A SICKNESS UNTO DEATH - The Great Escape
Mehr über A Sickness Unto Death
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / TWS Source Of Deluge
- Release:
- 01.10.2015
- The Great Escape
- Intoxicated
- The Atonement Ship
- Lost
- The Concrete Lake
- The Uniqueness Of Two
- Prejudice
- Judgement
- Purgatory
- Remains Of Misery
Ein leidenschaftliches, melodisches Doom-Werk der zeitgemäßeren Schule.
Gut zwei Jahre ist es schon wieder her, dass die norddeutschen Doomer von A SICKNESS UNTO DEATH mit ihrem feinen Debütalbum "Despair" eine erste Duftmarke in der Szene hinterlassen konnten. Nun liegt der Nachfolger "The Great Escape" vor, und wieder hat sich die inzwischen von Duo zum Quintett angewachsene Band mit dem Artwork sehr viel Mühe gegeben. Man scheint dabei zu sein, mit hellen, opulenten Digipaks mit melancholischen Artworks mit Vogelsilhouetten eine eigene Ästhetik zu etablieren, und genau dies gelingt auch auf musikalischer Ebene. War bereits das Debüt ein starker Einstieg, so legt die Truppe mit "The Great Escape" sowohl kompositorisch als auch produktionstechnisch nochmals ein bisschen zu.
Das Klangbild ist voluminös und druckvoll, dabei aber doch sehr differenziert und bei aller Melancholie recht warm. Ein perfektes Doom-Soundgewand also, für das niemand anderes verantwortlich zeichnet, als Gitarrist und Gründungsmitglied Michael Maas, der das Mastering in Jens Bogrens Hände legte. Allerdings ist hiermit natürlich kein klassischer Ependoom und schon gar nicht die BLACK SABBATH-Schiene gemeint, sondern ein deutlich modernerer Ansatz, der zum Beispiel beim tollen, eröffnenden Titelstück mit Moll-Double-Quints und auch gesanglich sowohl an PRIMORDIAL als auch und vor allem an BATHORY gemahnt. Nach einem 'One'-artigen Intro gibt sich 'Intoxicated' nachdenklicher und verspielter, gleichwohl im Riffing sehr heavy, bevor 'The Atonement Ship' einen starken Schwenk in Richtung PARADISE LOST nicht verhehlen kann. Die Sorrow Leads ziehen sich durch eine Vielzahl der Stücke, flankiert öfters von flächigen Klanglandschaften, die allerdings jeden Anflug von Kitschigkeit vermeiden, sondern stark atmosphärisch eingesetzt werden und die Leadarbeit den Gitarren überlassen.
Hier und da darf Sänger Tim Ziegeler neben seiner eindringlichen, im Timbre etwas an Alan Averill erinnernden Klarstimme und der bissigeren, anklagenderen Variante auch mal ein paar dezentere Growls einsetzen, ohne die Band dadurch zu sehr in Doom/Death-Gefilde zu rücken. Im Wesentlichen ist der stilistische Rahmen damit gesteckt, und wir verraten keine Geheimnisse, wenn wir feststellen, dass die Hauptzielgruppe der Band sich aus Freunden von MY DYING BRIDE und härteren moderneren PARADISE LOST rekrutieren wird. Durch den markanten Gesang, spannende Samples, sehr feine und bereichernde Facetten wie etwa die toll verhallt gezupfte Einleitung des zurückhaltenderen aber nicht minder emotionalen 'Lost' oder die russischen Stimmoverdubs von Ivan Chertov von der Oldenburger Folk/Black/Death-Band CRAVING beim mahlenden und recht modern groovenden 'The Concrete Lake' mit seinen Sirenensamples, gelingt es den Bremer Jungs jedoch, sich ein gutes Stück weit von den Vorbildern zu lösen und einen eigenen Eindruck zu hinterlassen, der dafür sorgt, dass es sich bei A SICKNESS UNTO DEATH eben nicht um eine generische Band von Trittbrettfahrern handelt.
Vielmehr haben wir es mit einer jungen Truppe zu tun, die hörbar viel Herzblut und Energie in ihr Werk investiert und dem Hörer viel Abwechslung bietet, die in schlüssige, eingängige Kompositionen gegossen wurde. Songs wie der bereits erwähnte Opener, das leidenschaftliche 'Purgatory' oder das gitarrenlastige, am ehesten klassisch-doomig im CANDLEMASS-Sinne ausgerichtete 'The Uniqueness Of Two' und das dramatisch arrangierte 'Prejudice' mit seinem gezupften Intro und den tollen, mitreißenden Akkordfolgen gehen als echte Highlights durch, die jeden begeistern sollten, der sich von den angesprochenen Querverweisen angesprochen fühlt. Der Hinausschmeißer 'Remains Of Misery' setzt dem zum Abschluss mit seinem herrlichen Kontrast zwischen akustischen Gitarren und massiven Riffs noch eins drauf, so dass ich nicht um eine Kaufempfehlung herum komme.
Mit A SICKNESS UNTO DEATH unterstützt ihr auf jeden Fall eine aufstrebende junge Doom-Band, die mit musikalischer Klasse überzeugt und daher eure Aufmerksamkeit verdient hat. Die neue CD bekommt ihr im bandeigenen Weltnetz-Kaufladen für faire 13,- Euro, wo es zudem auch günstige Kombiangebote zusammen mit dem Debütalbum oder T-Shirts zu kaufen gibt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle