Summer Breeze - Dinkelsbühl

08.09.2006 | 01:00

17.08.2006, Festivalgelände

Fazit:

Die Premiere in Dinkelsbühl kann man insgesamt als durchaus gelungen bezeichnen. Mit Regenschauern rechnet der erfahrene Summer Breeze-Besucher inzwischen schon (muss irgendwie am Namen liegen - wer das Wort "Sommer" im Titel trägt, fordert Petrus nahezu heraus).

Trotzdem gibt es noch leichte organisatorische Defizite. Dass die Presseschaar auf eine recht weit entfernte Ecke des Zeltplatzes "verbannt" wird, lässt sich noch verkraften - ein bisschen Bewegung schadet schließlich niemandem. Aber auch die Rolli-Fahrer müssen sich über exakt die gleiche Strecke zu ihrem Quartier durchkämpfen - das hätte man sicher besser lösen können. Und dürfen letztere wenigstens auf den geteerten Zufahrtsweg ausweichen, erweist sich für die nichtbehinderten Festivalbesucher der doch recht lange und kaum beleuchtete Feldweg, der auch als Ausgang für die Tagesgäste herhalten muss, nach den Regengüssen des zweiten Festivaltages als echte Schlitterpartie.

Auch die Anordnung der Bühnen hat so ihre Tücken - gegen die (wenn auch nur phasenweise scheinende) Sonne kucken zu müssen, wo man doch eigentlich lieber die Band da oben sehen möchte, ist nur bedingt lustig. Die wenigen Schattenplätze sind jedenfalls heiß begehrt.

Von allen Besuchern sehr vermisst werden die "richtigen" Toiletten, die bisher zum festen Bestandteil des Summer Breeze gehörten. Während man auf dem VIP-Zeltplatz recht bald eher unappetitliche Zustände auf den Dixis vorfindet, sich aber wenigstens an einer der Wasserstellen die Hände waschen kann, sollte man auf dem Gelände jegliches Shake-Hands nach einigen Besuchen der deutlich öfters gesäuberten Örtlichkeiten besser vermeiden. Ich werde außerdem nie verstehen, warum es auf skandinavischen Festivals nicht das geringste Problem darstellt, den ganzen Tag über Toilettenpapier vorzufinden, während man hierzulande eher den Eindruck gewinnen kann, dass eine Rolle pro Plastikhäuschen gefälligst für den ganzen Tag zu reichen hat.

Neben solchen (hoffentlich) Kinderkrankheiten im Bereich der Hygiene (die Duschen sind übrigens absolut top!) wissen aber die zahlreichen Helfer durch Freundlichkeit und Spaß an der Sache für sich einzunehmen. Vor allem die stets zu Albernheiten aufgelegten Herren hinter den Tresen im VIP-Zelt sind auch am letzten Tag noch gut gelaunt und garnieren die leckere schwäbische Pizza und den noch leckereren Wodka-Kirsch-Saft mit einer großen Portion Liebenswürdigkeit. Auch das macht das Besondere des Summer Breeze aus, und wir kommen nächstes Jahr gerne wieder!
[Elke Huber]

Positiv in Erinnerung bleiben auch die Sicherheitskräfte vom Summer Breeze, die neben denen am RockHard-Festival zu den kompetetentesten in ihrem Bereich gehören. Vor allem die Securities im Graben haben stets alles im Griff, ziehen die zahlreichen Crowdsurfer professionell und ohne Gewalt aus der Menge und verweisen diese freundlich, aber bestimmt wieder ins Publikum. Und daneben haben sie immer noch ein Lächeln für die zahlreichen Fotografen übrig und ein strenges Auge, dass keiner von einem herannahenden Surfer umgeworfen wird. So macht das Spaß!
[Caroline Traitler]

Randnotizen:

Nackte Schweizer
Freakalarm hoch zehn! Auch dieses Jahr rennen wieder allerlei lustige Gestalten über das Gelände und posen auch gerne mal für die Kameras. Den Vogel schießt allerdings der etwas korpulentere Schweizer ab, der lediglich in Strumpfhose gekleidet und mit Schweizerfahne als Umhang just zu der Zeit bei der Bühne auftaucht, als die Fotografenmeute gerade geduldig auf den Einlass in den Fotograben wartet. Klar, dass sofort alle die Kameras zücken und den Herren mit der nicht ganz blickdichten Strumpfhose ablichten. Zu seinem (oder besser gesagt unserem) Glück hatte er noch einen Zehn-Euro-Schein im Schambereich, um das Schlimmste zu verdecken. Der Kommentar einer Kollegin, was denn geschehen würde, wenn er den Schein zum Bierkaufen zwischen den Beinen hervorgraben würde, führt zu einer amüsanten Diskussion.
[Caroline Traitler]

Ob der ebenso korpulente und nur mit einem durchsichtigen Regencape (bei prallem Sonnenschein, versteht sich) bekleidete Typ, der um den benachtarten Gizeh-Stand herumspringt, ebenfalls ein Eidgenosse ist, bleibt sein Geheimnis. Seine Kumpels finden die Aktion offenbar so nachahmenswert, dass sie die Damen von der Zigarettenhülsen-Firma um ein paar weitere gelbe Plastiküberwürfe erleichtern. Allerdings fehlt ihnen schließlich doch das letzte Fünkchen Mut, denn die Unterhose behalten sie - im Gegensatz zu ihrem nackten Vorturner - lieber an. Ist aber auch besser so!
[Elke Huber]

Bierige Bambis
Legendär mutet auch die Bambi-Aktion an, die zu einem wahren Kult führt. Irgendwer hat sich den Spaß gemacht, ein Reh aus Bierdosen zu basteln und trägt das Ding über das Gelände, gefolgt von einer immer größer werdenden Prozession an Bambi-Anbetern. Amen!
[Caroline Traitler]

Wer das Spektakel verpasst hat, kann sich übrigens auf der geschwind eingerichteten Webseite http://www.bambi-statt-helga.de.vu/ bzw. in dem mit einer wackligen Handkamera mitgeschnitteten Video http://www.youtube.com/watch?v=9GSqH88wPqk&NR ein Bild davon machen, wozu Menschen fähig sind, wenn etwas zu viel Alkohol und Langeweile im Spiel ist.
[Elke Huber]

"Subtile" Baggertechniken
Dass man man es als Single über 30 nicht leicht hat, noch einen passenden Deckel zu finden, ist allgemein bekannt. Die Verzweiflung mancher männlicher "Leidensgenossen" treibt jedoch zuweilen merkwürdige Blüten. So laufe ich am späten Samstag abend müde und durchnässt auf der Suche nach Trost im Wodka-Kirschsaft im Pressezelt direkt einem Kollegen in die Arme, der mich schon den ganzen Tag über bei jeder Begegnung freundlich angelächelt hat. Das daraufhin folgende Gespräch gleicht jedoch eher einem Kreuzverhör statt einem netten Flirt: Neben den üblichen Höflichkeiten (wie heißt du, wo wohnst du, für welches Magazin schreibst du, etc.) werde ich mit Fragen traktiert, ob ich Single sei (ja), bereits geschieden (nein), ob ich Kinder hätte (nein), und mit jeder Antwort wird das Grinsen meines Gegenübers breiter und der Blick wandert immer häufiger von Augen- auf Brusthöhe. Dass ich rauche, wolle er mir mal großzügig verzeihen, meinen Job könne ich doch sicher auch in seiner Stadt ausüben, und bevor er zum finalen Heiratsantrag ansetzen kann, muss ich mich plötzlich dringend mit STALKER-Kollegin Samira über etwas ganz furchtbar Wichtiges unterhalten. Das skurrilste an der Sache: Der Herr ist stocknüchtern! Und gerade deswegen ziemlich penetrant...
[Elke Huber]

Rouven, der Müllmann
Samstag Abend zu später, alkoholisierter Stunde im Pressezelt torkelt uns ein kleiner, besoffener Kerl immer wieder vor den Füßen rum. Da dieser irgendwie nervt, meint Rouven eigentlich aus Spaß, er solle sich doch bitte in einer Mülltüte entsorgen - und tatsächlich steigt der Kleine etwas unbeholfen in eine halbvolle blaue Mülltüte, die schon vor Dreck, Ketchup- und Senfresten nur so trieft. Lecker!
[Caroline Traitler]

La vie en rose...
Was rosa Sonnebrillen so alles auslösen können: Am Donnerstag entdecken zwei ziemlich angetrunkene Franzosen (hallo Matias!), dass ihre rosa Sonnenbrillen bei anderen Leuten wirklich lustig aussehen und fangen an, alle mit diesen absolut unmodischen Dingern zu knipsen. Das Resultat dieser beharrlichen Fotosession ist natürlich auch im Internet zu finden und löst eventuell einen genauso großen Kult wie Bambi und Co. aus... Alle Interessierten klicken bitte hier: http://www.thirdmoon.at/index.php?spgmGal=summerbreeze2006&page=gallery
[Caroline Traitler]

Au...das tut weh...
Ups. Ich kenn ja viele Metaller, und diese sind meine Freunde. Aber was ich hier seh, treibt mir die Tränen in die Augen. Pogo tanzen, das kennt man ja. Aber Pogo tanzen mit einem Altpapierhaufen?
Was Neues? Anscheinend schon. Ich stehe gemütlich am Redaktionstand von POWERETAL.de, als urplötzlich drei Metalheads meinen, sie müssten diesen Papierhaufen als Pogo-Gegner missbrauchen. Anlauf, Sprung - und ab in den Müll. Was können wir lachen, als die einen oder anderen den Weg aus dem Haufen nicht mehr schaffen. GIZEH hat es drauf, den Müll liegen zu lassen - den Haufen der Sehnsucht zum Pogo tanzen. Was für ein Bild - selten so gelacht. Ich denke, ich werde auch einen Altpapierhaufen vor meiner Haustür postieren. Mal sehen, wer da so kommt - frohes Tanzen und Jumpen in den Müll.
[Andy Grzybowski]

Meinungen der Redakteure:

Top-5-Bands - Summer Breeze-Hit - Summer Breeze-Flop:

Caroline Traitler

Top-5-Bands: ANGEL BLAKE, MY DYING BRIDE, AMORPHIS, TRAIL OF TEARS, GOJIRA

Summer Breeze-Hit: Das neue Gelände, die Securities im Fotograben, das Essensangebot (vor allem auch das Essen und die Cocktails im VIP-Bereich), gutes Bier, die Party mit den Norwegern am Donnerstag Abend, Redaktionstreffen und unser Stand in bester Lage.

Summer Breeze-Flop: Schlechter Sound am Anfang von MY DYING BRIDE (und bei manch anderen Bands), keine Spülklos, REGICIDE sagen ab und VOLBEAT kommen zu spät, die Wege zum Campingplatz sind teilweise viel zu dunkel.

Elke Huber

Top-4-Bands: AMORPHIS, LUMSK, SCAR SYMMETRY, TRAIL OF TEARS

Summer Breeze-Hit: Auch am POWERMETAL.de-Stand kann man die Musik von der Bühne hören, weil der benachbarte Hammer-Bus dieses Mal nicht alles mit schlechten Konservenklängen zudröhnt; mehr Platz auf Gelände und Zeltplatz; die Wodka-Kirsch-Mischung im Pressezelt; der sauergespritzte Äppelwoi von Rouven

Summer Breeze-Flop: Das für meinen Geschmack relativ schwache Billing; die MOONSPELL-Setlist; man kann keinen sauer-gespritzten Äppelwoi auf dem Gelände kaufen; die Toilettensituation insgesamt und das fehlende Klopapier im Speziellen

Carsten Praeg

Top-5-Bands: KREATOR, 1349, THYRFING, UNLEASHED, NECROPHAGIST

Summer Breeze-Hit: Von unserem Stand aus kann man bequem auf die Bühne gucken; Georgs stets gut gefüllter Kühlschrank hinter unserem Stand; die Lach-Bauchschmerzen am letzten Abend [Chinchilla mit Blähungen? - Anmerkung Caro]

Summer Breeze-Flop: Meine Kopfschmerzen am letzten Tag, ging ja mal gar nicht; der übliche Dixi-Mief; die Deppen, die neben unseren Stand pinkeln wollten

Georg Weihrauch

Top-3-Bands: GAMMA RAY, REBELLION, PERZONAL WAR

Summer Breeze-Hit: Das neue Gelände ist großzügig dimensioniert und trotzdem sind die Wege nicht wirklich weit. Man kommt selbst bei den Headlinern in die Nähe der Bühne. Die Dixies sind an den Wegen aufgestellt, so dass der Reinigungswagen sie selbst bei stärkerem Regen noch zum Reinigen erreichen kann (zum Glück gibt es dieses Jahr keine weitere Schlammschlacht). Und zum ersten Mal seit Jahren ist die Bühne lauter als METALLICA vom Hammer-Bus. Und last but not least, der Spaß, den wir zusammen mit den Jungs und Mädels von metal.de an unserem gemeinsamen Stand haben, nur blieb eine Frage unbeantwortet: Warum sind denn die Jungs von metal.de so hässlich? Aber die klären wir dann nächstes Jahr.

Summer Breeze-Flop: Das Billing ist für mich dieses Jahr nicht gerade das Wahre. Für meinen Geschmack einfach zu wenig Heavy und Power Metal. Daher auch nur eine Top-3 oben. Es wurde schon wieder ein großer gelber Zeppelin direkt in der Brandschutzzone hinter den FOH geparkt. Und natürlich der Idiot, der meinte nachts und besoffen mit seinem BMW auf dem Zeltplatz herumzufahren. Zum Glück lag in den zusammengefahrenen Zelten keiner drin.

Andreas (Andy) Grzybowski

Tpp-5-Bands: PERZONAL WAR, MORBID ANGEL, KREATOR, FRAGMENTS OF UNBECOMING, CORVUS CORAX

Summer Breeze-Hit: Das Summer Breeze ist eh für mich das absolute Highlight im Jahr. Daher freut es mich sehr, all meine POWERMETAL.de-Mädels und Jungs zu treffen. Besonders natürlich Georg (hoffe deinem Bein geht es besser!) und Rouven (Bouven) und nicht zu vergessen meine Elke. Das neue Gelände ist fein, hat aber so seine Nachteile. Die Wege sind weiter, und Nachts sieht man kaum etwas, außer man hat Licht an seinem Rollstuhl, hehe, was so manchen Vorteil bringt, wenn man anderen den Weg erleuchten kann. Nein, ich bin kein Gott, aber ich erleuchte gerne die Wege derer, die in Dunkelheit wandern. Das gesamte Festival ist diesmal besser organisiert, es macht Spaß, auch außerhalb der Reihen neue nette Metaller zu treffen.
CORVUS CORAX sind für mich in diesem Jahr das absolute Highlight. Sorry - ja, man kann auch ohne E-Gittare fetten Sound machen und super Stimmung verbreiten. Mehr davon...das ständige Gegrunze geht einem schon etwas auf den musikalischen Nerv! Im Großen und Ganzen aber ein super Festival. See you again next year, my friends!

Summer Breeze-Flop: Auweia...das ist doch echt mehr als nur ein sogenannter Schuss in den Ofen. Was hat die Heulboje LIV KRISTINE nach MORBID ANGEL zu suchen? Und dann noch LACRIMOSA? Das passt überhaupt nicht. Und die DEATHSTARS am Ende des Freitagabends reißen die Stimmung auch nicht mehr raus. Meine Beobachtung nach MORBID ANGEL: kalt auf dem Gelände, alles müde und dann das...guten Schlaf und gute Nacht. Nein, beim Billing gibt es wirklich noch Verbesserungsbedarf.

Thomas Becker

Top-5-Bands: KATATONIA, MORBID ANGEL, THE OCEAN, AMORPHIS, SCAR SYMETRY

Summer Breeze-Hit: Sonnenschein die meiste Zeit. Das coole MORBID ANGEL-Konzert ist für mich Death-Metal-Agnostiker 'ne echte Überraschung. Gelände okay, viel weiträumiger Rasen, aber kann problematisch werden bei Regen! Das chinesische Essen, Preise sind auch okay! Natürlich alle POWERMETAL.de-ler, v.a. die ich noch nicht kannte (Dachs z.B., grias Di!).

Summer Breeze-Flop: Dinkelsbühl ist in Bayern! Ein endlos sich hinziehender Samstag mit den wenigen Bands, auf die man sich an diesem Tag freut, am Schluss, die dann aber auch noch floppig sind (FEAR FACTORY und MDB). Nervige Mittelalter-Folk-Gedudel-Bands und Frauengeträller! Devon Graves kennt Liv Kristine. Devon Graves singt mit Liv Kristine. Devon Graves hört man nicht.
Kein Schweinefett! [Oh ja, den hab ich auch vermisst - Anmerkung Elke]

Redakteur:
Rouven Dorn

Login

Neu registrieren