascence
Mehr über Aphelion, The
- Genre:
- Avantgarde / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 09.08.2024
- Prenascent
- Nascence
- The Seed Of Doubt
- Fragility
- The Heavy Mist
- Flight
- The Interloper
- Deserter
Handwerklich toll, musikalisch etwas zu überdreht ...
Kanada und progressive Musik gehören nicht erst seit den spannenden Ausflügen von DEVIN TOWNSEND zusammen, natürlich gab es mit den legendären Rockern RUSH schon früher eine Band, die dem Land unter der Flagge mit dem Ahornblatt eine Liebe für Prog-Töne in die Wiege gelegt hat. Kein Wunder, dass mit THE APHELION seit dem Jahr 2014 ein weiterer Newcomer aus den nördlichen Gefilden des amerkanischen Kontinents der vetrackten Seite des Rock- und Metal-Sektors frönt. Das neueste Abum des Quartetts namens "Nascence" ist dabei nicht nur der zweite Eintrag der Diskografie, sondern auch erst der Auftakt eines Doppelschlags, der in wenigen Monaten vom dritten Langspieler "Senescence" komplettiert werden soll.
Doch das ist noch Zukunftsmusik, denn erst einmal wollen die acht neuen Tracks erschlossen werden, was nicht unbedingt immer ein leichtes Unterfangen ist, denn musikalisch ist die Palette der Kanadier schon extrem weit gefächert. Der eingangs erwähnte DEVIN TOWNSED kann dabei durchaus als Referenz herhalten, wobei nicht etwa die epische Seite des Werks des Genies im Fokus steht, sondern eher die jazzigen Momente und auch die wilden musikalischen Haken, die Hevy Devy gerne einmal schlägt, am meisten Eindruck bei THE APHELION hinterlassen haben dürften. HAKEN ist ebenfalls ein gutes Stichwort, denn auch Platten der Engländer laufen sicher des öfteren im Player der hier beteiligten Musiker, während schlussendlich LEPROUS-Versatzstücke den Stilmix komplettieren, wobei gerade das teilweise eingesetzte Saxophon eine deutlich Brücke zu den norwegischen Proggern schlägt. Liest sich auf dem Papier vertrackt? Genau so klingt es auch im Intro 'Prenascent' und dem folgenden Titeltrack, die mich beide wirklich zwiegespalten zurücklassen.
Einerseits bewundere ich nämlich das musikalische Handwerk, das hier an sämtlichen Instrumenten gezeigt wird, und muss vor dem Können der Kanadier schlicht und ergreifend meinen Hut ziehen, andererseits kratze ich mir angesichts so mancher spontaner und harscher Richtungswechsel verwundert den Kopf. Ebenfalls bin ich bei Evan Haydon-Selkirks Gesang nicht restlos mit an Bord, denn auch wenn er hörbar mit massivem Einsatz und Überzeugung singt, ist mir sein Votrag teilweise doch etwas zu theatralisch und aufgesetzt. So dauert es auch bis zur Mitte des Albums und dem Track 'Fragility', bis ich endlich einmal von einer Hookline so richtig mitgerissen werde. Ja, auch hier wirkt der Abschluss des Tracks wieder etwas zu abgedreht, aber der getragene Beginn und der starke Refrain sind wirklich überzeugend und machen mir sehr viel Spaß. Gleiches gilt für das schwermetallisch veranlagte 'Flight', das gekonnt GENESIS mit DREAM THEATER und einer Prise Black Metal verheiratet. Es markiert für mich ganz klar den Höhepunkt einer Scheibe, die überraschenderweise hinten heraus auch mit dem LEPROUS-Gedächtnistrack 'The Interloper' ein weiteres Mal groß auftrumpft und einen zweiten klaren Anspieltipp hervorbringt.
Ob euch diese beiden Volltreffer aber schlussendlich reichen, um angesichts von "Nascence" echte Begeisterung zu empfinden, müsst ihr am Ende aber wohl selbst entscheiden. Mir jedenfalls bleiben die musikalischen Hakenschläge über große Strecken auch nach mehreren Durchläufen zu extrem, weshalb ich abseits der genannten Höhepunkte nur wenige Songs finde, die mich wirklich begeistern und auch abseits der Wertschätzung für handwerkliche Qualitäten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Entsprechend gibt es von mir auch nur sieben Zähler für ein durchwachsenes und anstrengendes Album, bei dem sich ein Antesten für Freunde der extremeren Prog-Grenzgänge von den im Verlauf der Rezension genannten Acts dennoch lohnen könnte. Vielleicht könnt ihr dem musikalisch Ritt ja besser folgen als ich ...
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs