Wacken Open Air 2015 - Wacken

20.08.2015 | 19:50

30.07.2015,

Unsere große Rückschau auf ein buntes, lautes Fest des Schlamms.

Es ist Freitag, es ist 11 Uhr und es ist der erste Morgen, der trocken begonnen hat. Das scheint auch viele Fans und Frühaufsteher überzeugt zu haben, sich den ersten Gig des Tages auf dem Infield anzusehen. EPICA begrüßt die doch zahlreichen Zuhörer mit dem obligatorischen "Wackeeen"-Ruf und beginnt mit 'Originem', dem Intro des aktuellen Albums "The Quantum Enigma" (2014), opulent die Βühnenshow. Mit 'The Second Stone' und 'The Essence Of Silence' bleiben die Niederländer vorerst bei ihrer aktuellen Scheibe und nehmen die Metaller vor der Bühne mit solidem Power Metal durchzogen von Simons Sopran-Einlagen und dem Growling von Sänger und Gitarrist Mark Jansen mit. Auch wenn der Boden noch mehr Sumpf als Acker ist, Headbangen geht immer - selbst am späten Vormittag. Mit 'Sensorium' vom "The Phantom Agony"-Album aus dem Jahr 2003 geht es dann etwas ruhiger weiter. Bei 'Obsessive Devotion' (2007 "The Divine Conspiracy") und 'Victims Of Contingency' (2014) zeigt Simone Simons dann in ihrem Fransen-Lederrock, der zwar kurz, aber wohl den kalten Temperaturen geschuldet, mit einer dunklen Hose kombiniert ist und so keinen Blick auf ihre Beine gewährt, dass sich klassischer Gesang und exzessives Tanzen keineswegs ausschließen. Opulent geht es dann noch mal mit 'Unchain Utopia' zurück zu "The Quantum Enigma", bevor sich alle Sechs mit 'Consign To Oblivion', dem Titelsong ihres Albums von 2007, von der Black Stage verabschieden.

[Vanessa Eick]

 

Der Freitag beginnt mit einer schönen Portion brasilianisch-italienischem Melodic Metal mit progressiven Einsprengseln. Dachte ich zumindest, bis mir klar wird, dass der Tag stattdessen mit einer knappen Stunde Anstehen an einer Schleuse zum Festivalgelände beginnt, untermalt von den herüberwehenden Klängen ANGRAs, deren erste Hälfte des Auftritts somit dem Anmarsch zum Opfer fällt. Pünktlich zum Klassiker 'Angel's Cry' bin ich dann endlich doch vor der Bühne angekommen und kann den Rest des Auftritts im prallen Sonnenschein verfolgen. In ordentlichem Sound und hörbar gut eingespielt präsentiert sich die Band und auch der aktuelle Sänger Fabio Lione (RHAPSODY OF FIRE) macht eine gute Figur. Das gilt sowohl für Songs vom neuen Album "Secret Garden" wie auch für Klassiker. So gibt es nach 'Angel's Cry' direkt 'Final Light' vom aktuellen Werk zu hören, bevor wir mit 'Nothing To Say' zu seligen "Holy Land"-Zeiten zurückkehren. Das 'Unfinished Allegro' vom Debütalbum leitet dann das abschließende Doppel aus 'Carry On' und 'Nova Era' ein. In der knappen Spielzeit werden so alle drei Phasen der Bandgeschichte ausreichend berücksichtigt und ANGRA schafft es, einen guten Eindruck zu hinterlassen und macht das Ärgernis der langen Warteschlange schnell vergessen.

[Raphael Paebst]


Seit der Auslagerung der Methornfraktion auf den Mittelaltermarkt mit angeschlossener Wackinger Stage haben zumindest gefühlt die Pagan-Metal-Bands auf dem eigentlichen Festivalgelände einen deutlich schwereren Stand. So haben es dieses Jahr als einzige Vertreter ENSIFERUM auf die große Bühne verschlagen, wo die Finnen eine Mischung aus altem Material und ihrem aktuellen Album "One Man Army" präsentieren dürfen. Da für mich persönlich die ersten zwei Alben die interessantesten der Band sind und sich anschließend die Selbstkopie zum Leitprinzip ausgewachsen hat, freue ich mich insbesondere über Hits wie 'Treacherous Gods' und den Mitsingkracher 'Lai Lai Hei'. Auch 'Ahti' vom dritten Album kann mich noch erfreuen, doch ansonsten gibt es vor allem Material neuerer Zeit, von dem mich 'Twilight Tavern' doch frappierend an 'One More Magic Potion' erinnert - der Selbstklau ist hier besonders dreist. Da der schlammige Boden allzu lebendige Publikumsreaktionen verhindert und die True Metal Stage für ENSIFERUM doch eine Nummer zu Groß ist, wirkt das ganze Konzert irgendwie statischer und weniger energiegeladen, als ich das von den Finnen sonst gewohnt bin. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt und vermisse meine Lieblingslieder, aber so muss ich ENSIFERUM eher als Enttäuschung vermerken.

[Raphael Paebst]



SEPULTURA reist um den Globus, um 30 Jahre Bandbestehen zu feiern. Was zieht so etwas nach sich? Genau, eine Best-Of-Setlist. In den letzten Jahren sind die Brasilianer vielerorts als Live-Band extrem positiv aufgefallen, weshalb es kein Stück verwundert, dass dies auch hier und heute ein schickes Konzert werden sollte. Derrick ist mit Glatze ein noch krasseres Tier als zuvor, das eine Bühne mal locker einnehmen kann (und jene in Wacken ist bekanntermaßen nicht so wirklich klein). Seine Hintermannschaft groovt und treibt und groovt und treibt, dass auch dem Letzten zum Zeitpunkt des höchsten Sonnenstandes der Kater aus der Birne geprügelt wird. Die Show als solche ist extrem schlicht und mit vollem Fokus auf die Musik gehalten, was das Gesamtpaket nur umso stärker erscheinen lässt. Wenig verwunderlich, dass die für diese Uhrzeit in beachtlicher Zahl erschienene Menge das sympathische Quartett entsprecht würdig abfeiert. Ganz stark sind heute das Grammatik-Highlight 'From The Past Comes The Storms', 'Inner Self' und 'Kairos', aber im Prinzip rockt einfach alles. Ich hoffe, dass die Band nächstes Mal endlich einen Slot in der Dunkelheit bekommt -  verdient hätte sie es allemal!

[Oliver Paßgang]

 

Es gibt Bands, die sieht man regelmäßig alle zwei Jahre auf den großen Festivals auflaufen und es gibt FALCONER. Die schwedischen Metaller um Stefan Weinerhall geben sich live äußerst selten die Ehre, was den heutigen Auftritt zweifelsohne zu einem besonderen macht. Das letzte Album "Black Moon Rising" gehört darüber hinaus zu den Highlights in der FALCONER-Diskografie, was die Vorfreude auf den nächsten Gig natürlich groß werden lässt. Mit dem jüngsten Output geht es schließlich auch los und man fragt sich, wieso die Band die Bühnen nur selten betritt. 'Halls And Chambers' heizt den Fans bei Sonnenschein gut ein und die Energie stimmt von Anfang an auf beiden Seiten der Absperrgitter. Mit einem Querschnitt durch den Katalog bleibt dies auch so, wobei der Schwerpunkt schon auf "Black Moon Rising" und dem selbstbetitelten Debüt liegt. Für Unmut sorgt lediglich die Ansage, man sei heute zum dritten und leider auch letzten Mal in Wacken zu sehen. Ob die Band in Zukunft ganz auf Konzerte verzichtet oder lediglich die Reisen nach Norddeutschland eingestellt werden, erfährt man nicht. Unter fleißigem Applaus ist die Show mittlerweile ein Selbstläufer, auch wenn das eigentliche Highlight erst kurz vor Schluss kommt: Als FALCONER-Fan erkennt man schon am angestimmten Ton, dass jetzt 'Mindtraveller' gespielt wird, der größte Hit, den die Schweden zu bieten haben. Als 'The Clarion Call' schließlich das Set abschließt, kommt neben frenetischem Jubel doch wieder Wehmut auf, dass es vielleicht das letzte Konzert FALCONERs war, das man gesehen hat.

[Nils Macher]


Um die Wartezeit zu AT THE GATES zu überbrücken, schaue ich interessiert auf die True Metal Stage, wo die norwegische Chaostruppe KVELERTAK gerade im letzten Drittel ihres Sets ist. Ein paar mal habe ich die Gruppe bereits gesehen und jedes Mal waren meine Ohren nach spätestens einer halben Stunde einfach dicht von diesem an sich sehr coolen, allerdings doch wenig dynamischen Sound. Das passiert mir in diesem Fall nicht, weshalb mir die rotzige Black-Punk-Irgendwas-Mischung der Norweger richtig gut reinläuft, was nicht zu wenige Anhänger vor der Bühne ebenfalls so sehen. Die Bühnenshow ist wie immer schön energiegeladen, die Herren toben sich ordentlich aus, das Publikum auch: Feine Angelegenheit! Das nächste Mal gebe ich KVELERTAK dann auch wieder in voller Länge eine Chance.


Das Comeback 2008 hatte mehr als einen Hauch Magie, der Platz vor der Bühne war zu vorgerückter Stunde voll und die Meute begeistert. Inzwischen ist AT THE GATES vollständig zurück und der Alltag sieht 2015 etwas nüchterner aus: Mittelmäßig viele Menschen erwarten die Schweden am sonnigen Nachmittag. Diese Umstände stehen einem tollen Konzert selbstverständlich nicht im Wege – der Sound hingegen schon. Denn selbst eine toll eingespielte Truppe mit richtig Spaß in den Backen (wovon man sich heute genau so überzeugen kann wie auf der letzten Wintertour) hat es einfach schwer, wenn der Bass schlichtweg alles zuwummert. Herr im Himmel, ich kann die Songs im Schlaf mitpupsen und erkenne Melodien nur mit allergrößtem Vorstellungsvermögen! Und das bei DER melodischen Todesstahlgruppe überhaupt... Da fehlen mir selbst als begeisterter Anhänger wirklich die Worte. Der Gig bereitet daher auch nur halb so viel Freude, wie er könnte, wofür die Band selbst leider überhaupt nichts kann. AT THE GATES liefert nämlich wie gehabt ein schönes Best-Of-Set mit viel "Slaughter Of The Soul", ein paar Klassikern und ein bisschen aktuellem Stoff ab, welcher in der Zusammenstellung ganz vorzüglich munden würde, wenn da... Ach, ich hör auf. Geile Band, kein so geiles Konzert.

[Oliver Paßgang]



Sommer, Sonne, gute Laune, was passt da mehr, als STRATOVARIUS? Nun, eigentlich nichts und so freue ich mich auf den Auftritt der Euro-Metal-Legende, wenn auch mit einigen Sorgen. Denn die letzten Auftritte im nun auch nicht mehr so neuen Line-Up waren nicht immer überzeugend. Heute scheinen aber alle Beteiligten Spaß zu haben und die Band steigt direkt mit dem Klassiker 'Black Diamond' in einen Set, der auch in weiteren Verlauf viele Klassiker zu bieten hat. Sänger Timo Kotipelto kündigt zwar einen Set voller "Oldschool-Power-Metal" an, doch nur die wenigsten dürften an dieser Stelle eine Sammlung von METAL CHURCH- und VICIOUS RUMORS-Covern erhofft haben. Stattdessen gibt es 'Against The Wind', 'Speed Of Light', 'Legions' und noch mehr aus der goldenen Ära von STRATOVARIUS. Im Gegensatz zu früheren Auftritten merkt man heute auch nicht so deutlich, dass nur noch zwei Mitglieder aus jener Zeit am Start sind und selbst Gitarrist Matias Kupiainen fügt sich mittlerweile gut in das Bandgefüge ein. Die aktuelle Besetzung bewirbt dann noch mit ein paar Songs der letzten zwei und des kommenden dritten Albums die jüngste Phase der Band. Doch die Überhits 'Eagleheart' und 'Hunting High And Low' machen eindrucksvoll klar, dass der kompositorische Höhepunkt bei STRATOVARIUS kurz vor der Jahrtausendwende lag. Was soll's, heute kriegen wir die Songs in guter Qualität und mit Spielfreude vorgesetzt und so bin ich versöhnlich gestimmt und empfinde sogar ein bisschen Vorfreude auf das kommende Album. Das ist mehr, als ich erwartet habe und das Konzert somit ein voller Erfolg.

[Raphael Paebst]

 

Man steht gemütlich auf einem halbwegs trockenen Plätzchen, lauscht den Klängen einer Nummer namens 'Nightrider' und wird von einem fragenden Passanten aus den Träumen gerissen: "Spielen da gerade STRATOVARIUS?" Ich muss kurz schlucken, ehe ich entgegnen kann, dass das QUEENSRŸCHE sei und man gerade im Begriff ist, eine Setlist voller Klassiker zu erleben. Den Anfang machte 'Anarchy X' und wenn es mit 'Breaking The Silence' weitergeht, ist das wohl kaum eine Übertreibung. Seit die Band sich mit Todd LaTorre verstärkt hat, braucht man keine falsche Scheu vor dem Material der ersten Stunden zu haben. Geoff Tates Nachfolger kann singen wie der junge Metalgott und zeigte sich bereits auf dem Rock Hard Festival vor zwei Jahren als beinharter Fronter. So ein großes Publikum wie hier hat die Band dann aber doch selten, über die Videowände kann man zwischendurch erahnen, wie viel Spaß in den Backen die Herren Rockenfield, Wilton und Co. gerade haben. 'En Force', 'Warning' oder 'The Needle Lies' bekommen selbstverständlich auch von den Fans den gebührenden Respekt und werden lauthals intoniert. Welches Selbstbewusstsein man bei QUEENSRŸCHE glücklicherweise wieder hat, zeigt sich aber erst bei 'Arrow Of Time', einem neuen Song des für Oktober angekündigten neuen Albums "Condition Hüman". Wenn überhaupt, hat ein Bruchteil der gerade Anwesenden schon vorab im Netz reingehört, ein Stimmungstief mangels Textsicherheit gibt es aber nicht. Das liegt wohl auch daran, dass sich die Nummer wie eine Eins zwischen 'NM 156' und 'Eyes Of A Stranger' einfügt und qualitätstechnisch durchaus mithalten kann. Wer im Publikum jetzt noch Reserven hat, kann Zeuge dessen werden, wie 'Queen Of The Reich' und 'Take Hold Of The Flame' anständig dargeboten werden. Ganz ohne Starallüren, dafür mit einer kontrollierten und klaren Stimmen, singt Todd LaTorre die Fans auf Wolken Sïeben, die nach zwölf Songs natürlich noch nicht genug haben und lautstark die nicht gewährte Zugabe fordern. In dieser Form darf QUEENSRŸCHE gerne öfter zu Gast auf deutschen Festivals sein - "Condition Hüman", so viel sei jetzt schon gesagt, dürfte die Wartezeit angenehm verkürzen.

 

"Mein Hund ist dunkelblau und wir kommen den weiten Weg aus Hannover!" Es gibt wohl nur einen Frontmann, der das Festivalpublikum mit solchen humoristischen Einlagen und Ansagen versorgt wie Mikael Åkerfeldt. Der Schwede ist mit seinen Mitstreitern zum wiederholten Male zu Gast in Wacken und gibt auch dieses Mal von Anfang an nichts auf Konventionen oder "Nummer sicher": 'Eternal Rains Will Come' ist ein fantastischer Song, den man unter dem Kopfhörer genießen kann. Auf einem Festival zwischen QUEENSRŸCHE und DREAM THEATER? Wer lang hat, kann eben lang hängen lassen. Auch mit 'Cusp Of Eternity' hat die Band einen Song gewählt, den man ohne Hintergrundwissen kaum auf einem Metalfestival vermuten würde. Es ist dann schließlich genau diese Kauzigkeit, die sowohl die Musik als auch die Attitüde der Truppe ausmacht, da ist das beinharte 'The Drapery Falls' beinahe eine Überraschung. Wie vor einigen Jahren am selben Ort mischt man bei OPETH die Songs so munter durch wie auf Konserve, nur dass es immer schwieriger wird, die Fans beim immer größer und variabler werdenden Katalog mit der Songauswahl zufriedenzustellen. Eine Seltenheit wie 'To Rid The Disease' wird aber ebenso euphorisch angenommen wie die Klassiker 'Heir Apparent' und 'The Grand Conjuration'. Vor allem beim letzten Song verknotet sich die Headbangergemeinde kollektiv die Halswirbel und man wird das Gefühl nicht los, dass die PA noch etwas mehr drücken könnte.Ehe man sich hierüber den Kopf zerbrochen hat, schmettern uns aber die brachialen Takte von 'Deliverance' entgegen, das leider schon das Ende des heutigen Auftritts markiert. OPETH auf einem Festival, das wäre normalerweise eine willkommene Abwechslung. Vor dem Auftritt DREAM THEATERs fühlt es sich beinahe an wie eine Hallentour.

 

Nach dem progiggen Hochgenuss bei QUEENSRŸCHE und OPETH gibt es mit DREAM THEATER den dritten Schlag vertrackte Musik direkt hinterher. Und wenn ich mich auf dem Infield so umsehe, läuft die Parole mit "nicht passender" Festivalmusik schön ins Leere. Noch eine Spur energischer als bei OPETH feiert das Publikum schon die ersten Takte des obligatorischen Intros ab, ehe uns die New Yorker 'Afterlife' um die Ohren hauen. Auch die wenigen Unwissenden auf dem großen Acker bemerken schnell, dass hier Ausnahmemusiker auf der Bühne stehen, die mit Ausnahme von James LaBrie alle einen sehr guten Tag erwischt haben. Für den kanadischen Piraten ist das frühe Material der Band mittlerweile sehr hoch, mit Leidenschaft und Spucke werden aber Fans wie ich trotzdem mitgerissen, eine teils fragwürdige Umgestaltung der Gesangslinien verdirbt uns heute nicht den Spaß. Ganz viel Spaß haben also alle Leute, vor und auf der Bühne. Kein Wunder, denn mit dem nachfolgenden 'Metropolis Pt. 1' haut uns das Traumtheater einen seiner besten Gassenhauer vor die schlammgetränkten Stiefel. Leider fällt der kurzen Setlist der "Awake"-Beitrag zum Opfer, 'Caught In A Web' stünde sonst als nächstes auf dem Speiseplan. Um das zu wissen, muss man auch heute kein Prophet sein - DREAM THEATER spielt anlässlich des 30-jährigen Bandjubiläums eine Setlist mit einem Song pro Studioveröffentlichung, auf einigen Festivals muss leider gekürzt werden. 'Burning My Soul' schickt sich als erster Underdog an, den Raum zwischen den großen Klassikern zu füllen. Das gelingt überraschend gut, so mancher Fan weiß bekanntlich "Falling Into Infinity" nicht genug zu würdigen. Live präsentieren uns John Petrucci und seine Mitstreiter aber viele Songs in einem härten Soundgewand als auf Platte, was zum Glück nicht für 'The Spirit Carries On' gilt. Moment Mal, eine Ballade zur besten Festivalzeit in so einem kurzen Set? Diese Entscheidung spaltet die Geister, im Refrain vereinen sich aber Jubler und Nörgler zum großen Backing-Chor und schmettern mit, was das Zeug hält. Zeit zum verschnaufen gibt es anschließend ohnehin nicht mehr. 'As I Am', 'Panic Attack' und 'Constant Motion' zeichnen für ordentliches Nackenmuskeltraining verantwortlich - vorausgesetzt, man schafft es, die richtigen Betonungen in den krummen Takten zu finden. Da soll nochmal jemand behaupten, bei DREAM THEATER gäbe es keinen Faustfaktor! Zum Ende des Sets ist man auch bandhistorisch endlich in der Gegenwart angekommen, soll meinen: in der Post-Portnoy-Ära. 'Bridges In The Sky' gilt vollkommen zurecht als einer der besten Songs der Truppe seit Jahren und wird vom leider abschließenden 'Behind The Veil' stimmungstechnisch nicht mehr überboten. Mit Glückshormonen vollgepumpt, den Puls noch auf 7/8 gestellt und mit der Gewissheit ausgestattet, soeben mindestens das persönliche Festivalhighlight gesehen zu haben, geht es erst einmal raus aus dem Trubel. Vollwertkost will gut verdaut werden.

[Nils Macher]


ANNIHILATOR ist als einer der besten Live-Acts in der gesamten Szene bekannt. Gerade auf der letzten Tour konnten Jeff Waters und Co. richtig fett abräumen und spielten wohl einige der besten Shows seit Bandgründung. Als die Band vor zwei Monaten verkündete, dass man sich unlängst von Frontmann Dave Padden getrennt hat, brach allerdings wieder einmal eine Welt zusammen. Waters entschied sich kurzerhand, keinen weiteren Sänger zu verschleißen und die Vocals wieder selbst zu übernehmen - und darauf durfte man doch sehr gespannt sein. Und wie befürchtet kostet dieser Schritt der Performance eine Menge Dynamik. Der Mastermind ist in seinem filigranen Spiel zwar wenig eingeschränkt und gerade in den Soloparts kaum zu bremsen, und auch die Setlist ist gigantisch - doch der zweistimmige Gesang in den einzelnen Refrains und das Stageacting generell sind Aspekte, die zuletzt einfach besser funktionierten. Bei Killersongs wie 'Refresh The Demon', 'Set The World On Fire' und 'King Of The Kill' mag das zwar Jammern auf allerhöchstem Niveau sein, doch irgendwie ist der ANNIHILATOR-Sound ohne Padden deutlich ausgedünnt. So wird aus einer potenziell erneut fantastischen Show lediglich ein anständiger Gig, in dessen Mitte sich mit 'City Of Ice' ein ewig geforderter, nun aber endlich wieder neu ausgepackter Track befindet, der so manchen Besucherwunch erfüllt. 'Alison Hell' und 'Human Insecticide' beschließen den Gig der Kanadier, der durch einen kurzen Gastbeitrag von Ex-Drummer Mike Mangini weiter aufgewertet wurde. Und auch wenn man wirklich zufrieden sein kann: der Padden-Wermutstropfen bleibt!

[Björn Backes]


Das Riffmonster Zakk Wylde rockt mit seiner Band BLACK LABEL SOCIETY ordentlichst die Bretter! Ich muss gestehen, dass er eine imposante Figur auf der Bühne abgibt, wenn auch mich der nasale Gesang über die Konzertlänge leicht einschläfert. Auffällig ist auch die durchschnittlich junge, doch sehr gut eingeübte Begleitband. Da geht jeder Schlag in die Magengrube, Fett! Auch die überwiegend orange-gelbe Lichtshow ist gut mit dem Set abgestimmt. Zakks Soli-Eskapaden sind allerdings eine Geduldsprobe für mich, schier endlos scheint er sich einen abzufriemeln (ein Freund von mir vertilgt während der Zeit einen Döner, inklusive Anstellen). Doch die Fans feiern ihren Gott ab und darum geht's ja. Emotionaler Höhepunkt ist die Ballade 'In This River' in Erinnerung an seinen Freund Dimebag, die der Riese am Klavier spielt.

[Jakob Ehmke]

 

Wieder einmal zeigen die Schweden von IN FLAMES, dass sie zu einer der besten Livebands gehören, ohne sich dabei zu verbiegen. Mit einem Set von 16 Songs, beginnend mit dem Klassiker 'Only For The Weak' ist man durchwegs begeistert und gut gelaunt. Der Sound ist vom feinsten, denn die Gitarrenfront und der Bass hebt sich vom Sound her sauber von den Drums ab. Die Riffs haben es einfach in sich und rocken gefühlt das ganze Infield. Das merkt man auch an der Resonanz der Leute, die um diese Spielzeit sowieso den Höhepunkt ihrer Laune erreicht haben. 'Bullet Ride' erzeugt schon beim ersten Ton große Freude und rockt dermaßen als die Drums einsetzen, dass man nicht still stehen kann. Insbesondere die wechselnden Parts vom aggressiven Shouting und ruhigen gelassenen Passagen überzeugen auf ganzer Linie. IN FLAMES hat ja so einige Songs im Repertoire, wo jedes Riff genossen wird. Sehr beeindruckend ist auch die Lichtkulisse, die sich über die gesamte Bühnenfront erstreckt und durch die großen Leinwände noch verstärkt wird. In der Mitte typischerweise der brennende Wacken-Schädel und außen herum die LED-Fassade, die den roten Faden der Songs nur verstärkt, denn die Farbgebung ist sauber auf die Songs abgestimmt und lässt keine Wünsche offen. Das Anders Fridéns Outfit komplett in weiß nicht bei Jedem ankommt, ist klar, aber das ist schon sehr lange ein Markenzeichen seinerseits und für sein Auftreten völlig akzeptabel. IN FLAMES gibt alles auf der Bühne und das Quintett zeigt, dass es Spaß an den Songs hat, was bei solchen Riffs kein Wunder ist. Songs mit Hit-Charakter wie 'Deliver Us', 'Cloud Connected' oder 'Mirror's Truth' und 'Take This Life' werden einfach mal nacheinander gespielt. Hier passt alles. Am Ende gibt es wie gewohnt das verdiente Feuerwerk hinter den Stages.

[Thomas Reinsch]


21:00 Uhr. Wacken. Freitag. Erster Sonnentag. Beste Voraussetzungen für gute Stimmung vor und auf der Partystage. Dero Goi und seine harte Deutsch-Rock-Combo versuchen es zum Einstieg mit ein paar einheizenden "Waaaacken"-Rufen und eröffnen ihren Auftritt dann mit ihrem neusten Song 'Alles aus Liebe'. Das Albumcover ihrer aktuellen Scheibe "XXV" ziert auch die Bühnenrückwand und weist auf das 25-jährige Bandbestehen hin. Um die Metalheads vor der Bühne kräftig zu animieren, wird tief in die Trickkiste gegriffen und die Akkorde von QUEENs 'We Will Rock You' erklingen als Einleitung zu ihrem zweiten Song 'Labyrinth' vom vorletzten Album. Es passiert, was passieren muss: Alle klatschen und singen mit. Willkommen bei der Neuen deutschen Härte. Dass allerdings bei den Jungs aus Wolfsburg alles live und laut Goi "ohne doppelten Boden" ist, ist löblich. Bevor es mit 'Das weiße Licht' 16 Jahre in die Vergangenheit geht, geht die Frage ans Publikum "Kennt ihr Gollum?" Klar, kennen alle, also dürfen alle 'Mein Schatz' lauthals mitsingen. Vergangenheit ist auch das Thema des nächsten Songs. Zum vierten Mal ist OOMPH! bereits auf den Brettern in Wacken und mit 'Wunschkind' vom gleichnamigen Album werden besonders die Fans bedient, die schon lange treu dabei sind. Die Aufforderung von der Bühne zum Moshpit zündet zwar erst in der zweiten Hälfte des Songs, aber dann scheinen sich viele doch wieder an die eigentlichen "harten" Töne aus Industrial und EBM zu erinnern und lassen raus, was sich bei QUEEN noch in artiges Klatschen ergoss. Mit dem nächsten Lied, 'Unter diesem Mond' vom aktuellen Album wird die Meute hart abgebremst. Um aber gar nicht erst ein Stimmungstief aufkommen zu lassen, kündigt Goi den nächsten Moshpit  an und bei 'Jetzt oder nie', ebenfalls von "XXV“, darf dann wieder die Sau rausgelassen werden. Von "Niemand" und "Mitten ins Herz" geht es dann wieder zurück in die Gegenwart zu "Jede Reise hat ein Ende". Am Ende ist OOMPH! an der Stelle aber noch nicht. 'Gott ist ein Popstar', 'Gekreuzigt' und 'Sandmann' – ein Zickzack-Kurs durch die Bandgeschichte. Und fast am Ende kommt das, worauf zumindest all diejenigen gewartet haben, die die Band erst seit 2004 kennen: 'Augen auf' und der Mob tobt. Ganz zum Schluss wird noch mal bei Monty Python geklaut und alle singen zusammen den Gute-Laune-Song 'Always Look On The Bright Side Of Life'. So schön kann Metal sein.

[Vanessa Eick]


Wer 2009 den (Nicht-) Abschied von RUNNING WILD gesehen hat, und sei es auf DVD, der dürfte diesen etwas faden Beigeschmack ebenfalls einige Zeit nicht losgeworden sein. Es war kein schlechter Auftritt, aber ein würdiger Schlusspunkt des deutschen Flagschiffes war das nicht ansatzweise. Songauswahl okay, Show lala, Motivation auch eher so mittel - da fehlte einfach etwas. Skepsis ist bei allen Freunden von Rock'n'Rolf um Mitternacht somit mehr als angebracht. Sie löst sich aber nach kurzer Zeit in Wohlgefallen auf. Das hier ist eine ganz andere Hausnummer. Dass die Band 2009 Stofflumpen anhatte und dieses Mal ganz, ganz tief in der Dachbodenkiste gekramt hat, symbolisiert die Attitüde RUNNING WILDs nur zu gut: Hier hat eine Band so richtig Bock und fährt mit 'Under Jolly Roger' als Opener gleich mal eine ganz dicke Steuerbord-Kanone auf. Danach geht es einmal quer durch die Banddiskographie, von ganz alt ('Genghis Khan') bis ganz neu (gleich fünf bisher nie gespielte Songs), was bemerkenswerterweise ohne größere spürbaren Brüche vonstatten geht. Rolf ist super bei Stimme und gleichzeitig bester Laune, der Sound ist klasse, die Stimmung super und auch die Crew steht ihrem Kapitän in nichts nach. Kurz die Augen reiben: Ja, das hier sind die vielerorts so gescholteten Piraten RUNNING WILD. Ich bin wahrlich kein Freund von Reunions, aber diese Chance zum Geraderücken ist notwendig gewesen – und gelingt auf ganzer Linie. 'Raw Ride' bereitet mir riesige Freude, 'Riding The Storm' reißt Rolf zu einer ziemlich sinnfreien, aber sympathischen Ansage hin (Sturm beschwören, aber bitte nicht jetzt!), wird aber natürlich wie selbstverständlich abgefeiert und 'Bad To The Bone' lässt genau wie die zweite Zugabe 'Little Big Horn' noch einmal ordentlich viele Kehlen schmettern. Trotz zwei wirklich durchwachsenen neuen Alben lasse ich mich jetzt einfach mal zu der Aussage hinreißen: RUNNING WILD ist zurück auf den Gewässern unseres Musikozeans! Wenn die Live-Energie jetzt noch entsprechend in die nächste Songwritingphase übertragen werden kann, bin ich – und sind wahrscheinlich die meisten Fans – absolut glücklich.

[Oliver Paßgang]

 

Den Hintergrund der Bühne ziert der Schriftzug des aktuellen Albums “Hydra“ aus 2014 und mit einem Song dieser Scheibe legt WITHIN TEMPTATION los. 'Paradise', eigentlich ein Duett mit der ehemaligen NIGHTWISH-Sängerin Tarja Turnen, wird heute von Sharon den Adel mit Unterstützung der Fans interpretiert. Die lassen sich von anfeuernden "Hey Hey"- Rufen begeistern und das gut gefüllte Infield reckt zum Dank die Pommesgabel der Bühne entgegen. Der Übergang zu 'Faster' ("The Unforgiving", 2011) ist fließend, nur die Farbskala der Stagebeleuchtung wechselt von blau zu rot und eine Videoanimation zeigt im Hintergrund ein Autorennen. Passend, wenn auch überflüssig, wo doch eigentlich der Anblick der Sängerin und Band ausreicht, das Publikum auf der schnellen Fahrt ein paar Jahre zurück in der Bandgeschichte mit zu nehmen. Auch die zwei nächsten Lieder ’In The Middle of The Night’ und die Ballade ’Fire and Ice’ sind aus diesem Jahr. Insgesamt fällt auf, dass die Niederländer mit nur vier Nummern relativ wenige Auszüge des aktuellen Albums spielen. Entsprechend geht es mit 'The Cross' und 'Our Solemn Hour' aus "The Heart of Everything" weiter, bevor zwei ruhigere Stücke aus dem Jahr 2004 ("The Silent Force") nur kurz und schnell von 'Iron' unterbrochen werden. Die Metaller vor der Bühne werden besonders bei 'Angels' fast bedächtig ruhig - ein perfekter Übergang zu einem Coversong und der richtige Moment, dass Sharon den Adel ihren langen schwarzen Mantel ablegt. Es ist schließlich Sommer. Das Lied 'Summerday Sadness' von Lana del Rey kennen alle leidlich aus dem Radio. Von WITHIN TEMPTATION ist es nicht neu erfunden, aber es tut nicht weh und hier können selbst weniger eingefleischte Fans lauthals mitsingen. Auch eine Möglichkeit, Stimmung zu machen. Bevor sich der Auftritt dem Ende nähert, darf auch Robert Westerholt noch mal für einen aktuellen Song ans Mikrophon. Das Finale wird von hohen Rauchwolken und einer stroboskopartigen Lightshow flankiert und führt zurück ins Jahr 2000. 'Ice Queen' entlockt dem Publikum laute "Oho"-Gesänge im Wechsel mit Sharon den Adel, die immer wieder "Louder!" fordert. Lauter können Metaller. Und es lohnt sich. Gleich drei Zugaben, dabei noch ein Lied von der aktuellen Veröffentlichung sowie die Akustikversion von 'Sinéad' werden geboten, bevor um 1:30 Uhr die Lichter endgültig aus gehen.

[Vanessa Eick]


Dass Traditionen verpflichtend sind, dürfte die Besucher des Wacken Open Airs keine Neuigkeit mehr sein. Ob dies alleine jedoch rechtfertigt, dass man THE BOSSHOSS ein weiteres Mal eingeladen hat, um den Einbruch der Nacht mit Country und Cowpunk zu feiern, sei mal dahingestellt. Nachdem bei IN FLAMES und RUNNING WILD noch richtig was los war, leert ich der Platz vor den beiden Hauptbühnen jedenfalls recht schnell - und dies ist nicht alleine der Müdigkeit der Gäste geschuldet. Die inzwischen doch recht bekannten Cowboys lassen sich die Party dadurch aber nicht vermiesen und präsentieren einen ganz witzigen Querschnitt ihres Schaffens, dessen Schwerpunkt auf dem immer noch aktuellen Album "Flames Of Fame" liegt. Ein paar Feierlustige haben sichtlich Spaß an der Darbietung, während der konservative Kern sich fragt, was die Herrschaften da eigentlich zu suchen haben. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man THE BOSSHOSS zwar auch heute nicht absprechen, beim CAMEO-Cover 'Word Up' gibt es sogar noch einmal reichlich Zuspruch auf der Ziellinie, aber wirklich gepasst hat's irgendwie doch nicht!

[Björn Backes]

 

... und auf den anderen Bühnen?


So schnell können sich die Bilder ändern. Letzte Woche noch spielte DEATH ANGEL als Headliner auf dem Headbangers Open Air, diese Woche darf der Todesengel 10 Kilometer weiter in Wacken die Zeltbühne zerlegen. Wo sich die Kulissen kaum mehr unterscheiden könnten, bleibt das Bild auf der Bühne gleich. Die Kalifornier thrashen einmal mehr, als ginge es um ihr Leben. Diese Band kann live einfach kein schlechtes Konzert spielen und hat es als eine der ganz wenigen Bands der klassischen Thrash-Ära geschafft, mit den Alben der Neuzeit an die Klassiker anzuknüpfen. Das spiegelt sich auch einmal mehr in der Setlist wieder, in der Material vom aktuellen Album "The Dream Calls For Blood" neben Klassikern der Marke 'Mistress Of Pain' stehen und vom Publikum wie der Band gleichermaßen abgefeiert werden. Frontderwisch Mark Osegueda singt auch heute großartig, sein Partner in Crime Rob Cavestany spielt wie von der Tarantel gebissen und überhaupt thrasht sich die Truppe wieder um Kopf und Kragen. Das Publikum honoriert den Einsatz, Fäuste, Haare, Menschen, alles was fliegen kann, fliegt durch die Luft und es wird kräftig mitgegrölt. In dieser Verfassung gehört der Todesengel auf eine große Bühne und zusammen mit den nachfolgenden Kollegen von ARMORED SAINT präsentiert sich das Zelt heute im Old-School-Modus als perfekte Alternative zum Traumtheater auf der Hauptbühne.

[Raphael Paebst]


Wenn eine gottverdammte Band auf diesem einsumpfenden Festival Bock auf die Bretter der Welt hat, dann ARMORED SAINT und ARMORED SAINT alleine. Würde Energie in Fässern geliefert, hier würden sie überschwappen. Zugegebenermaßen ist dies meine erste livehaftige Begegnung mit dieser Truppe; meine erste in einer Reihe von ganz vielen, die da noch kommen werden. Schon bei den ersten Tönen von 'Win Hands Down' geht ein Drive durch die Halle, der einfach nur einnehmend ist. 'March Of The Saint' setzt da gnadenlos an und bei 'Last Train Home' hat sich John Bush allerspätestens in die Herzen aller Anwesenden gesungen. Kann eine Band eigentlich zu geil auf ihr eigenes Material sein? Wenn ja, dann kommt ARMORED SAINT dem extrem nahe. 45 Minuten sind mindestens 145 Minuten zu wenig. Falls es irgendwer immer noch nicht begriffen haben sollte: Das hier war der geilste Scheiß des ganzen Wackens. Demnächst dann bitte auf den ganz großen Bühnen. Oder in kleinen, dreckigen Clubs. Ach, Hauptsache irgendwo. Win Hands Down!

[Oliver Paßgang]


Um halb zehn Uhr abends geht es auf der WET-Stage in Wacken zur Sache: SAMAEL entert die Stage und brettert erbarmungslos die Songs teilweise im Blastbeat-Tempo der Meute entgegen. Hier hat man durchaus verstanden, wie schnelle Beats mit coolen Synthie-Sounds kombiniert werden. Los geht es mit dem Mid-Tempo-Song 'Black Trip', welcher die Leute motiviert, sich nicht nur etwas zu bewegen, sondern mit vollem Körpereinsatz abzumoshen. SAMAEL ist bekannt für den Drumcomputer und gibt somit typischerweise eine etwas andere Bühnenpräsenz ab, als man das sonst im Metal gewohnt ist. Aber genau das macht diese Band besonders interessant. Die Keyboard-Sounds erzeugen eine düstere Atmosphäre und begleiten die schnellen Gitarren-Riffs abwechslungsreich. Die Songs von SAMAEL wirken wie ein Gewitter, denn durch die schnellen Gitarren-Riffs und die elektronischen Beats und Effekte ergibt sich ein eigener Mix aus brachialer Atmosphäre. Der Sound ist ebenso überzeugend wie die Stage-Performance der einzelnen Musiker, denn an Agilität fehlt es hier nicht. Xytraguptor (Xy) an den Drums und Keyboards ist durchgängig am moshen, ebenso ergibt sich bei fast jedem Song ein Moshpit unter den Fans. Zusammengefasst ein sehr intensives und brachiales Erlebnis mit jeder Menge elektronischer Sounds.

[Thomas Reinsch]


NUCLEAR ASSAULT habe ich zuletzt auch auf dem Wacken gesehen, das war 2002 und auf der großen Bühne. Anno 2015 spielt man zwar im Zelt auf der WET-Stage, doch eins hat sich nicht geändert: Die Band reißt in bester Oldschool-Manier das Zelt ab! Alte Songs wie 'Hang The Pope' werden wie Klassiker abgefeiert, aber auch die neuen Tracks der aktuellen EP "Pounder" reihen sich gut ins Set ein. Diese alten Herren thrashen und punken, als ob sie 20 wären, ohne Mist!

[Jakob Ehmke]

 

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Redakteur:
Oliver Paßgang

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