ALOR - Haerfest
Mehr über Alor
- Genre:
- Neofolk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Northern Silence Productions
- Release:
- 10.01.2014
- While The Fall Paints These Woods In Red
- When At Night The Shadows Rise...
- Lundensgaturnar
- Näcken
- Monanleoht
- Wooden Whispers
- ...There Are Eyes In The Dark
Neofolk in seiner eindringlichsten Form
Man stelle sich einmal vor, Maynard James Keenan würde plötzlich seine Liebe für den Neofolk-Sektor entdecken und seine Kollegen bei TOOL davon überzeugen, ihr Songwriting etwas naturbelassener zu gestalten. Sobald man sich mit diesem Gedanken auseinandersetzt und ihn immer weiter vertieft, wird man in der Lage sein, sich vorzustellen, was die spanischen Neulinge von ALOR auf ihrem aktuellen Silberling "Haerfest" fabriziert haben. Die Iberer klingen ganz und gar nordisch, haben sich sämtliche Zutaten des Pagan-Genres zu Eigen gemacht und ihr gesamtes Schaffen um einige wenige, dafür aber umso intensiver nachhallende Harmonien herum gestaltet, die über eine Dreiviertelstunde hinweg eine der angenehmsten, eindringlichsten Hypnosen initiieren, die der deftigere(?) Musikbereich in den vergangenen Jahren geschenkt bekommen hat.
ALOR fällt auch gleich mit der Tür ins Haus und präsentiert mit dem 13-minütigen Opener 'While The Fall Paints These Woods In Red' ein Epos, das an Intensität kaum zu übertreffen ist. Immer weiter steigert sich die Basismelodie hier zu einem hypnotischen Etwas, dem man sich schon nach den ersten Sekunden kaum mehr entziehen kann - und mag. Berauschend, was das Projekt aus Spanien hier auf die Beine stellt, wie natürliche Klänge hier mit dem düsteren Instrumentarium verschmelzen und wie die Parallelen zu TOOL, die sicherlich ungewollt auftauchen, letzten Endes für ungeahnte Begeisterung sorgen. Die kurzen Lyrics sind dabei schon fast zweitrangig, verstärken aber dennoch die Kontrastwirkung aus Elegie und Euphorie, die der Song zu entfalten vermag.
Im Folgenden lässt man es dann ein wenig kompakter zugehen, knüpft aber immer wieder an die Melodie des Openers an. Leichte Variationen verstärken die hypnotische Wirkung, das Festhalten an den melancholisch gefärbten Harmonien besorgt schließlich den Rest und verwandelt auch Nummern wie 'When At Night The Shadows Rise' und 'Lundensgartunar' in Monumente der folkigen Musikkunst. Lediglich 'Näcken' mit seinen brachialeren Gitarren bricht aus dieser Serie aus, rüttelt kurzzeitig auf, bevor ALOR wieder in gewohnte Gefilde zurückkehrt und die Platte mit einer ebensolchen Eindringlichkeit fortsetzt und beendet, wie sie bereits in den ersten 20 Minuten den Ton angegeben hat.
Man mag zu Pagan-Sounds und deren Authentizität stehen, wie man mag, aber in dieser Sparte hat es lange keine Band mehr gegeben, die ihren Sound mit solch einer bemerkenswerten Tiefenwirkung ausgestattet hat. "Haerfest" ist definitiv ein Fest für die auditiven Sinne und hallt auch nach zahlreichen Durchläufen mit der gleichen Ausdrucksstärke nach - und das wohlgemerkt noch stärker, als es EMPYRIUM und die ungezählten Trittbrettfahrer jemals hinbekommen haben!
Anspieltipps: While The Fall Paints These Woods In Red, Monanleoht, ...There Are Eyes In The Dusk
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes