Wave-Gotik-Treffen 2001 - Leipzig

25.06.2001 | 12:53

03.06.2001, Haus Auensee

Am Sonntag pilgerte unser 3-Mann-Team durch halb Leipzig zum etwas abseits gelegenen Haus Auensee. Auch wenn sowohl die Entfernung als auch die etwas geringe Größe dieser Location in Anbetracht der dort zu erwartenden Massen für Unmut sorgten, so wurde dies nicht nur durch die eindrucksvolle klassisch-stimmungsvolle Architektur der Halle, sondern auch durch die zumeist herausragenden Acts aufgewogen.
Bereits um 15 Uhr wurden wir positiv von einem neuen und eher unbekannten Black Metal Projekt namens AETERNITAS (http://www.aeternitas-online.de) überrascht. Es wurde ein für Melodic Black Metal bearbeitetes klassisches Requiem vorgeführt, Metal gepaart mit klassischen Gesängen und Synthesizerklängen. Herausragend war die Bühnendarbietung, die den Inhalt des Werkes durch schauspielerische Darbietungen verbildlichte. Kampf und Zwiespalt von Gut und Böse im Menschen und das Ringen um die Seele eines Sterblichen durch beide Mächte wurden so wirklich gelungen thematisiert.

Abgelöst wurden AETERNITAS durch eine weitere Black Metal Band namens BLAZING ETERNITY, die kraftvollen Black Metal zumeist im mittleren Tempobereich präsentierten. Nach der eindrucksvollen Darbietung der Vorgänger war die Bühnenshow hier allerdings etwas eintönig und weniger interessant. Die dominierenden Bassgitarren und Drumms prügelten etwas herbe auf die Trommelfelle ein und trübten den Hörgenuss auf Kosten insbesondere feinerer Klangstrukturen und der Verständlichkeit des Gesangs doch recht erheblich.

Als Nächstes trieben EVEREVE (http://www.evereve.net) uns den Schweiß auf die Stirn, denn die Gothic-Metaller boten ein extrem moschbares Programm, bei dem die Köpfe unweigerlich im Takt vor- und zurückschnellten. Überzeugen kann man sich vom makellosen Können der Truppe auf deren Homepage, wo es einige MP3s zum Download gibt. Es gab viel neues Material von der am 11. Juni erscheinenden Scheibe \"e-Mania\" zu hören, etwas ungewohnt im Klangbild für alte EverEve-Fans, aber Genaueres dazu gibt es im ausführlichen Interview mit dem Sänger MZ Eve 51 zu lesen, das hier hoffentlich in Kürze erscheinen wird.

Ein 38-Sekunden-Streaming des Auftritts hat mein Kameramann von Pro7 zusammengeschnippelt und für den Real Media Player verlinkt, zu finden im Download-Archiv:

http://www.powermetal.de/downloads/index.php?id=E

Der Auftritt von ATROCITY (http://www.atrocity.de) kündigte sich uns im Backstage bereits dadurch an, dass uns zwei extrem spärlich bekleidete Blondinen über den Weg liefen und mich vor Erstaunen fast an die nächste Wand laufen ließen *g*
Von nun an war Party pur angesagt in der Halle, die Band ließ es gewaltig krachen, was die Songauswahl mit hohem Mitgrölfaktor anging, aber auch, was die Show betraf. Es wurden viele der älteren Stücke und Coverversionen gespielt. Herausragend fiel mir die Arbeit des Drummers dabei auf. Berührungsängste mit dem Publikum gab es nicht, die Besucher bekamen die volle Dosis Partyfeeling geboten.

ATROCITY mussten fast von der Bühne geschleift werden, da sie gnadenlos überzogen, was beim straffen Zeitplan des WGT eine Seltenheit ist; aber damit entsprachen sie auf jedem Fall den Wünschen des begeisterten Publikums. Vielleicht konnten sich die Zuschauer auch einfach nicht an den beiden aufreizenden Miezen satt sehen. *grins*

OOMPH! (http://www.oomph.herzeleid.com) zeigten sich auf der Bühne als wahre Energiebündel und steckten mit ihrem Temperament die Massen in der Halle an. Mitreißende Dynamik wechselte sich auch mit ruhigeren Songs ab, herausragend fiel hierbei die erstaunliche Stimmlagenvielfalt des Sängers auf. Viele ihrer bekannteren Stücke wurden präsentiert und animierten das Publikum zu anschwellenden Chorgesängen. Ebenso extravagant wie der Sänger präsentieren sich die Songs selbst durch morbide, schon fast kranke Texte; der Sänger mutete durch Outfit, Make-up und Bühnendarstellung wie eine frisch aus der Anstalt entlaufene Erscheinung an, was dem Ganzen eine ziemlich herbe Note verlieh. Auch OOMPH! ließen es sich nicht nehmen, zwei Zugaben hinterher zu Brezeln und damit den tobenden Fans das letzte bisschen Verstand aus dem Schädel zu prügeln.

Hier ist das 41-Sekunden-Streaming zu dem Auftritt zu finden:

http://www.powermetal.de/downloads/index.php?id=Q

Den Abschluss des Tages an dieser Location bildete der Auftritt der Szene-Größe THEATRE OF TRAGEDY (http://www.theatreoftragedy.com), die anno dazumal das Genre des Gothic Metal mit begründeten. Inzwischen hat sich ihr Stil sehr verändert, und auch wenn die Musik dennoch gut hörbar ist, stieß das neue Material auf eher dünne Resonanz aus dem Publikum. Mag auch sein, dass die mitternächtliche Stunde nach etwa 9 Stunden Hörgenuss ein wenig auf die Kondition der Anwesenden schlug.

Auch hierzu haben wir ein Streaming zusammengestellt, 42 Sekunden Spiellänge:

http://www.powermetal.de/downloads/index.php?id=T

Ermattet, aber zufrieden endete so der erste umfangreichere Konzerttag des WGT für uns. In der Hoffnung, dass der nachfolgende Tag insbesondere in punkto Klangaussteuerung besser verlaufen würde, fiel das Team in ein kurzes, aber tiefes Koma. ~ fade out ~

Redakteur:
Andreas Jur

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