Vans Off The Wall Music Nights 2012 - Köln

20.11.2012 | 20:12

01.01.1970, Luxor

Unter dem Banner "Vans Off The Wall Music Nights" touren dieses Jahr die Briten von YOUNG GUNS und YOUR DEMISE durch Europa. Mit dabei sind noch die ebenfalls britischen Newcomer von DON BROCO. Ein vielseitiges Line-Up was die Fans da geboten bekommen.

Das Luxor ist wirklich nicht meine favorisierte Konzertlocation in Köln. Die Toiletten sind neben der Bühne, was es bei ausverkauften Konzerten also schwer macht, diese zu erreichen. Wenn es voll ist, gibt es im Laden direkt subtropisches Klima mit einer Luftfeuchtigkeit von 97%, was selbst die letzten Reihen noch schwitzen lässt. Das Gute ist allerdings, dass die Konzerte stets auf die Minute genau anfangen und selten länger als 22 Uhr gehen, da sich über und neben dem Luxor Wohnungen befinden. Der Gedanke, dass YOUR DEMISE in dieser Location spielen, wirft den Gedanken auf, ob man nicht besser seine Schwimmshorts mitnehmen sollte, denn bei der englischen Hardcore-meets-Pop-Punk-Truppe wird es auf jeden Fall heiß hergehen. Umso mehr bin ich überrascht, dass das Luxor zwar voll ist, aber nicht überfüllt. Überall gibt es noch genug Platz und von subtropischem Klima und schweißnassen Körpern, die sich an einander klatschen wie bei den Luxor-Shows von ALL TIME LOW, PANIC! AT THE DISCO oder UNDEROATH, ist man am heutigen Feiertag weit entfernt.

Erste Band des Abends sind DON BROCO. Das Quartett aus England scheint seine Performance bis ins kleine Detail einstudiert zu haben. Immerhin tanzt man mehr als nur einmal die gleichen Tanzschritte. Das nimmt natürlich der Show etwas an Energie, weil man denkt, dass die Jungs das schön ordentlich vor dem Spiegel geübt haben bis die Schritte sitzen. Musikalisch bewegt man sich irgendwo zwischen Rock mit catchy Refrains, Funk-Einflüssen, die leicht an RED HOT CHILLI PEPPERS erinnern, und krachigen Parts, die an alte BIFFY CLYRO denken lassen. Besonders in den härteren Passagen rockt die Band ordentlich ab und denkt gar nicht an eine einstudierte Choeographie. Auch ist DON BROCOs Frontmann jemand, der versucht, das Publikum auf seine Seite zu ziehen, und dies sogar im Verlauf des Sets schafft. Nach einer halben Stunde verlässt man aber die Bühne.

In der Umbaupause wechselt stellenweise auch das Publikum. Einige Mädels, die es nicht in die erste Reihe geschafft zu haben, um den YOUNG GUNS nahe zu kommen, gehen nach hinten. Dafür kommen jetzt einige Kerle nach vorne. Gerne Tunnel im Ohr, New Era-Caps und stets aktuelle Scheitelfrisur oder wahlweise kurzrasiert. Aber das Publikum von YOUR DEMISE war schon immer grenzwertig und unfreiwillig komisch. Die fünf Briten hingegen scheinen heute in sehr guter Verfassung zu sein. Von den ersten Takten von 'Push Me Under' an öffnet sich ein "gewaltiger" Pit mit weniger als zehn Nasen, die allerdings meinen, fast den halben Bereich vor der Bühne einnehmen zu müssen. Direkt an der Absperrung reißen sich die Kids allerdings ums Mikro. YOUR DEMISE liefern heute einen guten Mix ihrer beiden letzten Alben "The Kids We Used To Be..." und "The Golden Age" ab. Von den alten Sachen, die nicht von Sänger Ed McRae eingesungen wurden, gibt es wie gewohnt nur den Oberkracher und absolute Abrissbirne 'Burnt Tongues', der vom Publikum euphorisch aufgenommen wird. Da die Band auf "The Golden Age" ziemlich viel auf klaren Gesang und Pop Punk gesetzt hat, bin ich schon gespannt, wie sich McRae live schlagen wird. 'These Lights' verlangt fast nur nach klarem Gesang und dieser kommt nicht immer sauber rüber und würde einige Menschen stören, würde es sich hier um CALIBAN handeln. Die Fans freuen sich dennoch über den poppigen Songs und der Moshpit verwandelt sich in eine Hüpfburg. Nach etwas mehr als 35 Minuten ist es aber auch für YOUR DEMISE Zeit, die Bühne für den Headliner zu räumen.

Die YOUNG GUNS sind seit ihren ersten Konzerten in Deutschland von Tour zu Tour beliebter geworden. Man gab den Anheizer für STORY OF THE YEAR, ALL TIME LOW, DANKO JONES oder die LOSTPROPHETS, spielte auf Festivals 2010 noch als eine der ersten Bands, doch jetzt headlined man die erste komplette Tour durch Europa (wenn man von ein paar einzelnen Headlinershows auf dem Festland absieht). Obwohl die Jungs um Sänger Gustav Wood in Köln ihre ersten Deutschlandkonzerte spielte, hat man es bis heute nicht geschafft, als Headliner in NRW aufzutreten, stets war man Supportband. Als man im April 2010 zum ersten Mal für MADINA LAKE das europäische Festland betrat und in Köln den ersten deutschen Auftritt bestritt, kannten vielleicht fünf, sechs Leute die Band schon im Vorfeld, heute stehen knapp 300 Leute vor der Bühne und wollen die englischen Rocker sehen.

Mit 'Dearly Departed' steigt man arschtretend ins Set ein. Die Nummer geht nach vorne und reißt das meist weibliche Publikum vor der Bühne direkt mit. Wie so oft gibt das Quintett von der ersten Sekunde an Vollgas und tobt über die Bühne. Dabei kommen die Lieder wesentlich härter und rauer rüber als auf Platte, was besonders den fetzigeren Tracks gut steht. Das schöne an einer YOUNG GUNS-Show ist, dass man nie die gleiche Setlist wie beim letzten Mal zu hören bekommt. So sind dieses Mal auch wieder andere Songs als nur  'Weight Of The World' von der EP "Mirrors" zu hören, nämlich das großartige 'Daughter Of The Sea'. Auch die sonst eher selten gespielten 'Winter Kiss' oder 'Crystal Clear' kommen heute zum Einsatz. Ansonsten ist die Setlist ein Mix aus den beiden Werken "All Our Kings Are Dead" und "Bones".

Eine Stunde lang geben Gustav Wood und Co Gas. Dieses Konzert gehört zu den Besten, die ich von den YOUNG GUNS bisher gesehen habe. Wenn die Band so weiter macht wie bisher sollte es nicht mehr lange dauern bis man selber die größeren Hallen als Headliner bespielt.

Redakteur:
Sebastian Berning

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