ANTLERED MAN - Giftes 1&2
Giftes 1&2
Mehr über Antlered Man
- Genre:
- ????/Rock/ Metal/ Indie/ Krach/ Melodie/ Jazz/ Noise/Pop
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Noisolution
- Release:
- 02.03.2012
- Outrages 1 Ta 3
- If You Can't Beat Them, Try Solvents
- Better The Calamity You Know
- Platoono Of Uno
- Surrounded By The White Man
- Buddhist Soup
- Schizo Tennis
- Mr. Runner-Up Teenage Bloomfield
- Balloons, Needles, Sunlight & Evil
- Misruly Roo
27.03.2012 | 17:31
ANTLERED MAN haben sich das angesehen. Und nun: Treffer ins Schwarze!
Daher gleich vorweg und mittendrein: Eines der Alben des Jahres 2012!
Wer solche verschrobene, von sich überzeugte und dennoch so fesselnde Beiträge abliefert, dem gehört der Proberaum kostenlos neu gestrichen. Mit Spucke. Denen da aus London ist da nicht weniger als ein Wunderstück humaner Kulturkonservierung gelungen. Schon vom ersten Tönchen an springt einen zwar ein wankelmütiges "Hä?" auf die Schulter. Auf unsere, die schon alles zu sehen und hören glaubte.
Denn, was ist denn das? Besoffene Oriental-Gitarren? Ein nervöser Sänger mit einem durchgängig kreativen Migräneproblem? Woher kommen überhaupt die ständig Dahinten-Irgendwo-Mitstreicher. Springen die hier alle über die lila Wiesen? 'Outrages 1 Ta 3' eröffnet dieses unbeschreibbar vielschichtige Potpourri der gestalterischen Ausuferungen gleich mal grandios abwechslungsreich, schnittig, wolkig und sich herrschaftlich windend. Wenn wir hier auf die Suche nach Referenzen gehen sollten, dann sehen wir uns morgen Abend wieder, ok? Die Stimmen, die das bereits versucht haben, die lassen niemanden unter "berühmt" aus. Niemanden.
So ein wenig ähnlich breit fächernd kann spontan vielleicht noch THE PHANTOM BAND angerempelt werden, wobei die noch eine Schippe drauflegen müssten, um diese Ohrsucht und Eingängigkeit hinzubekommen. Hier wird sich kleinlichst gehütet, einen Track besonders hervorzuhimmeln, da steht, wurmt und bewegt sich ein jeder dieser Kunststücke, sie treiben Dich um, fallen dich an, mal direkter, mal schön von hinten.
Kicken die Randbrille vom selbstverzweifelten Horn, überschütten lächerlich grosse Synthie-Bauten mit ihrer Häme, fassen sich an den Händen und punken und reißen mit ihren Wutärschen und Tritten die digitalen Selbstinszenierungen der zusammengeschmolzenen Welt vor sich her.
Dabei treibt keiner der zehn Komponenten dieses gottgewollten Albums "nur so vor sich hin" - auch wenn das anfangs den Eindruck erwecken könnte. Nein, das Erweckungserlebnis ist jeweils ein großartiges, um bei der absoluten Bildlichkeit zu bleiben. So etwas, was 'If You Can't Beat Them, Try Solvents' oder 'Buddhist Soup' da anbieten... da pfeift die Band und baut das Songmotiv drumrum, da prustet eine Tröte den Weg, und trotzdem ist das Lied von lieblicher Melodie geprägt.
'Better The Calamity You Know' geht mal gar nicht mehr aus der Birne, das ist ja schon frech. Und nebenbei ein Noisekräcker der Royalklasse. Das nicht jugendfreie 'Platoono Of Uno' entpuppt sich zu einem Mann-Hasser, der sich, anstatt den Mund mit Kernseife auszuwaschen, diese gleich kiloweise in sich hineinstopft. Auch das ein Stück, was ins Mark gezielt hat. Und trifft.
Und dabei kann ich es gar nicht lassen, zwischen den einzelnen Komponenten vor und zurückzuschnipsen – einfach weil, das alles eine Erlebnisachterbahnfahrt darstellt, die mich schon lange nicht mehr so eingenommen hat. Ich glaube, mit der Behauptung, das das seltsame Quartett "genau weiß, was es da tut", wird so wirklich kein Leser schlauer, aber es trifft den Kern genau. Selten ist so umfassend und ausschliesslich überzeugt worden.
Wie eine schlaue kleine Natter spritzt da der Vokalist seine süssen Vergiftungen in einen hinein, rau und unaufhörlich rollend rammt das Instrumentarium seine Überzeugung in unsere Gemütslage. Hier sollte – um Gottes willen! - kein Gattungs-Schrank zur Verpackung gewählt werden, denn das ist EinSCHRÄNKung! ANTLERED MAD muss flattern, muss bekniet und auch bespuckt werden können, es lebe die Kreativität!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben
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