AMORAL - Decrowning
Mehr über Amoral
- Genre:
- Death/Thrash
- Label:
- Spikefarm/Soulfood
- Release:
- 11.11.2005
- Showdown
- Lacrimal Gland
- Decrowning
- Tiebreaker
- Drug Of Choice
- Denial 101
- Control Cancer
- Raptus
- Warp (Instr.)
- Bleeder
Nach dem 2004er-Überhammer "Wound Creations" und einem tollen Auftritt im Vorprogramm von NAGLFAR und FINNTROLL (definiere deplatziert…) war ich sehr gespannt, was die finnischen Jungspunde von AMORAL denn in Sachen Zweitwerk abliefern würden. Schließlich war ihr Debüt alles andere als von schlechten Eltern, die Kombination von tollen Melodien mit amtlichen Abschädel-Parts und 'ner Wagenladung an Frickelparts in bester DEATH-Manier lief nicht nur mir bestens rein und hat der Band einiges an verdienter Aufmerksamkeit beschert.
"Decrowning" indes ist anders. Einfacher. Straighter. Weniger technisch. Rifflastiger. An sich alles keine schlechten Sachen, blöd nur, wenn einige Elemente fehlen, die das Debüt zu einem in meinen Ohren herausragenden Album gemacht haben: Wo sind die mitreißenden, Ohren schmeichelnden Melodien, die das technische Geschehen stets schön auflockerten, aber niemals in kitschige Gefilde abdrifteten? Fehlanzeige. Auch die Spannungsbögen in den einzelnen Songs scheinen mir schlaffer gespannt zu sein, als dies früher der Fall war. Die technische Seite lasse ich an dieser Stelle mal außen vor, schließlich sollte man die Qualität eines Albums nicht an der Anzahl der Tapping-Parts, der schrägen Takte oder gar beim Break-Zählen ermitteln. Und dass mir persönlich die deutlich frickeligere Ausrichtung von AMORAL besser gefällt, könnte nicht subjektiver gefärbt sein.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass sich der Fünfer mit dem neuen Album nicht unbedingt einen Gefallen getan hat. Stand man zu Beginn mit der Prog-Death-Ausrichtung mit relativ wenigen Bands auf einer Stufe, so ist die Schnittmenge aus (Melo-)Death und Thrash doch ungleich häufiger im Biz vertreten. Insbesondere zu Zeiten der Metalcore-Schwemme, wo jede zweite Band Melodiebögen skandinavischer Machart zusammen mit Breakdown-Parts und Hookline-lastigen Dreschpassagen vereint. Da sind AMORAL plötzlich nur noch eine Truppe unter vielen, die mangels der Elemente, welche auf dem Debüt vorherrschten, hier auch keine neuen Akzente zu setzen vermag. Schade. Denn hört man sich "Decrowning" mal aufmerksam an, dann merkt man doch, dass hier eine recht einzigartige Band am Werk ist: So wird's manchmal immer noch ein wenig rhythmisch vertrackt, aber schön dezent im Hintergrund, so dass der Drive der mächtigen Riffs nicht darunter leidet. Auch die Leadgitarren sprechen eine deutlich andere Sprache als der momentane Einheitsbrei, und manchmal fühlt man sich bei manchen Passagen in den Songs gar zurückversetzt in alte Prog-Death-Zeiten.
Trotzdem: Wer die letzten Alben von Truppen wie IMPIOUS besitzt, der hat wenige Gründe, jetzt auch auf AMORAL aufmerksam zu werden. Und wer, wie meine Wenigkeit, auf das finnische Pferd als neue Technik-Death-Hofffnung gesetzt hat, der wird von der Scheibe auch in gewissem Maße enttäuscht sein.
Nicht falsch verstehen: "Decrowning" ist eine rundum solide, perfekt eingespielte Platte, die nur nicht so recht weiß, wo sie eigentlich hingehören will. Somit kann ich AMORAL eigentlich schon jetzt prophezeien, dass sie in der momentanen (und sicherlich auch noch anhaltenden Veröffentlichungs-Schwemme) baden gehen werden, und zwar weiter unten, als es die Band eigentlich verdient hätte.
Bleibt die Hoffnung auf das wichtige Drittwerk, und wenn es nach mir geht, darf das gerne noch proggiger ausfallen als das Debüt – dann hätte man zumindest wieder eine eindeutige musikalische Identität zu bieten.
Anspieltipps: Showdown, Decrowning, Tiebreaker
- Redakteur:
- Rouven Dorn